Denn in der nächsten Phase der Transformation werde sich entscheiden, ob die OEMs und traditionellen Zulieferer den Sprung zur „Automotive Software Company“ schaffen und ihre zentrale Rolle behaupten können oder ob sie das Feld den großen Technologie-Konzernen und den neuen, digital nativen Automobilherstellern aus China oder den USA überlassen müssen, heißt es in einer neuen Studie des Beratungsunternehmens EY.
Entscheidend sei daher die Identifikation von zukünftigen Marktdynamiken und -potenzialen sowie die Optimierung erforderlicher Schlüsselkompetenzen. Die erhöhte Kundennachfrage nach integrierten Software-Lösungen habe das Potenzial, die bestehenden Strukturen des Automotive-Sektors geradezu zu sprengen, heißt es in der Studie weiter.
„Die Automobilindustrie steht am Scheideweg. Nach der Hype-Phase geht es jetzt um den tatsächlichen Aufbau eines Ökosystems“, sagt Constantin M. Gall, Leiter der Automotive Industry Practice und Managing Partner Europe West bei EY. „Die automobile Software-Transformation ist kein Sprint, sondern ein Marathon: Traditionelle Automobilhersteller und Zulieferer müssen sich stark fokussieren und sich darüber klar werden, wo sie mitspielen wollen, mit wem sie dabei gegebenenfalls kooperieren, welche Fähigkeiten und Talente sie benötigen und wie ihre Organisationsstruktur diese Transformation am besten unterstützt.“
Die Umstellung des Geschäftsmodells auf Software-defined-Vehicles sei mit Herausforderungen für die OEMs verbunden: Der Branche mangele es an Standardisierung, und der Zickzackkurs zwischen Open-Source- und proprietärer Software behindert die Innovation und Skalierbarkeit von Automobilsoftware. Hinzu komme, dass das Feld der SDV vom Wettbewerb stark umkämpft ist. Insbesondere die Bereiche der Radarsysteme und Kameras, Hochleistungssysteme mit speziellen AD-Chips (Autonomous Driving), KI und Betriebssysteme für eine umfassende Kontrolle über die Benutzerschnittstellen fokussieren die Wettbewerber stark. Die OEMs müssten sich daher auf die richtigen Schlachten konzentrieren, so EY.
In der Transitionsphase werde die Entwicklung entsprechender Value Pools langsamer voranschreiten als angenommen – und zudem in einigen Segmenten kleiner ausfallen: laut Value Pool Forcaster von EY im Jahr 2030 teilweise um mehr als 70 Prozent gegenüber früheren Annahmen. Daher sei es von besonderer Bedeutung, heruntergesetzte „Value-Pool“-Größen zu identifizieren und die SDV-Transformationen entsprechend anzupassen.
Nach Schätzung von EY wird die durchschnittlich benötigte Investitionssumme pro OEM für SDV-Programme zwischen drei und fünf Milliarden US-Dollar liegen. Mit neuen Kollaborationen sollten vorhandene Kapazitäten skalierbar und profitabel gemacht werden. Unternehmen sollten ihre Partnerschaften überprüfen und stärker auf den kommerziellen Erfolg ausrichten. Ebenfalls müssten Transformationsprogramme aufgesetzt werden, die wichtige Fragen im Voraus beantworten: Welchen Stellenwert nimmt die Software im Gesamtkontext ein? Wie ambitioniert soll das Programm sein? Welche Kontrolle über die Tech Stacks soll bestehen?
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