Mehr denn je treibt Cloud Computing die Digitalisierung der deutschen Wirtschaft voran. 6 von 10 Unternehmen (61 Prozent), die Cloud Computing nutzen oder dies zumindest diskutieren, wollen so ihre internen Prozesse digitalisieren. Vor einem Jahr lag der Vergleichswert noch bei 45 Prozent. Ebenso viele (61 Prozent) wollen mit ihren Cloud-Aktivitäten eine Umstellung auf Plattformen und Software-as-a-Service forcieren (2023: 57 Prozent).
Das zeigt der „Cloud Report 2024“, den der Digitalverband Bitkom heute in Berlin vorgestellt hat. Grundlage der Daten ist eine Befragung von 603 Unternehmen ab 20 Beschäftigten aus allen Wirtschaftsbereichen.
Aktuell nutzen die Unternehmen in Deutschland eine Vielzahl unterschiedlicher Anwendungen aus der Cloud. Vorne liegen mit jeweils rund zwei Drittel der Nennungen E-Mail (67 Prozent), HR-, Buchhaltungs- und Finanzplanungslösungen (67 Prozent), Speicherplatz für Dateien (66 Prozent) sowie Office-Software (64 Prozent). 58 Prozent nutzen die Rechenleistung der Cloud parallel für unterschiedlichste Anwendungen, 56 Prozent haben Datenbanken in der Cloud. Dahinter folgen Webconferencing (49 Prozent), Kollaborationstools (48 Prozent), Sicherheitssoftware (48 Prozent), ERP (36 Prozent), IoT-Dienste (34 Prozent), CRM (32 Prozent) und Softwareentwicklung (30 Prozent). Bereits 17 Prozent der Unternehmen nutzen die Cloud für KI-Anwendungen.
Insgesamt nutzen 81 Prozent der Unternehmen in Deutschland Cloud Computing, weitere 14 Prozent planen dies oder diskutieren darüber, für gerade einmal 5 Prozent ist die Cloud kein Thema. Dabei wollen die Unternehmen die Cloud künftig noch intensiver nutzen als heute. Aktuell betreiben die Unternehmen rund ein Drittel (38 Prozent) der IT-Anwendungen aus der Cloud. In fünf Jahren soll der Anteil auf 54 Prozent gestiegen sein.
Weitere Ziele bei der Cloud-Nutzung sind derzeit Kostenreduzierungen (62 Prozent der Befragten), Erhöhung der IT-Sicherheit (57 Prozent), Reduzierung von CO2-Emissionen (56 Prozent), Aufbau von Plattformen zur Kooperation mit Dritten (50 Prozent) sowie Entwicklung innovativer Produkte und Dienste (49 Prozent). 44 Prozent der Befragten sehen in der Cloud einen Ausweg aus der Hardware-Knappheit für den Betrieb eigener Server sowie 38 Prozent einen Zugang zu innovativen Technologien wie etwa IoT oder KI.
„Die Cloud ist auch in Deutschland eine Basis-Technologie der digitalen Wirtschaft. Cloud-Anwendungen ermöglichen selbst kleinen Unternehmen eine vollständige Digitalisierung ihrer Prozesse und Geschäftsmodelle“, erläutert Wintergerst die Zahlen der Umfrage.
Beim Thema Nachhaltigkeit sehen die Befragten sowohl Vor- als auch Nachteile durch die Cloud. Jeweils 6 von 10 Unternehmen geben an, dass sich durch Cloud Computing Energie und Ressourcen einsparen lassen (61 Prozent) und Nachhaltigkeits-Reports leichter erstellt werden können (59 Prozent). Zugleich glauben drei Viertel (75 Prozent), dass Cloud Computing durch die leichte Skalierbarkeit dazu führt, dass Software immer ressourcenhungriger wird. Und 54 Prozent halten den Energie- und Ressourcenverbrauch der Cloud für zu intransparent.
Fragt man die Unternehmen, was in den kommenden fünf Jahren für sie interessant sein könnte, gibt es eine ganze Reihe von Anwendungen mit großem Wachstumspotenzial. So wollen 80 Prozent E-Mail aus der Cloud nutzen (plus 13 Prozentpunkte), 74 Prozent Speicherplatz (plus 8 Prozentpunkte) und 73 Prozent Office Software (plus 9 Prozentpunkte).
