Der Stromverbrauch von Rechenzentren entwickelt sich angesichts der hohen Strompreise immer mehr zu einem erheblichen Kostenfaktor. Laut einer Borderstep-Studie haben Rechenzentren in Deutschland im Jahr 2020 mehr als 2.000 Megawatt Energie verbraucht haben, Tendenz weiter steigend. Auch wenn die Effizienz der Rechenzentren deutlich gestiegen ist und die Treibhausgasemissionen zurückgehen, reden manche vom Klimakiller Rechenzentrum, angetrieben von der Digitalisierung.
Auf dem Cloudfest in Rust zog ein tschechischer Rechenzentrumsbetreiber und Hostinganbieter mit einer kleinen Wanne viele Besucher an den Stand. In die Wanne waren Server eingetaucht, die offensichtlich in Betrieb waren. Server im Wasser? Kaum zu glauben. Der Gründer und CEO von WEDOS Josef Grill hatte offensichtlich seinen Spaß mit den irritierten und diskutierenden Besuchern.
Die Server stehen nicht in Wasser, sondern in Öl. In einem unserer beiden Rechenzentren kühlen wir alle Server mit Öl. Das andere Rechenzentrum wird klassisch gekühlt.
Energieverbrauch ist ein großer Kostenfaktor in einem Rechenzentrum. Daher suchen wir ständig nach Technologien, mit denen wir die Betriebskosten senken können. Wir experimentieren seit rund acht Jahren mit Ölkühlung und als wir vor zwei Jahren unser zweites Rechenzentrum eröffnet haben, sind wir dort auf Ölkühlung umgestiegen.
Die Kosten für die Ölkühlung sind deutlich günstiger. Für eine Klimaanlage verbrauchen sie sehr viel Strom, rund 25 Prozent des Serverbetriebs werden für die Kühlung benötigt. In alten Rechenzentren sind es sogar deutlich mehr. Wenn sie dagegen Öl verwenden, müssen sie keine teure Klimaanlage kaufen. Günstige Wärmetauscher, Öl und Wasser reichen. Dieses Verfahren wird in der Großindustrie unter anderem in der Hydraulik verwendet. Es ist also eine sehr alte Technologie. Wärmetauscher kosten rund 2.000 Euro. Die notwendigen kleinen Ölpumpen etwa 100 Euro. Sie verbrauchen zudem wenig Energie. Also sind die Kosten insgesamt deutlich geringer als bei einer Klimaanlage.
Es ist pharmazeutisches Mineralöl, auch Weißöl genannt. Wir zahlen dafür rund 2 Euro pro Liter. Das ist fast nichts. Es muss auch nicht gereinigt werden, da das Öl im Betrieb nicht verschmutzt.
Es sind ganz normale Server, die fehlerfrei im Öl funktionieren. Wir müssen nur die Ventilatoren in den Servern abschalten oder ausbauen. Was zusätzliche Energie spart. Denn die Ventilatoren eines Servers verbrauchen rund ein Viertel der Gesamtenergie. Das entfällt durch das Abschalten der Ventilatoren. Unsere Server verbrauchen insgesamt nur 3 Prozent der Energie für das Kühlen, was im Vergleich deutlich weniger ist. Und zusätzlich gibt das Öl im Wärmetauscher die Hitze an Wasser ab. So lässt sich fast die gesamte Hitze weiterverwenden, zum Beispiel zum Heizen von Räumen.
Wir haben mit HP eine Vereinbarung. HP weiß also, dass wir die Server teilweise mit Öl kühlen. Und es gibt keine anderen Garantiebedingungen als für die Server, die wir im anderen Rechenzentrum klassisch kühlen.
Nein, wir nutzen sie ausschließlich selbst und kühlen damit die Server in einem unserer zwei Rechenzentren. Es gibt eine Menge Leute, die sagen, wir müssten das Verfahren unbedingt in den Markt bringen und verkaufen. Ich mache das aber nicht, weil wir kein Industrieunternehmen sind und mein Leben aus IT-Services besteht und nicht aus Öl.
Wir gehören sowieso eher zu den sehr günstigen Hosting-Anbietern. Die geringeren Energiekosten helfen uns dabei, diese günstigen Preise anbieten zu können. Und wir machen trotzdem noch Gewinne. Und die abgeführte Wärme nutzen wir für die Beheizung eines öffentlichen Schwimmbads. Es ist also eine Win-Win-Situation.
Josef Grill
Ist Gründer und CEO von WEDOS, mit einem Marktanteil von 20 Prozent der Hosting-Marktführer in der Tschechischen Republik. Das ölgekühlte Rechenzentrum hat ein TIER IV-Zertifizierung für betriebliche Nachhaltigkeit.
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