Zwei von drei Angestellten in Deutschland (67 Prozent) haben bereits praktische Erfahrungen mit KI-Anwendungen gesammelt. Was nach einem hohen Wert klingt, ist im europäischen Vergleich (72 Prozent) allerdings eher unterdurchschnittlich. Die meisten Nutzerinnen und Nutzer hierzulande verwenden KI eher im Privatleben (37 Prozent) als im Beruf (acht Prozent). Etwas mehr als jede und jeder fünfte Befragte (22 Prozent) hat KI-Erfahrungen in beiden Bereichen gemacht.
Das sind Ergebnisse einer Studie, für die das Beratungsunternehmen EY über 4.700 Mitarbeitende in neun europäischen Ländern befragt hat, 1.044 davon in Deutschland. Männer (71 Prozent) haben demnach häufiger Erfahrung mit KI-Anwendungen als Frauen (64 Prozent). Auch zwischen nicht-leitenden Angestellten und der Management-Ebene gibt es deutliche Unterschiede: So verwenden fast acht von zehn Entscheidern (79 Prozent) in Unternehmen hierzulande KI-Anwendungen, bei den nicht-leitenden Angestellten sind dies dagegen nur etwas mehr als sechs von zehn (63 Prozent).
Mehr als die Hälfte der Befragten (56 Prozent) in Deutschland gibt an, dass sie oder er die Auswirkungen von KI-Entwicklungen und -Anwendungen in ihrem Arbeitsleben spüren werden. Im Umkehrschluss sagen damit allerdings 44 Prozent der Befragten, dass sie dies nicht glauben.
Holger Fehlbier, Partner bei EY meint dazu: „Es scheint, dass ein erheblicher Teil der Belegschaft immer noch glaubt, dass KI kein unmittelbares Thema für sie ist – oder dass es andere Mitarbeitende oder Branchen betrifft, doch nicht sie selbst. Dies ist ein Trugschluss, der teilweise auch auf Furcht vor den Folgen der KI-Transformation basieren kann. Hier sind gerade auch die Unternehmen selbst gefragt, ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern Möglichkeiten zur KI-Qualifizierung zu eröffnen und durch ehrliche Kommunikation etwaige Ängste zu nehmen.“
Denn diese Sorgen gibt es – und sie sind sichtbar: Auf die Frage, ob der Einsatz von KI zum Verlust von Arbeitsplätzen führen wird, antwortet die Mehrheit der Befragten (59 Prozent) in Deutschland mit einem „Ja“. Damit liegen die Angestellten hierzulande noch unter dem europäischen Durchschnitt (68 Prozent). Lediglich in der Schweiz ist die Zahl der Befragten, die Jobsorgen äußern, niedriger als in Deutschland (57 Prozent). Demgegenüber zeigt man sich in den Niederlanden (64 Prozent), Portugal (80 Prozent), Spanien (78 Prozent), Italien (76 Prozent) und Belgien (74 Prozent) bereits deutlich weniger tiefenentspannt als in der deutschsprachigen Arbeitswelt.
Mit den Möglichkeiten ihrer Arbeitgeber in puncto KI-Qualifizierung durch Schulungen, Trainings und Weiterbildungen ist die Mehrheit der Befragten (79 Prozent) hierzulande nicht zufrieden. Die meisten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wünschen sich Live-Schulungen und Workshops (41 Prozent), gefolgt von Online-Kursen (37 Prozent).
Fehlbier: „Dass einer großen Mehrheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Angebote ihrer Arbeitgeber nicht ausreichen, sollte dem Management zu denken geben. Schulungsprogramme, die auf die spezifischen Bedürfnisse jeder Funktion zugeschnitten sind, sind unerlässlich, um die erfolgreiche Integration von KI in den Geschäftsbetrieb sicherzustellen – und zwar auf allen Ebenen.“
Trotz der Herausforderungen sind die Vorteile der KI-Einführung bereits offensichtlich, vor allem gemessen an den Kosteneinsparungen: In ganz Europa gibt fast die Hälfte der Managerinnen und Manager (45 Prozent) an, dass sie durch den Einsatz von KI Kosten sparen oder Gewinne steigern können – oder beides. Gemessen an diesen Kriterien war der Einsatz Künstlicher Intelligenz bisher in der Schweiz am erfolgreichsten, wo 81 Prozent der Führungskräfte positive Erfahrungen gemacht haben. In Deutschland sind es mit 34 Prozent deutlich weniger.
„Erste messbare KI-Erfolge werden dieser neuen Technologie weiteren Auftrieb geben. Die Entwicklungsgeschwindigkeit wird zunehmen, und Implementierungsprozesse werden sich beschleunigen. Unternehmen müssen definitiv am Ball bleiben, wenn es um Künstliche Intelligenz geht, um nicht den Anschluss an die Konkurrenz zu verlieren“, sagt EY-Experte Fehlbier und fügt hinzu: „Dabei sollten sie sich allerdings nicht zu sehr vom Markt treiben lassen, sondern ihr eigenes Tempo finden und gehen. Dies ist ohne Frage eine schwierige Gratwanderung, die die Unternehmen allerdings nicht allein gehen müssen – in vielen Fällen kann es sinnvoll sein, die Erfahrung technologieerfahrener Partner zu nutzen.“
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