Um die Klimaziele der Bundesregierung und Klimaneutralität gemäß des Pariser Abkommens 2050 zu erreichen, sind digitale Infrastrukturen sowie digitale Dienste und Technologien ein unerlässlicher Teil der Lösung. Dies ist das Ergebnis einer Studie, die der Internetverband eco in Kooperation mit Arthur D. Little (ADL) und der unter dem Dach des eco gegründeten Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen in Deutschland jetzt veröffentlicht hat.
Die Studie prognostiziert die CO2-Emissionen für Deutschland für das Jahr 2050 und stellt sie den CO2-Einsparungspotenzialen durch die konsequente Einführung und Nutzung von digitalen Technologien und Diensten in den Bereichen Industrie, urbaner Raum und ländlicher Raum gegenüber. Digitalisierungshebel in diesen Sektoren ermöglichen demnach zusammengenommen bis zum Jahr 2050 CO2-Einsparungen in Höhe von 163 Megatonnen. Dies entspricht rund 20 Prozent der für Deutschland 2050 prognostizierten Gesamtemissionen. Für den Bereich Datenspeicherung und -übertragung wird zusätzlich ein Einsparpotenzial von 104 Megatonnen errechnet, so dass insgesamt eine Verringerung der CO2-Emissionen um 30 Prozent bis 2050 möglich sei.
„Die europäische Politik muss Digitalisierung und Nachhaltigkeit als zwei Seiten derselben Medaille begreifen sowie die Potenziale der Internetwirtschaft für die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen entsprechend fördern und in gemeinsamer Absprache mit der Branche nutzen“, fordert Oliver Süme, Vorstandsvorsitzender des eco-Verbands. Eine deutlich bessere CO2-Bilanz sei in vielen Sektoren dank digitaler Technologien und Anwendungen erreichbar – insbesondere auch durch Internet of Things (IoT)-Anwendungsszenarien.
Insbesondere ein rascher Ausbau vernetzter Mobilität sowie eine Stärkung des Technologiestandorts Europa in Bezug auf den Einsatz innovativer Technologien und Anwendungen wie etwa Künstliche Intelligenz sowie ein leistungsstarkes Ökosystem digitaler Infrastrukturen werde sich mittelfristig positiv auf Nachhaltigkeits- und Klimaschutzziele auswirken, so die Studienautoren weiter.
Laut dem ADL-Nachhaltigkeitsmodell lassen sich durch den konsequenten Einsatz von Digitalisierungshebeln die für Deutschland prognostizierten CO2-Emissionen 2050 im Industriesektor um rund 98 Megatonnen senken, während im städtischen Bereich 43 Megatonnen und im ländlichen Bereich 22 Megatonnen möglich sind. „Von intelligenten Netzen, vernetzten Stromzählern über kontinuierliches Monitoring des Energieverbrauchs bis hin zu smarten Park- oder Abfallsystemen gibt es zahlreiche technologische Innovationen, die signifikant positive Effekte auf die CO2-Bilanz nach sich ziehen“, so Lars Riegel von Arthur D. Little. „Digitale Infrastrukturen und insbesondere Rechenzentren verbrauchen zwar Energie, aber tragen dadurch zu unserer positiven CO2-Bilanz deutlich mehr bei als sie verbrauchen!“
Allein mithilfe vernetzter Mobilitätslösungen ließe sich das CO2-Emissionsvolumen in Deutschland bis 2030 um 14 Megatonnen verringern, was in etwa 20 Prozent der für 2050 prognostizierten Transportemissionen ausmacht. Steigenden Emissionen im städtischen Bereich könne zudem durch ganzheitliche Smart-City-Konzepte entgegengewirkt werden: bis 2030 sind hier Einsparungen von 80.000 Tonnen CO2 pro Tag möglich, so die Studie weiter. Auch für die Landwirtschaft und die Industrie impliziere die digitale Transformation eine signifikante Reduktion der CO2-Emissionensprognosen. So reduzierten IoT-Anwendungen den industriellen CO2-Ausstoß bis 2050 um 37 Prozent. Landwirtschaftliche Emissionen könnten durch digitale Innovationen bis 2050 um 39 Prozent gesenkt werden.
„Um die prognostizierten CO2-Einsparpotenziale zu heben, ist der Ausbau eines leistungsfähigen Ökosystems digitaler Infrastrukturen unerlässlich. Das beginnt bei einem konsequenten Glasfaserausbau über den flächendeckenden Einsatz von 5G-Technologien für die mobile Internetnutzung und konzentriert sich auch auf die Migration in die Cloud von bisher in kleinen Unternehmensservern gespeicherten Daten. Leistungsfähige Rechenzentren bilden das Rückgrat der Digitalisierung in Deutschland und ermöglichen erst all die technologischen Anwendungen in zahlreichen Wirtschafts- und Lebensbereichen, die sich positiv auf die CO2-Bilanz Deutschlands und Europas auswirken“, so Béla Waldhauser, Sprecher der unter dem Dach des eco-Verbands gegründeten Allianz zur Stärkung digitaler Infrastrukturen.
Die Ökobilanz der Digitalisierung sei bereits heute positiv. Energieeffizienz liege seit jeher auch im wirtschaftlichen Interesse der Rechenzentrumsbetreiber. Die CO2-Emissionen europäischer Rechenzentren entwickeln sich daher seit 2015 rückläufig. Sie benötigen heute pro Workload 12-mal weniger Energie als noch im Jahr 2010.
Die Schaffung eines nachhaltigen digitalen Ökosystems erfordere jedoch die Mitwirkung aller beteiligten Interessengruppen. Es sei daher insbesondere die Politik gefragt, entsprechende Rahmenbedingungen und Wettbewerbsfaktoren zu schaffen, die eine nachhaltige Transformation ermöglichen und gleichzeitig den Digitalstandort Deutschland stärken. Hierzu bedürfe es insbesondere der höheren Verfügbarkeit an erneuerbaren Energien für den Betrieb digitaler Infrastrukturen und entsprechender Anwendungen in ausreichendem Umfang und zu wirtschaftlichen Konditionen.
Die vollständige Studie „Digitale Transformation für mehr Nachhaltigkeit: Positive Effekte digitaler Technologien und Infrastrukturen auf die Klimabilanz von Wirtschaft und Gesellschaft“ steht kostenlos zum Download bereit.
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