Software-Bereitstellungsmodell: Hybrid statt Cloud Only?
Software-Anbieter üben momentan den Spagat zwischen zwei Welten: Das eine Bein steckt noch in On-Premises-Lösungen fest, das andere zieht himmelwärts.
Lediglich einer von fünf Herstellern hat den Sprung in die Wolken geschafft und sein Portfolio komplett in die Cloud gehoben. Der Rest kämpft laut “Monetization Monitor: Software Monetization Models and Strategies 2023” von Revenera noch mit einem hybriden Mix an Geschäftsmodellen.
Totgesagte leben länger: On-Premises hält sich hartnäckig
Insgesamt bewegen sich bereits 82 Prozent der Software-Anbieter in Richtung Cloud oder planen die Umstellung auf Software-as-a-Service-Lösungen. Die häufig als Auslaufmodell bezeichneten On-Premises-Lösungen halten sich jedoch hartnäckig. Fast ein Drittel der rund 450 Befragten führen nach wie vor in großem Umfang die Nutzungs- und Lizenzmodell für serverbasierte Computerprogramme im Angebot. Und nicht nur das: Während der On-Premises-Anteil sich in den letzten Jahren im Sinkflug befand, lassen die Umfrageergebnisse in diesem Jahr ein leichtes Wachstum verzeichnen. Fast die Hälfte der Softwareanbieter wollen in den nächsten 12-18 Monaten wieder mehr lokal installierte Lösungen anbieten.
Hoffnungsträger Software-Abo
In Sachen Monetarisierung gehört das Software-Abonnement bei 31 Prozent der Befragten unverändert zur Lieblingsstrategie der Software-Anbieter. Die Gründe dafür sind nachvollziehbar: Abos binden Kunden und sorgen für wiederkehrende Einnahmen. Gleichzeitig entsprechen sie dem Wunsch von Anwendern nach mehr Flexibilität. Insbesondere in Kombination mit SaaS ist das Abo daher auf beiden Seiten beliebt. 59 Prozent geht daher davon aus, dass sich Software-Abos in den nächsten Jahren weiter durchsetzen werden.
Angesichts der nach wie vor angespannten Wirtschaftslage sind die Softwar-Anbieter eher bereit mit neuen Lizenzierungsstrategien und Möglichkeiten der Monetarisierung zu experimentieren. Sowohl der Anteil an nutzungsbasierten (26%) Modellen, diversen Preis-Metriken (23%) sowie ergebnisbasierten Modellen (24%) hat im Vergleich zur Vorjahres-Umfrage zugelegt. Gerade Ansätze wie Token und Floating Licenses gewinnen dabei an Beliebtheit. Rund ein Viertel der Anbieter hält jedoch auch an den klassischen, unbefristeten Lizenzen fest.
Trendwende im Entitlement Management
Der schwierige Spagat sowohl bei der Bereitstellung als auch bei der Monetarisierung zwingt Software-Anbieter dazu, das Entitlement Management im Back-End zu konsolidieren und damit den gesamten Quote-to-Cash-Prozess (Q2C) effizienter und agiler zu gestalten. Noch im Vorjahr sah das anders aus: Ein gutes Viertel der Anbieter nutzten vorrangig in-house entwickelte Systeme und verwalteten oft jede einzelne Produktlinie und jede Art des Deployment über ein anderes Tool.
Ganzheitliche kommerzielle Software-Monetarisierungsplattformen kamen nur bei 23 Prozent zum Einsatz. Hier scheint sich eine Trendwende abzuzeichnen. Mittlerweile setzt fast die Hälfte der Befragten beim Management von Lizenzierungen, Berechtigungen, Nutzung und Compliance auf eine kommerzielle Lösung. 47 Prozent haben das Entitlement Management zudem über alle Produktgruppen hinweg zentriert.
Software Usage Analytics: Killer-App und Wackel-Kandidat
Im Aufschwung befinden sich auch Lösungen im Kontext der Software Usage Analytics. Die Zahl an Softwareanbietern, die Nutzungsdaten erheben und effektiv nutzen können, ist von 26 auf 40 Prozent gestiegen. Weitere 13 Prozent wollen zudem in den nächsten eineinhalb Jahren ihre Prozesse und Lösungen zum Sammeln der anonymen Daten verbessern. Bedenken was die Kundenakzeptanz und den Datenschutz angeht gehen hier weiter zurück.
Für Produktmanager sind die Nutzungsdaten zentral, um zielgerichtet auf Kundenbedürfnisse einzugehen und die richtige Preisstrategie zu definieren. So beklagen 43 Prozent der Hersteller, dass sie die Benutzergruppen (User Personas) ihrer Anwendungen nicht richtig kennen. Zudem fehlt 42 Prozent der Einblick darüber, welche Funktionen für Anwender zum Killer-Feature (Most Valuabe Feature) zählen, um diese zu monetarisieren.
Der Blick auf die tatsächliche Nutzung einer Anwendung hilft darüber hinaus, mögliche „Wackel“-Kandidaten zu identifizieren und Kündigungen, zum Beispiel beim Software-Abo vorzubeugen. Hier besteht in Sachen Automatisierung noch viel Luft nach oben. Nur ein knappes Drittel kann auf automatische Alerts vertrauen, die beispielsweise bei unterdurchschnittlicher Nutzung einer Anwendung Alarm schlagen. Der Rest vertraut auf Umfragen, Reports von Kundenmanagern und anderen Methoden, um die Abwanderungsrate (Churn) zu minimieren.
Der Revenera Monetization Monitor 2023 basiert auf 454 Antworten auf eine von Revenera von März bis Juli 2023 durchgeführten Umfrage.