Für 2024 wird ein Umsatzplus von 4,3 Prozent auf 224,8 Milliarden Euro erwartet. Im darauffolgenden Jahr soll das Wachstum auf einem ähnlichen Niveau liegen (plus 4,7 Prozent auf 235,4 Milliarden Euro). Einzelne Segmente, wie zum Beispiel die Umsätze mit Unterhaltungselektronik (minus 7,5 Prozent) oder Desktop-PCs (minus 1,5 Prozent), sollen hingegen schrumpfen.
Der von Bitkom und dem Münchener Ifo-Institut erstellte Digitalindex lag im Juni bei 7,9 Punkten. Er notiert damit weiter über dem Ifo-Geschäftsklimaindex für die Gesamtwirtschaft, der mit minus 6,3 Punkten im negativen Bereich verharrt.
„Die Digitalbranche entwickelt sich 2024 in einem schwierigen Umfeld insgesamt stabil. Massive politische Eingriffe in den Markt, Krisen und ungelöste Fragen in der Ampel-Koalition sorgen allerdings für Verunsicherung“, sagt Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst und verweist unter anderem auf Kriege und Konflikte in der Ukraine und in Nahost, die anstehenden Wahlen in den USA und einen drohenden Handelskonflikt mit China.
Ungeachtet dessen geht der Verband davon aus, dass in der ITK-Branche auch weiterhin neue Arbeitsplätze entstehen werden. Im laufenden Jahr sollen es voraussichtlich 29.000 sein, im kommenden Jahr dann sogar knapp 47.000 Stellen hinzukommen. Damit würden Ende 2025 1,41 Millionen Menschen in der Branche beschäftigt sein. 2005 waren es den Angaben der Bitkom zufolge noch 810.000.
Innerhalb der ITK-Branche sieht der Verband eine ehebliche Spreizung zwischen den einzelnen Segmenten. Das größte Wachstum könne wie in den Vorjahren die Informationstechnik verbuchen. Nach aktueller Prognose werden 2024 mit IT 151,2 Milliarden Euro umgesetzt. Das entspricht einem Plus von 5,4 Prozent.
Am stärksten würden dabei die Umsätze mit Software (+9,8 Prozent auf 46,6 Milliarden Euro) wachsen. Besonders stark würden die Umsätze von Plattformen für die Entwicklung, das Testen und die Bereitstellung von Software zulegen (+12,8 Prozent auf 12,6 Milliarden Euro). Künstliche Intelligenz wächst laut Bitkom massiv um 39,2 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro. Zudem sollen die Geschäfte mit Software für die Systeminfrastruktur von Unternehmen stark zulegen (+8,4 Prozent auf 10,4 Milliarden Euro).
Sicherheits-Software stehe dabei mit plus 12,7 Prozent auf 4,7 Milliarden Euro an der Wachstumsspitze. Mit sonstigen Software-Anwendungen würden 23,5 Milliarden Euro erzielt, ein Plus von 8,8 Prozent. Überdurchschnittlich zulegen sollen in diesem Bereich Kollaborations-Tools, also Anwendungen zur Zusammenarbeit und zum mobilen Arbeiten, mit denen laut Bitkom 1,3 Milliarden Euro umgesetzt werden, 15,1 Prozent mehr als im Vorjahr. Die Umsätze mit IT-Dienstleistungen sollen im laufenden Jahr um 4,5 Prozent auf 51,6 Milliarden Euro steigen.
Bei der IT-Hardware wird nach einem Umsatzrückgang im vergangenen Jahr wieder ein leichtes Wachstum von 2,8 Prozent auf 53,0 Milliarden Euro erwartet. Allerdings gibt es im Hardware-Segment sowohl Bereiche, die sehr viel stärker wachsen als auch solche, die leicht schrumpfen.
Starkes Wachstum sieht der Verband insbesondere im Bereich Infrastructure-as-Service, also bei gemieteten Servern, Netzwerk- und Speicherkapazitäten. Nach einem schwächeren Jahr wieder zulegen würden auch die Umsätze mit Wearables wie Smartwatches, die laut Bitkom um 10,7 Prozent auf 2,6 Milliarden Euro steigen.
