Categories: PolitikRecht

Facebook und Instagram: Meta knickt im Streit um verhaltensbasierte Werbung ein

Meta, die Mutter von Facebook, Instagram und WhatsApp, hat offenbar angekündigt, künftig für die Verarbeitung bestimmter Daten seiner Nutzung für verhaltensbezogene Werbung eine Einwilligung einzuholen. Derzeit unterstellt das das Unternehmen ein berechtigtes Interesse und holt keine Zustimmung ein, was seit mehr als fünf Jahren zu Rechtstreitigkeiten mit Datenschützern führt.

Geklagt hatte unter anderem die Datenschutzorganisation Nyob des österreichischen Aktivisten und Rechtsanwalts Max Schrems. Demnach will Meta die “Rechtsgrundlage für die Verarbeitung bestimmter Daten” in der EU und der Schweiz von “berechtigtem Interesse auf Einwilligung” ändern.

Datenschützer bleiben skeptisch

“Je nachdem wie Meta den Wechsel umsetzen wird, könnten in der EU lebende Menschen erstmal etwas mehr Kontrolle über ihre Daten erhalten”, kommentiert Nyob die Ankündigung in einer Pressemitteilung. Die Datenschützer mahnen jedoch zur Vorsicht. Meta habe lediglich erklärt, für bestimmte Daten für verhaltensbezogene Werbung die Zustimmung seiner Nutzer einzuholen. “Die DSGVO gilt jedoch für alle Arten personenbezogener Daten und für jede Art der Verarbeitung.”

Vor allem sei im Gesetz der von Meta gewählte Wortlaut “verhaltensbezogene Werbung” nicht enthalten. Die Datenschützer befürchten, dass Meta einige Daten wie Alter und Standort nicht in die Kategorie “Verhalten” einordnen und somit künftig weiterhin ohne Zustimmung nutzen könnte.

Schrems kritisierte zudem erneut die irische Datenschutzbehörde, die für die Facebook-Mutter Meta in erster Linie zuständig ist, scharf: “Nach mehr als fünf Jahren Rechtsstreit kommt Meta endlich zu dem Schluss, dass es die Menschen fragen muss, ob es sie für Werbung ausspionieren darf. Es bedurfte eines Rechtsstreits zwischen NGOs und einer deutschen Behörde, um dorthin zu gelangen, wo wir jetzt sind – während die irische Regulierungsbehörde Meta konsequent geschützt hat.”

Werbung ist Metas mit Abstand wichtigste Einnahmequelle. Im zweiten Quartal meldete das Unternehmen, dass die Region Europa für 23 Prozent der weltweiten Werbeeinnahmen von 31,5 Milliarden Dollar verantwortlich war. Allerdings sind darin auch Länder wie Großbritannien und die Türkei enthalten, die nicht in der EU sind. Unklar ist, welche Auswirkungen ein Opt-in für verhaltensbezogene Werbung auf das Anzeigengeschäft haben wird.

Stefan Beiersmann

Stefan unterstützt seit 2006 als Freier Mitarbeiter die Redaktionen von Silicon.de und ZDNet.de. Wenn andere noch schlafen, sichtet er bereits die Nachrichtenlage, sodass die ersten News des Tages meistens von ihm stammen.

Recent Posts

Studie: Rund ein Drittel der APIs sind ungeschützt

Angriffe auf APIs und Webanwendungen sind zwischen Januar 2023 und Juni 2024 von knapp 14…

2 Tagen ago

Universitätsmedizin Essen setzt für E-Mail-Sicherheit auf NoSpamProxy

Mit täglich über 45.000 eingehenden E-Mails ist die IT-Abteilung des Klinikums durch Anhänge und raffinierte…

2 Tagen ago

Bau-Spezialist Schöck: Migration von SAP ECC ERP auf S/4HANA

Bau- und Fertigungsspezialist investiert in die S/4HANA-Migration und geht mit RISE WITH SAP in die…

4 Tagen ago

Pure Storage: Cloud, KI und Energieeffizienz

Trends 2025: Rasante Entwicklungen bei Automatisierung, KI und in vielen anderen Bereichen lassen Unternehmen nicht…

5 Tagen ago

GenKI verbessert Datenmanagement und Angebotsgenauigkeit

DHL Supply Chain nutzt generative KI-Anwendungen für Datenbereinigung und präzisere Beantwortung von Angebotsanforderungen (RFQ).

6 Tagen ago

Rolls-Royce Power Systems nutzt industrielle KI aus der IFS Cloud​

Marke mtu will globale Serviceabläufe optimieren und strategische Ziele hinsichtlich Effizienz, Nachhaltigkeit und Wachstum unterstützen.

6 Tagen ago