Ebenfalls starkes Wachstum soll es demnach bei Webconferencing (60 Prozent, plus 11 Prozentpunkte) und Softwareentwicklung (41 Prozent, plus 11 Prozentpunkte). An der Wachstumsspitze liegen neben CRM-Anwendungen (48 Prozent, plus 16 Prozentpunkte) Sicherheitslösungen (64 Prozent, plus 16 Prozentpunkte). Ganz vorne liegt Künstliche Intelligenz. Die Zahl der Unternehmen, die KI aus der Cloud beziehen wollen soll sich von aktuell 17 Prozent auf dann 34 Prozent verdoppeln.
Bei KI-Diensten aus der Cloud interessieren sich die Unternehmen, die sie bereits nutzen oder das tun wollen vor allem für Vorhersagen und Prognosen (87 Prozent) sowie Datenanalysen (81 Prozent). Zwei Drittel (67 Prozent) wollen KI-basierte Sicherheitslösungen und Betrugserkennung nutzen, dahinter folgen die Automatisierung von Geschäftsprozessen (52 Prozent), die Analyse und Generierung von Texten (50 Prozent), Sprache oder Audio (46 Prozent) sowie Bilder oder Videos (43 Prozent).
KI-gestützte Softwareentwicklung ist für 42 Prozent interessant, Chatbots für 37 Prozent und Personalauswahl und Recruiting für 31 Prozent. Ein Viertel (24 Prozent) hat Interesse an Gesichtserkennung und zwölf Prozent an Emotionenerkennung. „Die Cloud bietet auch kleineren Unternehmen einen sehr leichten Zugang zu den verschiedensten Arten von Künstlicher Intelligenz“, so Wintergerst.
Trotz des großen Interesses sind vielen Unternehmen die KI-Anwendungen aus der Cloud derzeit noch zu teuer (75 Prozent), sie werden als Sicherheitsrisiko betrachtet (64 Prozent) oder gelten als nicht vereinbar mit dem Datenschutz (62 Prozent). 59 Prozent können sie aufgrund fehlendem Know-hows im Unternehmen derzeit nicht nutzen. Zugleich sagen aber 56 Prozent, dass die Cloud Zugang zu neuesten KI-Technologien ermöglicht, 36 Prozent, dass KI-Anwendungen in der Cloud einfach zu nutzen sind und 28 Prozent attestieren ihnen ein transparentes Preismodell.
Jedes siebte Unternehmen (14 Prozent), das die Cloud nutzt, fährt eine „Cloud only“-Strategie. Das bedeutet, Cloud Computing wird für alle Anwendungen und Systeme genutzt und bestehende Lösungen werden in die Cloud überführt. Weitere 26 Prozent setzen auf „Cloud first“. Dabei werden Cloud-Lösungen bei neuen Projekten bevorzugt verwendet und bestehende Anwendungen werden bei Bedarf in die Cloud umgezogen.
Laut Umfrage haben 39 Prozent der Unternehmen eine „Cloud too“-Strategie, ergänzen also bestehende IT-Lösungen um Cloud-Anwendungen. 18 Prozent folgen bei der Cloud keiner festgelegten Strategie. „4 von 10 Unternehmen, die heute bereits Cloud Computing nutzen, räumen der Cloud klare Priorität in ihrer IT-Strategie ein. Anbieter von Software müssen hierfür geeignete Angebote entwickeln“, so Wintergerst.
Zudem setzen 25 Prozent der Cloud-Nutzer auf eine Hybrid-Cloud, das heißt auf eine Mischung von öffentlichen und privaten Cloud-Diensten. Weitere 18 Prozent planen den Einsatz, 10 Prozent diskutieren darüber. Und sogar 38 Prozent nutzen eine Multi-Cloud, das heißt sie verwenden Cloud-Dienste von verschiedenen Anbietern. Weitere 11 Prozent planen den Wechsel zur Multi-Cloud, ebenfalls 11 Prozent diskutieren darüber.
