Jedoch hat sich die Zahl der KMUs, die in Digitalisierungsprojekte investieren, nicht wesentlich verändert und ist sogar gegenüber dem ersten Coronajahr 2020 leicht gesunken. Der Umkehrschluss: Wer in Digitalisierung investiert, steckt mehr Geld in die einzelnen Maßnahmen. Dazu passt, dass die Qualität der Digitalisierungsprojekte sich von vergleichsweise einfachen Krisenbewältigungsmaßnahmen des ersten Corona-Jahres – etwa mehr Online-Vertrieb oder digitales Marketing – hin zu komplexen, nachhaltigeren und strategischen Projekten verlagert. So wurden 2021 ein gutes Viertel mehr Projekte zur Reorganisation von Arbeitsabläufen realisiert als im Vorjahr.
Während vor allem die kleinen Firmen mit weniger als 5 Beschäftigten nach den 2020 durchgeführten Maßnahmen zur Pandemiebewältigung die Digitalisierung wieder hinten anstellen, bleiben größeren Mittelständler am Ball oder verstärken ihre Aktivitäten weiter. Diese Schere zwischen kleinen und großen Mittelständlern zeigt sich in den Investitionssummen: Die großen Unternehmen stecken mit durchschnittlich 173.700 Euro das 21-fache eines Kleinstunternehmens (8.300 Euro) in digitale Vorhaben.
Zum immer größeren Hemmnis für die Digitalisierung im Mittelstand entwickelt sich der IT-Fachkräftemangel und das Fehlen digitaler Kompetenzen bei Mitarbeitern. Fast zwei Drittel der Digitalisierer unter den mittelständischen Firmen erwarten, dass sie in den nächsten Jahren Probleme bei der Stellenbesetzung haben werden. Ihnen fehlen vor allem Bewerber und Bewerberinnen mit fortgeschrittenen Digitalkompetenzen (+66,2 %), aber auch solche mit Grundlagenwissen in diesem Bereich (+31,3 %) und mit mathematisch-statistischen Kenntnissen (+23,9 %). Die Hälfte dieser Unternehmen versucht das Problem mit Investitionen in die Kompetenzen ihrer Beschäftigten durch Aus- und Weiterbildung in den Griff zu bekommen, zu einem geringen Teil auch mit der Einführung arbeitssparender Prozesse oder Unternehmensreorganisation.
“Der durch die Corona-Pandemie ausgelöste Digitalisierungsschub im Mittelstand hält an, die Gesamtausgaben für digitale Projekte legen zu, sie fließen in längerfristig angelegte Vorhaben und die Unternehmen gehen das Thema verstärkt strategisch an”, sagt Fritzi Köhler-Geib, Chefvolkswirtin der KfW. “Einige Wermutstropfen bleiben jedoch, allen voran die Tatsache, dass sich die Basis der mittelständischen Unternehmen, die digitalisiert, kaum verbreitert und mehr denn je eine Spaltung in digitale Vorreiter und abgehängte kleine Mittelständler droht.”
Der KfW-Digitalisierungsbericht basiert auf dem KfW-Mittelstandspanel, das repräsentative Daten für sämtliche mittelständische Unternehmen aller Größenklassen und Branchen in Deutschland liefert. An der aktuellen Befragungswelle vom Frühjahr 2022 haben sich 10.796 mittelständische Unternehmen beteiligt.
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