Im Jahr 2021 lag der Anteil von weiblichen IT-Fachkräften in Deutschland bei mageren 18 Prozent. Im internationalen Vergleich landet Deutschland damit auf Platz 20 von 41 untersuchten OECD- und EU-Ländern. Starke Vorbilder können dazu beitragen, mehr Mädchen und junge Frauen für die Tech-Welt zu begeistern. Ob als Führungskraft, Cyberaktivistin oder KI-Spezialistin – Role Models zeigen, wie frau souverän ihren Weg in der männerdominierten IT-Branche gehen kann.
Sie ist mutig, deckt auf und macht auf Missstände aufmerksam: Lilith Wittmann ist eine deutsche Programmiererin, Hackerin und IT-Sicherheitsexpertin. Größere Bekanntheit erlangte die „Krawall-Influencerin”, als sie 2021 eklatante Sicherheitslücken in der Corona-Tracking-App „Luca” und in der Wahlkampf-App „CDU connect” entdeckte. Daraufhin erhob die CDU fälschlicherweise Strafanzeige gegen Wittmann, die sie wieder zurückzog. Zudem ließ Wittmann nach einer intensiven Datenrecherche eine Tarnorganisation des Bundesverfassungsschutzes auffliegen. In der Folge musste der Verfassungsschutz neue Büros und Identitäten für seine Geheimdienstler besorgen. Der beispielhafte Einsatz für mehr Transparenz in der Demokratie und Datensicherheit festigte Wittmanns Position als IT-Aktivistin, die ihresgleichen sucht.
Ihre Karriere als IT-Expertin begann die Berlinerin mit zarten 16 Jahren, als sie die Schule abbrach und eine Berufsausbildung zur Fachinformatikerin und Anwendungsentwicklerin machte. Sie veröffentlichte in den Folgejahren viele ihrer Projekte erfolgreich auf der Programmierplattform „GitHub“ und etablierte sich dadurch in der Tech-Community. In ihren Beiträgen nimmt Wittmann kein Blatt vor den Mund und setzt sich kritisch mit dem Digitalisierungsrückstand in Deutschlands Behörden auseinander: „Die Verwaltungsdigitalisierung ist eine Blase an Leuten, die sich den ganzen Tag selbst bestätigen. Da muss man auch mal sagen, hey Leute, das geht so nicht, das ist alles scheiße. Das ist bei mir selten unfundiert, und ich kann es erklären. Primär bin ich Aktivistin, deswegen finde ich es legitim, scharf zu formulieren.”
Sie ist eine renommierte Expertin im Bereich Cybersicherheit und hat eine bemerkenswerte Forschungslaufbahn hingelegt: Haya Shulman ist eine israelische IT-Spezialistin für Netzwerk- und Computersicherheit. Seit Februar 2022 ist sie Professorin für Informatik an der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main und bekleidet eine fünfjährige Spitzenprofessur im Rahmen des Forschungsförderprogramms LOEWE des Landes Hessen. In ihrer Forschung beschäftigt sie sich unter anderem mit Schwachstellen im Datenverkehr und entwickelt ausgeklügelte Methoden für einen besseren Schutz vor Cyberangriffen.
Schon in der Schule entflammte ihre Begeisterung für IT-Sicherheit, was sie zu einem Informatik-Studium in ihrer Heimat Israel führte. 2014 promovierte sie dort als eine der wenigen Forscherinnen in angewandter Cybersicherheit. Als Postdoktorandin verschlug es sie an die TU Darmstadt, wo sie im Fachbereich Informatik zum Thema Netzwerk- und Systemsicherheit forschte. Seit einigen Jahren leitet die Wissenschaftlerin die Abteilung Cybersicherheit, Analytik und Verteidigung am Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie SIT in Darmstadt und tritt international als Gastprofessorin an verschiedenen Universitäten auf.
Auch in der Privatwirtschaft hat sich Shulman als Unternehmerin etabliert: Mit ihrer Firma CyberBurg berät sie Unternehmen und Organisationen hinsichtlich IT-Sicherheit auf der Grundlage von Forschungsergebnissen. Ihre Arbeit an der Sicherheitslösung „Cache Test“ wurde 2021 mit dem höchstdotierten deutschen IT-Sicherheitspreis der Horst-Görtz-Stiftung ausgezeichnet. Haya Shulman ist das lebende Beispiel dafür, dass Frauen in der IT genauso gut sein können wie Männer. Aber dass es mehr weibliche Vorbilder braucht, davon ist auch sie überzeugt „Frauen sehen, dass es in bestimmten Bereichen kaum Frauen gibt, und denken dann, dass es dann auch für sie nichts sein kann. Vorbilder sind wichtig.”
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