Software-defined Vehicles: Autoindustrie am Wendepunkt

Übergang von der Hypephase in die Umsetzungsphase stellt etablierte Akteure der Industrie vor Herausforderungen.

Etabliertere Automobilhersteller und Zulieferer stehen bei der Software-Transformation an einem entscheidenden Wendepunkt: Die Zeit des Experimentierens mit neuen Technologien, Partnerschaften und Geschäftsmodellen ist vorbei und die volle Konzentration auf die Kommerzialisierung des Software Defined Vehicle (SDV) hat höchste Priorität. Denn in der nächsten Phase der Transformation wird sich entscheiden, ob die OEMs und traditionellen Zulieferer den Sprung zur „Automotive Software Company“ schaffen und ihre zentrale Rolle behaupten können oder ob sie das Feld den großen Technologie-Konzernen und den neuen, digital nativen Automobilherstellern aus China oder den USA überlassen müssen. Zu diesem Ergebnis kommt eine neue Studie von EY. Die erhöhte Kundennachfrage nach integrierten Software-Lösungen habe das Potenzial, die bestehenden Strukturen des Automotive-Sektors geradezu zu sprengen.

„Allein der Markt für Automotive-relevante Software wird bis 2030 auf einen Wert von 118 MilliardenUS-Dollar anwachsen – bleibt damit jedoch hinter den bislang bestehenden Erwartungen der Industrie zurück. Autohersteller müssen ihre Strategien überprüfen, verstärkt auf Partnerschaften und Coopetition setzen – und auch eine Standardisierung in bestimmten Bereichen in Betracht ziehen,“ erklärt Constantin M. Gall von EY Strategy and Transaction. „Traditionelle Automobilhersteller und Zulieferer müssen sich stark fokussieren und sich darüber klar werden, wo sie mitspielen wollen, mit wem sie dabei gegebenenfalls kooperieren, welche Fähigkeiten und Talente sie benötigen und wie ihre Organisationsstruktur diese Transformation am besten unterstützt.“

Übergang zu funktionierendem Software-Geschäft ist kein Selbstläufer

Die Umstellung des Geschäftsmodells auf Software-defined-Vehicles ist mit Herausforderungen für die OEMs verbunden. Der Branche mangelt es an Standardisierung, und der Zickzackkurs zwischen Open-Source- und proprietärer Software behindert die Innovation und Skalierbarkeit von Automobil-Software. Hinzu kommt, dass das Feld der SDV vom Wettbewerb stark umkämpft ist. Insbesondere die Bereiche der Radarsysteme und Kameras, Hochleistungssysteme mit speziellen AD-Chips (Autonomous Driving), KI und Betriebssysteme für eine umfassende Kontrolle über die Benutzerschnittstellen fokussieren die Wettbewerber stark. Die OEMs müssen sich daher auf die richtigen Schlachten konzentrieren.

Transitionsphase geht langsamer voran, als erwartet

Nach Schätzung von EY wird die durchschnittlich benötigte Investitionssumme pro OEM für SDV-Programme zwischen drei und fünf Milliarden US-Dollar liegen. Mit neuen Kollaborationen sollen vorhandene Kapazitäten skalierbar und profitabel gemacht werden. Unternehmen sollten ihre Partnerschaften überprüfen und stärker auf den kommerziellen Erfolg ausrichten. Ebenfalls müssen Transformationsprogramme aufgesetzt werden, die wichtige Fragen im Voraus beantworten: Welchen Stellenwert nimmt die Software im Gesamtkontext ein? Wie ambitioniert soll das Programm sein? Welche Kontrolle über die Tech Stacks soll bestehen?