Lieferketten stehen unter Druck wie nie zuvor. Eine kurzfristige Entspannung ist nicht in Sicht. Laut aktuellem MHI Industry Report aus mehreren Gründen: 57 Prozent der Befragten befürchten Unterbrechungen der Lieferkette und Engpässe. Kaum weniger klagen über Probleme bei der Einstellung und Bindung qualifizierter Mitarbeitender. Gut die Hälfte kämpfen mit Problemen, die Kundenforderungen hinsichtlich kürzerer Reaktionszeiten zu erfüllen. Und 43 Prozent sehen die Synchronisierung der Lieferkette als wesentliche Herausforderung.
Ein weiterer Faktor sind wachsende Nachhaltigkeits- und Klimaschutz-Initiativen der Unternehmen, da das deutsche Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz (LkSG) eine hohe Transparenz entlang der gesamten Supply Chain voraussetzt. Um diese zu erreichen, braucht es die Identifikation aller Beteiligten im Supply-Chain-Ökosystem und der von ihnen erzeugten Daten. Außerdem muss jeder Stakeholder ermitteln, welche Informationen er oder sie benötigt, um effektiv arbeiten und interne und externe Schwachstellen beseitigen zu können.
Wie reagieren diese Unternehmen? Um die betriebliche Flexibilität zu verbessern und Unterbrechungen zu minimieren, erweitern sie ihre Zulieferernetzwerke. Und als wichtigste Maßnahme wollen fast zwei Drittel ihre Investitionen in die digitale Supply Chain erhöhen. Investitionen in die Supply-Chain-Performance zahlen sich jedenfalls aus. Laut der Studie „Connected and autonomous supply chain ecosystems 2025“ von PwC profitieren sogenannte „Digitale Champions“ durch höhere Umsätze und Kosteneinsparungen. 84 Prozent der befragten Unternehmen berichten von verbesserter und zuverlässigerer Lieferfähigkeit. Moderne Supply-Chain-Performance bedeutet außerdem proaktives und effizientes Risikomanagement, erhöhte Auslastung der Vermögenswerte und optimierte Nachhaltigkeit.
Die gute Nachricht: Auf dem Markt ist eine Vielzahl von reifen und intelligenten digitalen Anwendungen verfügbar, mit denen Unternehmen die Resilienz ihrer Lieferketten erhöhen. Ganz oben auf der Liste steht Cloud Computing als Standard für die Mehrzahl der Supply-Chain-Anwendungen, da sie unter anderem schnell einsetzbar sind sowie höchste Flexibilität und Skalierbarkeit bieten.
Eine weitere Technologie gewinnt derzeit auch an Bedeutung: Low-Code/No-Code. Gartner sieht für das Jahr 2023 ein knapp 20-prozentiges Wachstum voraus. Die meisten Unternehmen erwarten sogar, dass diese Technologie das traditionelle Coding bis 2024 überholen wird. Die Gründe für die rasch steigende Akzeptanz liegen auf der Hand. In der Vergangenheit war die Automatisierung von Geschäftsprozessen teuer und erforderte viel Zeit und Fachwissen. Mit Low Code ist dies nun wesentlich schneller und günstiger möglich. Außerdem können Unternehmen ihre Prozesse wesentlich rascher an sich ändernde Geschäftsbedingungen anpassen. Zusammengefasst ermöglicht das alles eine effizientere und erfolgreichere Supply Chain.
Da Low Code vermehrt in den Fachabteilungen im Einsatz ist – Stichwort „Citizen Developer“ – gilt die Technologie als eine wirkungsvolle Maßnahme gegen den Fachkräftemangel. Denn für Low Code braucht es keine ausgebildeten IT-Fachkräfte. Stattdessen können technisch versierte Mitarbeitende Software selbstständig anpassen. Low Code sorgt zudem für eine höhere Motivation, da es nutzerfreundliche „Baukastenlösungen“ bietet und dem Wunsch vor allem von jungen Arbeitskräften nach mehr Eigenständigkeit entgegenkommt.
Bei der Wahl einer geeigneten Software zur Verbesserung der Supply-Chain-Performance – etwa in Form eines modernen Dokumentenmanagementsystems im Lieferkettenumfeld – ist in einem ersten Schritt zu beachten, dass es Cloud Technologie und Low Code intelligent kombiniert.
Richtig eingesetzt, sorgt es dafür, dass die relevanten Daten aller in der Lieferkette verbundenen Stakeholder in einer gemeinsamen Datenumgebung gespeichert sowie jederzeit und allerorts über unterschiedlichste Endgeräte abrufbar sind. Damit erfüllt die Technologie das Postulat der Transparenz.
Cloudbasierte Umgebungen ermöglichen auch die schnelle Einbindung eines neuen Zulieferers, da keine umständliche und zeitraubende Installation im jeweiligen Rechenzentrum notwendig ist. Damit gewinnen Unternehmen eine bis dato unerreichte Flexibilität entlang der gesamten Lieferkette. Ein klar definiertes Berechtigungssystem sorgt dafür, dass ausschließlich berechtigte Personen Zugriff auf die oft sensiblen Informationen haben. Als zusätzliche Sicherheitsebene kommt eine Zwei-Faktoren-Authentifizierung zum Einsatz.
Schlussendlich ist der Cloud Provider selbst maßgeblich dafür, dass ein Onlineservice höchste Sicherheitsstandards erfüllt – vorausgesetzt, es handelt sich um einen europäischen Native-Cloud-Anbieter, der die Cloud auf eigener Hardware und mit eigenen Technologien in europäischen Rechenzentren betreibt.
In einem zweiten Schritt sollten Interessenten bei der Wahl der optimalen Supply-Chain-Anwendung darauf achten, dass sie über eine ausgeprägte Prozessorientierung verfügt. Diese äußert sich etwa in abteilungs- und unternehmensübergreifenden Workflows. Dadurch ist beispielsweise für alle Beteiligten in der Lieferkette jederzeit ersichtlich, welche Dokumente sie zu welchem Zeitpunkt benötigen oder freigegeben müssen, wodurch die Synchronisierung der Lieferkette ein technisches Fundament erhält.
Falls die mitgelieferten Workflows nicht ausreichen, können Unternehmen auf einen grafischen Prozesseditor zurückgreifen. Und damit kommt Low-Code ins Spiel: Mit diesem sind Mitarbeiter:innen aus den Fachabteilungen ganz ohne Programmierkenntnisse in der Lage, unternehmensübergreifende Prozesse zu erstellen oder an sich verändernde Bedingungen anzupassen.
Eine cloudbasierte Low-Code-Plattform – realisiert als intelligentes Dokumentenmanagementsystem im Supply-Chain-Bereich – unterstützt Unternehmen bei der Optimierung ihrer Lieferketten. Sie bietet höchste Datentransparenz bei entsprechender Datensicherheit und ebensolche Flexibilität bei der Einbindung von wechselnden Zulieferern. Die Prozessorientierung in Verbindung mit Low Code sorgt dafür, dass sich Workflows trotz Fachkräftemangels rasch steuern lassen. Auf den Punkt gebracht: Eine cloudbasierte Low-Code-Anwendung hat das Potenzial, Unternehmen zu höheren Umsätzen, deutlichen Kosteneinsparungen sowie zu verbesserter und zuverlässigerer Lieferfähigkeit zu verhelfen.
Andreas Dangl
ist Geschäftsführer von Fabasoft Approve.
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