Siemens will Wasserstoffhochlauf mit KI beschleunigen

Eine Reihe neuer genKI-Tools soll das Design, das Engineering und die Automatisierung von Wasserstoffanlagen erleichtern.

Die Verfügbarkeit von grünem Wasserstoff wird wesentlich darüber mitentscheiden, ob der Industriesektor seine Nachhaltigkeitsziele erreichen wird. Um den Ausbau zu beschleunigen, unterstützt der Industrieausrüster Siemens künftig die Wasserstoffindustrie mit Software-Tools auf Basis von generativer künstlicher Intelligenz (genKI). Vor allem in der Wasserstoffherstellung sollen die neuen Lösungen dazu beitragen, die Entwicklung und den Betrieb von Wasserstoffproduktionsanlagen (Bild) zu vereinfachen.

Zu den Neuerungen zählt ein Chatbot, der generative Künstlicher Intelligenz nutzt. Anwender können darüber Anlagendesigns für die Wasserstoffproduktion erstellen lassen. Der Konfi-gurator wird dafür in einem iterativen Prozess mit gewünschten Designeigenschaften einer Produktionsanlage gefüttert. Die KI erstellt daraufhin nahtlose Blockflussdiagramme bis hin zu präzisen Layouts der Anlageneinheiten und Verbindungen. Zudem soll die KI anlagenspezifische Kennzahlen prognostizieren können, wie etwa den möglichen Stromverbrauch.

Die so erzeugten Daten stellen das Grundkonzept einer Anlage dar. Sie können anschließend in Engineering- und Simulations-Software wie z.B. Siemens‘ Comos und gProms über-nommen werden, um direkt damit weiterzuarbeiten – etwa um die Rohrleitungs- und Instrumentierungsdiagramme automatisch zu erstellen.

Schnelleres Engineering

Auch für die Projektierungsphase von Wasserstoffanlagen bringt Siemens ein KI-basiertes Tool auf den Markt. Der Engineering-Assistent Comos AI soll Ausrüstungsspezifikationen und -diagramme auf der Grundlage von Beschreibungen in natürlicher Sprache erstellen können. Dazu sollen Modelle und Zeichnungen automatisch vervollständigt oder korrigiert werden.

Zudem soll der Assistent domänen-übergreifende Phasen im Engineering sowie produktübergreifende Arbeitsabläufe unterstützen. Hierzu sollen Modelle, Zeichnungen und Informationsstrukturen umgewandelt werden, etwa für eine Simulationssoftware wie Simit von Siemens.

Darüber hinaus sollen sich Informationen von Engineering-relevanten Produkten abrufen lassen – per eigenem Prompt oder vorgeschlagen durch den Assistenten. Auf diese Weise sollen die Anwender Antworten zu Dokumentationen, Spezifikationen oder technischen Details erhalten. Über Eingaben von Bildern, Scans oder PDFs könne der Assistent außerdem proaktiv relevante Ressourcen liefern und sie in präzise Diagramme und Modelle umwandeln, so Siemens weiter.

KI-Upgrade fürs Prozessleitsystem

Um die Automatisierung von Prozessen in Wasserstoffanlagen zu vereinfachen, bringt Siemens ein weiteres Modul für das Prozessleitsystem Simatic PCS neo auf den Markt: SFC Generation. Das Modul wird in das Prozessleitsystem integriert und kann per generativer Künstlicher Intelligenz sogenannte Ablaufdiagramme (SFCs) erstellen. Laut Hersteller bieten die Diagramme eine visuelle Darstellung der Prozesslogik und ermöglichen es Anwendern, komplexe Arbeitsabläufe zu verwalten. Möglich sei dies auf der Grundlage spezifischer Prompts oder indem eine Prosa-Prozessbeschreibung in das Chat-Fenster des Moduls kopiert werde.

Der Hydrogen Plant Configurator soll Ende des Jahres auf dem Siemens-eigenen Xcelerator-Marktplatz verfügbar sein, Comos AI und SFC Generation vorrausichtlich ab Anfang 2025.

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