Während Kunstenthusiasten tagtäglich tausende Bilder generieren lassen, legen Beschäftigte und Selbstständige in der Kunstbranche Protest ein: Ist es das Ende ihrer Arbeit? Welche künstlerischen Fähigkeiten weisen KI-Programme wie DALL-E 2 auf und was ist noch zu erwarten? Welche Vor- und Nachteile bringen sie mit sich?
Die Fähigkeiten von DALL-E 2 sind in der Tat bewundernswert. Von Fröschen im Weltall, Kängurus, die Basketball spielen und DJ-Teddybären im Ozean bis hin zu real aussehenden Weltraumbildern – das Programm generiert auf Wunsch jedes Motiv in Sekundenschnelle. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt. Nutzer können unkompliziert auf der Website Anfragen stellen, indem sie Stichpunkte eingeben oder ein Bild hochladen und das Programm kreiert anhand des Inputs neue und einzigartige Bilder.
Was DALL-E 2 von anderen Bildgeneratoren abhebt ist die Tatsache, dass das Programm sich nicht an Collagen bedient, sondern Bilder komplett frei und von Grund auf neu produziert. Die Bildkomponenten basieren hierbei auf dem Wissen der KI, welches mit Millionen Bildern trainiert wurde. Anhand dieser Datenmenge weiß das Programm, welchem Begriff welche Eigenschaften zugeordnet werden müssen. Es weiß zum Beispiel, wie ein Hund, eine Frau, ein Fußballfeld, der Mond oder der Stil eines Künstlers aussieht. Basierend auf diesem Wissen werden Pixel für Pixel Bilder generiert und der Betrachter erkennt die von ihm eingegebenen Motive wieder. Erstaunlich ist hierbei auch, dass die KI zu jedem Befehl, obgleich es die gleichen Forderungen stellt, immer nur ein Bild generiert. Somit ist jedes KI-Bild einzigartig. Den gleichen Hund oder die gleiche Frau wird der Algorithmus folglich nicht nochmal generieren.
Jedoch hat das Programm auch seine Schattenseiten. Nutzer merken relativ schnell, dass nicht jede Anfrage das gewünschte Ergebnis liefert. Bei zu vielen und detaillierten Angaben kann zur Verwirrung der Algorithmen kommen. Zudem kann es den menschlichen Körper nicht makellos generieren – insbesondere Gesichter und Hände werden in den meisten Fällen ungewöhnlich dargestellt.
Während die Einführung des Text-zu-Bildgenerators zahlreiche Menschen begeisterte, sorgte sie gleichzeitig für einen Aufschrei unter Künstlern. In den sozialen Netzwerken äußerten sich zahlreiche Künstler kritisch gegenüber der Nutzung und der Zugänglichkeit der kreativen KI-Software. Grund hierfür ist die Angst, bald den Job zu verlieren. Schließlich werden im Sekundentakt tausende Bilder weltweit generiert, für die sie selbst mit hoher Wahrscheinlichkeit mehrere Stunden oder Tage brauchen würden.
Dabei fällt auf, dass die Qualität der KI-Programme stetig steigt. Viele der generierten Bilder sind von echten Fotos kaum zu unterscheiden. Zudem lassen sich viele Nutzer von berühmten Kunstwerken inspirieren und erstellen Bilder in ähnlichen Stilen. Auch die Tatsache, dass es hierbei an festgelegten Gesetzen fehlt, sorgt für Empörung: DALL-E 2 bietet Millionen von Menschen einen rechtsfreien Raum, um Bilder zu generieren. Die Arbeiten der Künstler stehen somit nicht unter Schutz. Als Zeichen des Protests entschieden sich Künstler, zahlreiche KI-Bilder im Stil von Disney zu erstellen, um Druck aufzubauen und an die Gesetzgeber zu appellieren. Disney ist eine der größten Marken, welches unter Copyright steht.
Es ist zu erwarten, dass eine Rechtsprechung noch erfolgen wird, um zumindest große Marken schützen zu können. Wie es weiterhin um die Arbeiten einzelner Künstler steht, ist noch nicht bekannt.
Auch wenn die Reaktion der Künstler teilweise berechtigt ist, muss hier gesagt werden, dass Künstliche Intelligenz nicht so einfach den Menschen ersetzen kann – jedenfalls nicht in den kommenden Jahrzehnten. Denn wie bereits bekannt, weisen KI-Systeme noch immer Defizite auf. Zudem ist die Angst vor neuen Innovationen kein neues Phänomen. Technische Fortschritte sorgen beim ersten Auftreten immer für gewisse Beunruhigungen in der Gesellschaft. Doch die Vergangenheit zeigt, dass diese Befürchtungen sich meist mit der Zeit gelegt haben und neue Technologien im Laufe der Zeit als effektive Tools in Unternehmen eingesetzt wurden. Gleichermaßen ist zu erwarten, dass Kunst und KI ebenfalls immer öfter in Betrieben implementiert werden. Somit werden sie den Menschen nicht vollständig ablösen.
Maximilian Schmidt
ist CEO von CPI Technologies, spezialisiert auf Software-Entwicklung in den Bereichen Künstliche Intelligenz, Blockchain und digitale Produktentwicklung.
*Hinweis der Redaktion. Das Bild zum Beitrag hat Dall-E erstellt und ist – wie Kenner längst erkannt haben – kein van Gogh.
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