Fünf Jahre bleiben uns noch, bis sich der Klimawandel laut der Mehrheit der Risikomanager und Vorstände zu einer der größten Bedrohungen für Finanzeinrichtungen entwickeln wird. Im Zuge dessen entstehen verschiedenste Risiken, die den Finanzsektor künftig beeinflussen werden.
Bei physischen Risiken handelt es sich um den klimabedingten Einfluss auf (physische) Strukturen, die direkt mit Finanzeinrichtungen in Verbindung stehen – zum Beispiel, wenn ein Extremwetterereignis, was immer häufiger vorkommt, ein Bankgebäude beschädigt. Diese Risikokategorie beschreibt also damit auch die Auswirkungen auf Kunden. Transitionsrisiken sind hingegen Risiken, die während der Umstellung auf einen nachhaltigeren Betrieb entstehen. Das ist beispielsweise der Fall, wenn Banken und Finanzdienstleister in nachhaltigkeitsfördernde Maßnahmen, Zertifikate, Technologien oder die Energieeffizienz ihrer Standorte investieren.
Doch nicht nur diese Risikoformen sorgen für wachsenden Druck auf den Finanzsektor. Sowohl die Politik als auch die eigene Beleg- und Kundschaft stellen zusätzliche Einflussfaktoren dar, die auf mehr Nachhaltigkeit pochen.
Der Finanzsektor arbeitet mit einer Menge sensibler Finanz- und Kundendaten, die besonders schützenswert sind. Deshalb arbeiten sowohl die Bundesregierung und die BaFin als auch die EU laufend an neuen Richtlinien und Gesetzen, um ihre Verarbeitung und Speicherung zu steuern. Diese Regulierungsarbeit betrifft ebenfalls die Schaffung einer nachhaltigeren Finanzwirtschaft, damit die gesetzten Nachhaltigkeitsziele auch erreicht werden. Der Fokus liegt dabei zum einen auf dem Risikomanagement, zum anderen auch auf Technologien, die die Risiken und deren Folgen eindämmen. In Zukunft ist deshalb mit weiteren Richtlinien zu rechnen.
Neben dem Gesetzgeber entwickeln auch die Mitarbeitenden neue Prioritäten. Diese erwarten, dass sich ihr Arbeitgeber dem Thema Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen stärker zuwendet; für 76 Prozent der im Rahmen einer Stepstone-Erhebung befragten Beschäftigten ist dieses Engagement von großer Bedeutung. Kommen Arbeitgeber diesen Erwartungen nicht nach oder handeln sogar im Sinne unökonomischer Praktiken, würde jeder Dritte über einen Arbeitgeberwechsel nachdenken. Etwa die Hälfte von diesen würde aktiv nach einem Unternehmen suchen, das sich für Nachhaltigkeit engagiert. Gleiches gilt für 48 Prozent der jungen Talente, die gerade auf dem Arbeitsmarkt angekommen und auf der Suche nach dem richtigen (ersten) Arbeitgeber sind.
Zu guter Letzt hat der Gesetzgeber erkannt, dass sich die Wahrnehmung der Verbraucher verschoben hat und sie sich auch im Finanzsektor ein höheres Nachhaltigkeitsengagement wünschen. Diese Entwicklung hat zu einem BaFin-Beschluss geführt, der besagt, dass Banken und Finanzdienstleister die nachhaltigkeitsrelevanten Präferenzen ihrer Kunden im Rahmen ihrer Services und Angebote berücksichtigen müssen. Diese Prioritätenverschiebung spiegelt sich auch in den Ergebnissen einer aktuellen Bitkom-Umfrage wider: Nachhaltigkeit landete hier unter den fünf wichtigsten Anforderungen. Genießt das Thema bei Finanzeinrichtungen nicht den erwarteten Stellenwert, sehen sich Kunden gezwungen, ihren Anbieter zu wechseln.
Banken und Finanzdienstleister unterliegen also einem steigenden Druck, der von mehreren Seiten gleichzeitig stammt. Es scheint kaum möglich, alle Parteien auf einmal zufrieden zu stellen. Wichtig ist, dass sie den korrekten Weg einschlagen und dafür brauchen sie die richtige Grundlage. Diese baut auf Transparenz und digitalen Prozessen auf. Allerdings erreichen Banken und Finanzdienstleister diesen Status nicht, wenn sie weiterhin auf verteilte Systeme und Datensilos setzen. Vielmehr sollten sie sich darauf konzentrieren, sämtliche Systeme und Daten zu zentralisieren. Die Technologie, die im Finanzalltag zum Einsatz kommt, muss diesen Ansatz fördern können und somit Datensilos vermeiden.
So sammeln und analysieren Digital-Supply-Chain-Plattformen die Daten sämtlicher Partner entlang der gesamten Lieferkette hinweg. Durch die steigende Transparenz können Finanzeinrichtungen so nachvollziehen, ob alle Teile ihrer Lieferkette die nachhaltigeren Prozesse umsetzen. Customer-Lifecycle-Management-Lösungen hingegen führen Kundendaten zentral und transparent aus verschiedenen Quellen zusammen, was die Analyse dieser Informationen erleichtert. Die gewonnenen Erkenntnisse liefern den Finanzeinrichtungen wichtige Anhaltspunkte zu den Erwartungen und Prioritäten ihrer Kunden – auch mit Blick auf mehr Nachhaltigkeit. Auf Basis dieser Insights können sie ihre Angebote und Services nicht nur auf einer personalisierten Ebene optimieren und erweitern, sondern auch gezielt auf die steigenden Nachhaltigkeitsanforderungen eingehen.
Sind Daten zentral für jeden einseh- und nutzbar, lassen sich Angebote und Finanzservices wesentlich besser miteinander verknüpfen und abwickeln. Sowohl auf Seite der Mitarbeitenden als auch der Kunden erhalten die Prozesse eine nachhaltigere Dimension, da Banken und Finanzdienstleister zum Beispiel vollständig auf Papier verzichten können. Digitale Abläufe fördern darüber hinaus die Produktivität und Effizienz am Arbeitsplatz.
Damit sich die Nachhaltigkeitsziele erreichen lassen, müssen alle Branchen an einem Strang ziehen – einschließlich des Finanzsektors. Auch er steht in der Verantwortung, einen „grüneren“ Betrieb zu etablieren, der der Umwelt zugutekommt. Das erwarten nicht nur die Gesetzgeber, sondern auch die Beschäftigten sowie die Kunden. Finanzeinrichtungen können es sich nicht leisten, auch nur einen dieser Faktoren zu ignorieren. Doch dafür braucht es eine nachhaltigkeitsfördernde Digitalstrategie, die durch Zentralisierung sämtlicher Daten für mehr Transparenz sorgt. Je schneller sie diese umsetzen können, desto effektiver können sie ihren eigenen CO2-Fußabdruck verkleinern und sich gleichzeitig den wachsenden Anforderungen einer Sustainable Finance stellen.
Sandra Zey
ist Director Global Accounts FSI bei OpenText.
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