Schnell-Lieferdienste auf der Überholspur
Laut Bitkom-Umfrage kauft bereits die Hälfte der Deutschen Lebensmittel im Netz ein oder kann es sich zumindest vorstellen.
Keine Marmelade mehr da am Morgen, Kühlschrank leer auf der Party oder Ladekabel kaputt kurz vor dem wichtigen Meeting? Ob Essen, Getränke oder Elektronik: Schnell-Lieferdienste bringen Lebensmittel, aber auch andere Produkte des täglichen Bedarfs oft schon nach 10 bis 20 Minuten bis an die Haustür. Gut jeder siebte Internetnutzer in Deutschland hat bereits Schnell-Lieferdienste beauftragt. 2021 war es erst jeder zehnte.
Weitere 33 Prozent können sich eine Nutzung von vorstellen. Das sind Ergebnisse einer Befragung unter 1.123 Internetnutzerinnen und Internetnutzer in Deutschland ab 16 Jahren im Auftrag des Digitalverbands Bitkom.
Nutzungsgründe
Besonders beliebt ist der Sofort-Service demnach bei den Jüngeren: In der Altersgruppe zwischen 16 und 29 Jahren hat sogar schon ein Viertel (26 Prozent) Schnell-Lieferdienste genutzt, unter den 30- bis 49-Jährigen ein Fünftel (22 Prozent). In der Altersgruppe ab 50 Jahren hingegen nur 7 Prozent.
„Ob großer Wocheneinkauf oder die eine fehlende Zutat – nur ein paar Klicks und schon sind die Produkte geliefert. Bestellung und Bezahlung laufen unkompliziert und sicher über eine App ab, meist lässt sich sogar live verfolgen, wo genau die bestellten Waren gerade unterwegs sind”, erklärt Bianka Kokott, die als Referentin für den Bereich Digitale Transformation bei der Bitkom tätig ist. „Diese bequeme Möglichkeit, ohne lange Wege oder Wartezeit an die benötigten Produkte zu kommen, kommt vor allem bei den Jüngeren gut an.”
Laut Umfrage sind 86 Prozent der Nutzerinnen und Nutzer zufrieden mit der Geschwindigkeit der Schell-Lieferdienste. Tatsächlich geben die meisten (59 Prozent) an, Schnell-Lieferdienste aufgrund der Zeitersparnis zu nutzen. Etwa die Hälfte (49 Prozent) der Nutzerinnen und Nutzer schätzt die Lieferung an die Tür und nutzt den Sofort-Service, um Einkäufe nicht selbst nach Hause tragen zu müssen.
39 Prozent haben Schnell-Lieferdienste bisher nur aus Neugier genutzt, um es einfach mal auszuprobieren. 37 Prozent haben darauf zurückgegriffen, als sie krankheitsbedingt nicht selbst einkaufen gehen konnten. Ein Viertel (24 Prozent) nutzt die Dienste, weil sie länger als klassische Geschäfte geöffnet haben, 18 Prozent, weil sie mehr Rabatte als im Supermarkt beziehungsweise Discounter erhalten. Für 10 Prozent stecken günstigere Preise als im Geschäft hinter der Nutzung.
Web vs. Filiale
43 Prozent der Befragten sehen Schnell-Lieferdienste als ernsthafte Konkurrenz für den herkömmlichen Lebensmittelhandel. 36 Prozent sagen bereits, aufgrund von Schnell-Lieferdiensten seltener in Geschäfte zugehen.
Gleichzeitig geben die meisten (53 Prozent), die Schnell-Lieferdienste bisher noch nicht genutzt haben, an, schlichtweg lieber in den Supermarkt beziehungsweise Discounter vor Ort zu gehen. Ein Drittel (33 Prozent) hat sie nicht genutzt, da sie Schnell-Lieferdienste überflüssig finden. 32 Prozent sind die Lieferkosten zu hoch, 29 Prozent sagen, Produkte seien teurer als im Geschäft. Ebenso viele (29 Prozent) haben den Sofort-Service nicht nutzen können, da ein solches Angebot in ihrer Region nicht verfügbar ist. Kokott sagt dazu: „Schnell-Lieferdienste gibt es bisher vor allem in größeren Städten, wo die Wege kurz und auch mit dem Fahrrad machbar sind.“
14 Prozent der Befragten haben Kritik über die Arbeitsbedingungen in den Unternehmen gehört und möchten das Angebot daher nicht nutzen. Für 13 Prozent umfasst das Angebot schlichtweg nicht die Produkte, die sie brauchen. „Das Produktsortiment ist in der Regel etwas begrenzter als in großen Supermärkten, es entstehen aber auch verstärkt Angebote, die Produkte aus dem Bestand großer Handelsunternehmen in der Nähe in kurzer Zeit nach Hause liefern“, so Kokott. Ungeachtet dessen geht ein großer Teil der Befragten davon aus, dass sich das Angebot von Schnell-Lieferdiensten künftig noch erweitern wird: 42 Prozent meinen, Schnell-Lieferdienste werden in Zukunft auch für Dienstleistungen wie Handwerker oder medizinische Versorgung genutzt.