Für die Multi-Cloud spricht aus Sicht der Anwender vor allem die Vermeidung von Ausfällen (100 Prozent), die bessere Verteilung von Ressourcen bei voller Auslastung (96 Prozent) sowie die Reduzierung von Lock-In-Effekten (76 Prozent) bzw. die Stärkung der Handlungsfreiheit (62 Prozent). 57 Prozent wollen spezielle Dienste bei bestimmten Anbietern nutzen, 51 Prozent nennen wirtschaftliche Gründe wie eine Kostensenkung.
Bei der Auswahl ihres Cloud-Anbieters sind für die Unternehmen insbesondere Vertrauen in IT-Sicherheit, Datenschutz und Compliance (99 Prozent), die Leistungsfähigkeit und Stabilität des Angebots (97 Prozent) sowie die Möglichkeit zur Datenverschlüsselung (93 Prozent) entscheidend.
Weitere wichtige Kriterien sind laut Umfrage Nachhaltigkeit (61 Prozent), Interoperabilität (60 Prozent), Rechenzentren in Deutschland oder der EU (59 Prozent), sowie ein vertrauenswürdiges Herkunftsland des Anbieters (58 Prozent). Für die Hälfte (50 Prozent) sind Innovationskraft wie Zugriff auf neueste Lösung entscheidend, 46 Prozent achten auf Offenheit, etwa durch Open Source, 41 Prozent auf niedrige Kosten sowie 30 Prozent auf Konformität mit Gaia-X und 28 Prozent auf eine weltweite Verfügbarkeit des Angebots.
Bei den Unternehmen, die auf den Standort der Cloud-Rechenzentren achten, rangiert Deutschland ganz oben: 99 Prozent würden heimische Rechenzentren bevorzugen, für 1 Prozent kommen sie zumindest in Frage. Standorte in der übrigen EU würden 60 Prozent bevorzugen, für 37 Prozent kommen sie in Frage. Dahinter folgen die USA (11 Prozent würden sie bevorzugen, für 34 Prozent kommen sie in Frage), der Rest von Europa (8 Prozent bzw. 24 Prozent), Japan (8 Prozent bzw. 16 Prozent) sowie Indien (5 Prozent bzw. 15 Prozent). Großbritannien würden nur 3 Prozent bevorzugen, aber für 49 Prozent kämen Rechenzentren dort zumindest in Frage. Schlusslichter sind China, das nur 1 Prozent bevorzugen und 3 Prozent akzeptieren würden, sowie Russland, das für praktisch kein Unternehmen (0 Prozent) überhaupt in Frage kommt.
Zunehmend relevant am Markt für hochregulierte Anwendungen wie etwa im Finanz- oder Gesundheitswesen oder auch für die öffentliche Verwaltung sind sogenannte souveräne Cloud-Angebote. Sie versprechen Datenschutz und Datensouveränität auf höchstem Niveau. Allerdings können derzeit nur 4 Prozent der Verantwortlichen in den Unternehmen erklären, worum es dabei geht, 31 Prozent wissen zumindest ungefähr, worum es sich dabei handelt. 21 Prozent haben bereits davon gehört, können aber nicht erklären, was es bedeutet, und 41 Prozent sind souveräne Cloud-Angebote völlig unbekannt. „Anbieter souveräner Cloud-Angebote müssen noch viel Aufklärungsarbeit leisten, wenn sie sich am Markt etablieren wollen“, so Wintergerst. „Das Potenzial für souveräne Clouds ist auf jeden Fall groß.“
Größte Hemmnisse bei der Umsetzung von Cloud-Projekten und den Umzug in die Cloud sind laut Umfrage fehlendes qualifiziertes Personal (76 Prozent), die Sorge vor unberechtigtem Zugriff auf sensible Daten (64 Prozent), fehlende Zeit (63 Prozent) sowie ein zu hoher Investitionsbedarf (62 Prozent). Als weitere unternehmensinterne Hürden gelten eine zu komplexe Migration in die Cloud (55 Prozent), fehlende qualifizierte externe Beratung (53 Prozent), Angst vor Datenverlust (52 Prozent) sowie Widerstand im eigenen Unternehmen (43 Prozent). Aber auch externe Vorgaben hemmen den Cloud-Einsatz. So beklagen 55 Prozent zu hohe Anforderungen an die IT-Sicherheit, 51 Prozent zu hohe Anforderungen an den Datenschutz und 50 Prozent fühlen sich allgemein durch regulatorische Vorgaben an Cloud-Projekten gehindert.
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