Auch die Nachfrage nach Sicherheitstechnologien wachse weiter überdurchschnittlich, in diesem Jahr um 4,1 Prozent auf 1,2 Milliarden Euro. Nach einem Wachstumsknick im Nachgang der Corona-Pandemie würden jetzt auch die Umsätze mit PCs (plus 1,1 Prozent auf 7,8 Milliarden Euro) und Workstations (plus 2,4 Prozent auf 0,9 Milliarden Euro) wieder leicht ins Plus drehen.
Die Umsätze mit Servern seien mit einem leichten Minus von 0,3 Prozent auf 3,1 Milliarden Euro noch nicht wieder im schwarzen Bereich. „Bei der IT-Hardware sehen wir immer noch die Auswirkungen des Nachfrageschubs während der Corona-Jahre, aber der Markt normalisiert sich zusehends“, so Wintergerst. „Die Integration von KI in die Hardware wird hier in den kommenden Jahren für zusätzliche Investitionen sorgen.“
Laut Bitkom soll der Markt für Telekommunikation in diesem Jahr moderat um 2,0 Prozent auf 73,7 Milliarden Euro wachsen. Der Einschätzung des Branchenverbands zufolge werde der Löwenanteil auf Telekommunikationsdienste entfallen (52,8 Milliarden Euro, plus 1,8 Prozent). Noch etwas stärker könne das Geschäft mit Endgeräten zulegen, um 4,3 Prozent auf 12,8 Milliarden Euro.
Leicht rückläufig seien die Investitionen in die Telekommunikations-Infrastruktur, die laut Verband minimal um 0,3 Prozent auf 8,1 Milliarden Euro zurückgehen werden. „Die Unternehmen wollen in den Ausbau von Glasfaser- und 5G-Netzen investieren, werden aber häufig durch Engpässe bei den Baukapazitäten und langwierige Genehmigungsverfahren ausgebremst“, sagt Wintergerst.
Trotz eines Umsatzwachstums von 4,3 Prozent kann Deutschland mit vielen anderen Regionen nicht mithalten. Weltweit werden die Umsätze mit IT und Telekommunikation laut Bitkom im laufenden Jahr voraussichtlich um 6,4 Prozent auf 4,82 Billionen Euro steigen.
Die USA können mit einem Plus von 7,0 Prozent ihre Vormachtstellung weiter ausbauen, auf sie entfällt nun ein weltweiter Marktanteil von 38,6 Prozent. Auf Rang zwei liegt China mit einem Marktanteil von 10,9 Prozent, dahinter folgt Japan mit 4,6 Prozent.
Den Bitkom-Zahlen zufolge kommt Deutschland auf einen Marktanteil von 4,2 Prozent und liegt damit wieder knapp vor Großbritannien (4,1 Prozent). An der weltweiten Wachstumsspitze steht Indien mit einem Plus von 9,8 Prozent und einem globalen Marktanteil von 2,5 Prozent.
„Wir müssen die Investitionen in die Digitalisierung massiv nach oben fahren, wenn wir international Schritt halten wollen“, sagt Wintergerst mit Blick auf andere Länder. „Die Bundesregierung sollte in der restlichen Legislaturperiode insbesondere die Digitalisierung der Verwaltungen vorantreiben und dafür die nötigen finanziellen Mittel zur Verfügung stellen.“
Auch für die Digitalisierung der Bildung müsse man hierzulande mehr tun, meint Bikom-Chef Wintergerst und verlangt, dass der Digitalpakt 2.0 kommen und dabei gut ausgestattet sein müsse. Auch müsse die Digitalisierung der Wirtschaft beschleunigt werden, insbesondere durch eine innovationsförderliche Umsetzung des AI Act und die im Koalitionsvertrag vorgesehenen Superabschreibungen für Digitalinvestitionen. Zudem gelte es, die digitalen Infrastrukturen auszubauen und sicher zu machen.
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