KI-Lösung für mehr Artenschutz

IBM und WWF entwickeln KI zur Unterstützung der Überwachung von Schlüsselspezies und starten mit dem stark gefährdeten Afrikanischen Waldelefanten.

Die KI-gestützte, visuelle Inspektion soll dazu beizutragen, die Überwachung von Elefanten und die genaue Identifizierung einzelner Tiere zu verbessern. Dies wird durch Aufnahmen von Kamerafallen ermöglicht.  Der Afrikanische Waldelefant hat aufgrund des Verlusts von Lebensraum und durch Wilderei im Kongobecken in den letzten Jahren einen Rückgang seiner Populationen um mehr als 80 Prozent zu verzeichnen.

Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen

Maßnahmen zur Wiederherstellung der Natur können eine entscheidende Rolle bei der Verringerung der CO2-Emissionen in der Atmosphäre spielen. Durch die Nutzung von Technologien zur Erfassung und Bewertung von Naturkapital können Organisationen neue Möglichkeiten zur Unterstützung von Klimaschutzmaßnahmen erschließen und gleichzeitig neue nachhaltige Finanzinvestitionen identifizieren.

Im Rahmen der Kooperation wird die eigene Software, IBM Maximo Visual Inspection (MVI) verwendet. Die Lösung nutzt die KI-gestützten visuellen Inspektions- und Modellierungsfähigkeiten von MVI, um Bilder von Fotofallen und Filmen zu analysieren und einzelne Afrikanische Waldelefanten mit größerer Genauigkeit zu identifizieren. Derzeit konzentriert sich der Anwendungsfall auf die Erkennung von Bildern, die sich auf den Kopf und die Stoßzähne der Tiere beziehen, ähnlich wie beim Fingerabdruck des Menschen.

Genauere Vorhersagen über Elefanten-Standorte

„Unsere Technologie wird eine entscheidende Rolle bei der Optimierung des Identifizierungs- und Erfassungsprozesses einzelner Elefanten spielen”, sagt Kendra Dekeyrel, VP of ESG and Asset Management bei IBM. Darüber hinaus wollen beide Organisationen IBM Environmental Intelligence nutzen, um die oberirdische Biomasse und Vegetation in bestimmten Gebieten zu ermitteln, in denen sich die Elefanten aufhalten. Das kann helfen, genauere Vorhersagen über die zukünftigen Standorte der Elefanten zu ermöglichen, um die von ihnen erbrachten positiven Auswirkungen besser erheben zu können. Letztendlich wird dies den Prozess der Quantifizierung und Einschätzung des Wertes der vom Afrikanischen Waldelefanten erbrachten CO2-Leistungen vereinfachen. So können Organisationen Erkenntnisse gewinnen, die sie für ihre Nachhaltigkeitsbemühungen nutzen können.

Naturkapital für Nachhaltigkeit nutzen

Ein einziger Afrikanischer Waldelefant, der sich in seinem natürlichen Lebensraum frei bewegt, kann beispielsweise die Netto-Kohlenstoff-Aufnahmekapazität des Waldes um rund 100 Hektar erhöhen. Dies entspricht der Menge an Emissionen, die 2.047 Autos in einem Jahr freisetzen. Nach Angaben des Internationalen Währungsfonds (IWF) kann sich dies in einem Dollarwert von bis zu 1,75 Millionen US-Dollar pro Elefant niederschlagen, wenn man die CO2-Bindung und andere Ökosystemleistungen berücksichtigt, die er erbringt.

„Die Zählung Afrikanischer Waldelefanten ist sowohl schwierig als auch kostspielig. Die Logistik ist komplex und die daraus resultierenden Bestandszahlen sind nicht präzise. Die Möglichkeit, mithilfe von KI einzelne Elefanten aus Aufnahmen von Kamerafallen zu identifizieren, hat bahnbrechendes Potenzial. Mithilfe der Künstlichen Intelligenz werden wir in der Lage sein, einzelne Tiere räumlich und zeitlich zu überwachen, was uns solidere und detailliertere Populationsschätzungen ermöglicht und leistungsbezogene Zahlungen für den Naturschutz, wie z.B. Kredite zur Unterstützung von Wildtieren, zulässt. Die räumlichen Daten werden uns auch zeigen, wohin sich die Elefanten bewegen – so können wir diese Wildtierkorridore schützen“, sagt Dr. Thomas Breuer, Koordinator für Afrikanische Waldelefanten beim WWF Deutschland.