Metaversum: Arbeitsplatz der Zukunft mit dem Mensch im Mittelpunkt
Vom 17. bis 19. Juli findet das größte Event für Tech-Recruiting und Employer Branding auf der weltweit größten Entwicklerkonferenz „We Are Developers World Congress“ statt.
Wir haben mit dem österreichischen Digital- und Transformationsexperten sowie Keynote-Speaker Nahed Hatahet anlässlich seiner Keynote-Session mit dem Titel „Metaverse – Tomorrow’s Ultimate Workplace“ über den Arbeitsplatz der Zukunft, das Metaversum und den Faktor Mensch gesprochen.
Was verstehen Sie genau unter dem Metaversum und was hat das mit dem Arbeitsplatz der Zukunft zu tun haben wird?
Nahed Hatahet: Ähnlich wie wir heute mit einem einzigen Mausklick in eine zweidimensionale Videokonferenz einsteigen können, werden wir in Zukunft auch in sogenannte immersive Meetings – Metameetings – einsteigen können. Dabei nutzen wir die Metaversum-Technologie oder besser eine sogenannte gemischte Realität. Diese verbindet die reale physische Welt mit den virtuellen Möglichkeiten und führt die Vorteile beider Welten zusammen. So können wir in unserer realen Welt virtuelle Gegenstände, zum Beispiel ein virtuelles Flipchart, einblenden und diese gemeinsam mit anderen Teilnehmern nutzen. Wir können uns aber auch in dreidimensionalen virtuellen Räumen begegnen. Wir haben dabei das Gefühl, dass diese Gegenstände wirklich in unserer realen Welt vorhanden sind bzw. dass wir uns wirklich in dieser gemischten Realität befinden. Es ist ein wortwörtlich anderes Erleben, als dies heute in den zweidimensionalen Webkonferenzen möglich ist
Welche Business-Szenarien lassen sich damit abdecken, und warum sollte man sich schon heute damit beschäftigen?
Nahed Hatahet: Es gibt unendlich viele neue Möglichkeiten, auf einige werde ich in meiner Keynote in Berlin eingehen. Ein Beispiel, das auf der Hand liegt, sind immersive, also erlebbare und fühlbare Meetings bzw. Konferenzen per Knopfdruck. In Microsoft Teams gibt es bereits Avatare, also die grafischen Stellvertreter meiner Person in einer solchen gemischten Realität. Weiterhin gibt es bereits „Immersive Spaces“, integriert über die Microsoft Mesh-Technologie. Weitere Szenarien sind Remote-Unterstützung, erlebbares Lernen, das Üben von gefährlichen Aufgaben in einer geschützten Umgebung, virtuelle Bewerbungsgespräche und Gamification. Ein sehr gutes Szenario ist auch die bestmögliche digitale Inklusion von Blinden oder Menschen mit einer Hörbeeinträchtigung. Wir können dabei Fähigkeiten nutzen, die wir in unserer realen physischen Welt gar nicht besitzen. Unser Avatar kann alle Sprachen dieser Welt sprechen und auch die Gebärdensprache nutzen. Jeder Blinde kann sich mittels künstlicher Intelligenz eine Assistentin dazuschalten, die beispielsweise die Umgebung beschreiben kann, eine digitale Souffleurin. Ein wunderschönes Beispiel, wie man damit eine bessere Welt schaffen kann, wie ich persönlich empfinde.
Wie wird sich das in Zukunft weiterentwickeln? Ist Apple Vision Pro ein Beispiel dafür, wohin die Reise geht?
Nahed Hatahet: Aktuell kratzen wir noch an der Oberfläche und befinden uns am Beginn einer spannenden Reise in eine neue digitale Welt, die unseren Arbeitsplatz massiv verändern wird, aber auch noch Zeit braucht. Wer sich das in den USA bereits herausgebrachte Apple Vision Pro Headset ansieht, weiß, wohin die Reise gehen wird. Ich persönlich finde, Apple zeigt wieder einmal, wie es gehen muss: Wesentlich bessere Grafik und die Nutzung natürlicher Gesten, um sich in der dreidimensionalen Welt zu bewegen und zu interagieren – man benutzt einfach seine Hände. Die ferne Zukunft wird die Kombination von Biotechnologie und künstlicher Intelligenz sowie implantierten „gemischten Realität Chips“ sein, die eine echte Symbiose und eine im Gehirn fühlbare Anwesenheit versprechen sollen. Das klingt bizarr, ist es sicherlich auch ein wenig – aber andererseits haben viele Menschen heute auch implantierte Technologien in ihren Körper. Denken Sie nur an Herzschrittmacher, das klang bei deren Erfindung wohl auch für viele Menschen bizarr. Eines ist klar: Es bleibt unheimlich spannend, wie ich zutiefst empfinde.
Sie stellen immer schon den Menschen in den Mittelpunkt Ihrer digitalen Aktivitäten. Der aktuelle Marktrend und Hype bestätigt das nun auch. Was meinen Sie damit?
Nahed Hatahet: Bei allem, was ich tue, war es mir immer wichtig, eine bessere Welt zu schaffen. Wir müssen alle gemeinsam darauf achten, dass diese Technologien unbedingt in diese Richtung verwendet werden. 20-30 Prozent unserer Kinder leiden bereits an Angststörungen und Depressionen, verursacht durch zu viel Social Media Konsum, und das ist beängstigend. Mit den neuen Möglichkeiten einer gemischten Realität steht uns die nächste Generation des Internets zur Verfügung, in dem wir uns wahrhaftig treffen und mittels Avataren alles sein können, was wir wollen. Das ist die nächste digitale Droge für unsere Kinder. Wir müssen unbedingt darauf achten, dass wir unseren Kindern vor allem zeigen, wie schön und kostbar unsere reale Welt ist und dass die neuen digitalen Möglichkeiten nur Mittel zum Zweck sind. Wir müssen dabei unbedingt in Schulen und unserem Bildungssystem aufklären und Kindern helfen, die digitale Welt als Erweiterung unserer natürlichen Welt zu verstehen und nicht als Ersatz. Das ist mir ein besonderes Anliegen, wenn ich davon spreche, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen – für mich ist das kein Trend und kein Marketing, ich meine das wirklich zutiefst so.
ist Gründer und CEO von HATAHET productivity solutions.