Broadcom hat nach der Übernahme von VMware alle Lizenzen gekündigt und nur wenigen Kunden in Aussicht gestellt, die VMware-Software auch nach dem 1. April 2024 weiterhin nutzen zu dürfen. Zugleich hat Broadcom an der Preisschraube gedreht, mit einer bis zu zwölffachen Erhöhung der Tarife. Viele Cloudprovider, Unternehmen, Kliniken und öffentliche Einrichtungen sind jedoch auf die bislang dominierende Virtualisierungssoftware angewiesen. Vor allem die Cloud-Branche, deren Geschäftsmodell zu einem großen Teil auf VMware-Technologie aufgebaut ist, trifft es hart. Einige Provider dürften sogar von Konkurs bedroht sein, wenn die Kosten entsprechend steigen.
Einige VMware-Kunden haben nach der Ankündigung der Übernahme im Mai 2022 vorsorglich ihre Verträge verlängert. Längst hat sich jedoch die Erkenntnis durchgesetzt, nach Alternativen zu VMware Ausschau zu halten. Das Cloud-Native-Ökosystem bietet durchaus Lösungen, die es ermöglichen, die bereits vorhandene Hardware weiter zu nutzen. Mit einem Open-Source-Ansatz lassen sich kritische Teile der VMware-Infrastrukturangebote ersetzen – und das sogar zu geringeren Kosten.
Wie können Unternehmen vorgehen, um die Herausforderungen der Modernisierung anzugehen und eine Open-Source-basierte Lösung aufzubauen? Bei typischen VSphere-Setups erfolgt die meiste Nutzung auf der Basis von traditionellen virtuellen Maschinen. Der Grund dafür ist, dass in bestehenden Unternehmen nie eine Greenfield-Situation vorliegt. Aus Sicht des IT-Servicemanagements (ITSM) beginnt eine IT-Organisation, die von Grund auf neu aufgebaut wird, auf der „grünen Wiese“. Es mag neue IT-Projekte geben, die mit einer Greenfield-ähnlichen Ausgangslage starten, aber sie sind meist immer noch auf bestehende Teile des Unternehmens angewiesen.
Die IT ist hierbei zugleich eine Kostenstelle und ein Enabler. Jede IT-Abteilung ist mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert. Mitarbeiter, die wichtige Software geschrieben haben, verlassen das Unternehmen, und die Software wird nicht mehr weiterentwickelt, sondern nur noch gewartet oder mitunter auch gar nicht mehr gewartet. All diese Gründe führen zu einer Herausforderung für jede IT-Abteilung. Dies ist etwa er der Fall, wenn 70 Prozent des IT-Budgets auf die Wartung des Portfolios entfallen, und nur 30 Prozent für Innovation oder Differenzierung übrigbleiben.
Der Schwerpunkt sollte auf einem neuen Gleichgewicht zwischen Wartung und Innovation liegen. Um eine Anbieterbindung zu vermeiden, sollten Unternehmen einen Ansatz wählen, der auf agilen Methoden wie DevOps oder Cloud basiert. Nicht zuletzt gilt es, technische Altlasten zu beseitigen oder wenigstens zu verringern. Um dies zu erreichen, sollte das übergeordnete Ziel eine Modernisierung des Stacks sein, was eine Umgestaltung der Infrastruktur erfordert. Dies ist auch ein guter Zeitpunkt, um nicht einfach auf einen anderen Hypervisor umzusteigen, sondern die Strategie zu überprüfen und ebenso die Anwendungslandschaft zu modernisieren. Um dies für ein Anwendungsportfolio zu erreichen, gibt es drei Möglichkeiten.
Die VM-Migration ist die einfachste und schnellste Möglichkeit. Ältere Anwendungen bleiben intakt, während ein neuer Hypervisor neue Funktionen ermöglicht. Oft besteht die Option, VMs von einem bestehenden Hypervisor zu importieren. Außerdem eröffnen sich dadurch neue Integrationspunkte zwischen älteren und neuen Schichten.
Die Umsetzung der VM-Migration kann mit einer Kubernetes-Management-Plattform erfolgen. Die Ausgangssituation sind meist monolithische Anwendungen, die ohne Zerstörung der Funktionalität schwer zu ändern sind. Mittels einer Funktion wie Open Source & Enablement lassen sich Integrationen nutzen, um Daten und Funktionen mit Open-Source-Stack offenzulegen. Cloud Native Enablement ermöglicht das Aktivieren auf Kubevirt, um das gewünschte Ziel zu erreichen, nämlich das Ausführen von VMs mit Kubevirt neben dem Container auf der Kubernetes-Management-Plattform.
2. Lift & Shift
Lift and Shift bewegt die Anwendungen mehr in Richtung eines Cloud-nativen Ansatzes. Bestehende Komponenten werden containerisiert, so dass sie in jeder CaaS-Plattform nutzbar sind, sei es On-Premises oder in der Cloud. Die Beibehaltung externer Integrationen und Daten in ältere Anwendungen wäre möglich. Allerdings müssen diese „Legacy“-Anwendungen in guter Qualität geschrieben und optimal angepasst sein.
Die Umsetzung der Lift and Shift-Modernisierung mit einer Kubernetes-Management-Plattform würde wie folgt aussehen: Von Nicht-Open-Source-basierten Middleware-Anwendungen erfolgt über Open Source & Enablement eine Migration zu einem Open-Source-Stack. Cloud Native Enablement ermöglicht hierbei eine Aktivierung auf der Kubernetes-Management-Plattform, um Anwendungen auf API und Microservices Cloud-Architektur auf Containern zu modernisieren.
3. Komplette Neuerstellung und Überprüfung der Architektur
Die letzte Option wäre eine komplette Neuschreibung und Überprüfung der Architektur, wobei die bestehende Infrastruktur ersetzt wird. Der größte Vorteil ergibt sich durch eine vollständige Modernisierung und Nutzung von PaaS. Auch verschiedene SaaS-Angebote sind denkbar, um eine widerstandsfähigere, leichter zu wartende und möglicherweise kostengünstigere IT-Umgebung zu erreichen.
Die Umsetzung einer vollständigen Neuerstellung mittels einer Kubernetes-Management-Plattform ist auf folgende Weise möglich: Ausgehend von monolithischen Anwendungen oder Anwendungen auf Nicht-Open-Source-basierter Middleware, die ausgemustert werden sollen, bildet Open Source & Enablement die Fähigkeiten der Architektur und das Design des alten Systems auf der neuen Architektur ab. Mit Cloud Native Enablement können Unternehmen beim Einrichten und Trainieren praktische Erfahrungen mit der modernen Container-Plattform sammeln. Damit ist die Erstellung einer neuen Gruppe von Anwendungen auf modernen Cloud-Native-Anwendungen realisierbar.
Spätestens jetzt gilt es, sich die Kontrolle über die eigene Infrastruktur zurückzuholen. Eine Migration zu Cloud-Native- und Open-Source-Produkten ist nicht nur eine mögliche Option, sondern bietet Unternehmen auch zahlreiche Vorteile, um ihre bestehende Infrastruktur noch besser zu nutzen. Eine Kubernetes-Management-Plattform kann die „Flucht“ aus dem erzwungenen Broadcom-Ökosystem beschleunigen und Unternehmen auf ihrem Weg zu einem Cloud-Native- Ansatz für ihre Infrastruktur umfassend unterstützen.
Sebastian Scheele
ist CEO und Mitbegründer von Kubermatic.
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