Studie: Web 3.0 bietet Chancen für neue Geschäftsmodelle und Kostenersparnis

Zu den Risiken dagegen zählt insbesondere der Datenschutz, warnen BearingPoint und das IIHD Institut.

Zu den Web 3.0- Technologien und -Konzepten gehören unter anderem die Blockchain-Technologie und die darauf basierenden Kryptowährungen, KI und maschinelles Lernen. Sie haben gemeinsam, dass sie dezentral angelegt sind und  den Nutzern ein wesentlich höheres Maß an Selbstbestimmung über ihre persönlichen Daten gewährleisten können, als es das Internet bislang konnte.

Die Studienautoren verdeutlichen die großen Chancen der Technologie für Unternehmen: Sie können durch schnellere und direktere Geschäftsprozesse, ohne zwischengeschaltete Intermediäre profitieren, und damit auch durch geringere Kosten. Die neuen Technologien befähigen außerdem dazu, bei geringerem logistischem Aufwand eigene Geschäftsmodelle, Produkte und Services zu entwickeln. Durch Dezentralisierung können Firmen selbstbestimmter über ihre Daten und Dienste verfügen. Zudem eröffnen sich neue und demokratischere Wege der Wertgewinnung.

Zukunftsmodell Smart Contracts

Professor Jörg Funder, Geschäftsführender Direktor des IIHD Institut, weist auf den hohen Stellenwert von Vernetzung hin. “Das Web 3.0 ist auf Zusammenarbeit ausgerichtet. Unternehmen sollten ihre eigenen Plattformen und Ökosysteme etablieren, um ihre Kooperationsfähigkeit und damit langfristig ihre Marktposition insgesamt zu stärken.” Zudem verweist Funder auf die zentrale Bedeutung der Datenquellen: “Da die meisten Zukunftstechnologien rund um das Web 3.0 qualitativ hochwertige Daten erfordern, müssen Unternehmen über die richtigen Datenquellen verfügen und Informationen effektiv verarbeiten können, um optimale Ergebnisse zu erzielen.”

Evolutionsstufen des Internets von Web 1.0 auf 3.0 (Quelle: BearingPoint)

Ein Beispiel, wie das Web 3.0 bestehende Geschäftsmodelle profitabler machen kann, ist der eCommerce. Ein spannendes Zukunftsmodell sind Smart Contracts. Diese Computerprogramme können festgelegte Transaktionen ausführen, ohne dass eine dritte Partei dabei vermitteln muss. Die Verträge dafür sind in der Blockchain gespeichert und arbeiten automatisiert und dezentral basierend auf Wenn-Dann-Verknüpfungen.

Risiko bei sensiblen Daten

Während die Zunahme an Transparenz durch das Web 3.0 ein großer Pluspunkt von Technologien wie der Blockchain ist, birgt sie auch ein Risiko. Wenn sensible Daten für immer sichtbar bleiben, nachdem sie in der Blockchain gespeichert wurden – auch wenn sie verschlüsselt sind – ist das nicht förderlich für die Anonymität und den Datenschutz der Nutzerinnen und Nutzer.

Der globale und grenzüberschreitende Charakter des Web 3.0 bringt zudem regulatorische Unsicherheiten mit sich. Hier liegt die Verantwortung bei den beteiligten Unternehmen, die Einhaltung geltenden Rechtes sicherzustellen, um die verbundenen rechtlichen Risiken möglichst gering zu halten.

Kontrolle verlangt Eigenverantwortung und Wissen

Während die größere Kontrolle über die eigene virtuelle Identität ein Vorteil des Web 3.0 ist, verlangt sie auch mehr Eigenverantwortung seitens der Nutzer:innen. Sie sollten in der Lage sein, ihre Schlüssel selbst sicher zu speichern und zu verwalten. Wenn das nicht gelingt, kann der Zugang zur eigenen Identität und den damit verbundenen Dienstleistungen dauerhaft verloren gehen.

Was sollten Unternehmen jetzt tun?

Um erfolgreich mit den Technologien des Web 3.0 zu arbeiten, ist es laut Studie entscheidend, neue Kompetenzen aufzubauen sowie den Kulturwandel zu fördern und zu begleiten, der mit der Integration der neuen Technologien und Arbeitsweisen einhergeht. Hier kommt besonders den mittleren Führungskräften eine zentrale Rolle zu, da sie als Bindeglied zwischen der strategischen und der operativen Ausrichtung von Unternehmen fungieren.

Ebenfalls wichtig, um das Potenzial der Zusammenarbeit im Web 3.0 auszuschöpfen, sind laut Studie Partnerschaften. Unternehmen sollten sich geeignete Partner suchen, mit denen sie an Produkten und Dienstleistungen arbeiten. Kooperationen mit Startups, vor allem aus dem Blockchain-Sektor sowie die Teilnahme an Netzwerken, Panels und Konferenzen eignen sich dafür gut.

Kay Manke, globaler Leiter Operations bei BearingPoint und Retail-Experte, resümiert: “Unternehmen sind gut beraten, bereits jetzt die richtigen Voraussetzungen zu schaffen, mit denen sie im Web 3.0 bestehen. Noch gibt es Raum für Experimente. So können Unternehmen neue Technologien erforschen, sie verstehen, und erkennen, wie sie sich auf ihr Geschäft auswirken und wo sie sinnvoll zum Einsatz kommen können. Pilotprojekte oder kleinere Teams für die Entwicklung neuer Produkte oder Services können gute Räume dafür sein. Noch ist das Web 3.0 im Frühstadium, doch das neue Zeitalter des Internets wird kommen. Für Firmen wird es in den nächsten Jahren zunehmend bedeutsam, über die entsprechenden Grundlagen zu verfügen.”