Eine zentrale Anforderung des LkSG ist die kontinuierliche Überwachung der Lieferkette auf potenzielle Risiken. Cloud-SCM-Plattformen ermöglichen hier eine Echtzeit-Visualisierung aller relevanten Prozesse und Datenströme. Durch die Integration von IoT-Sensoren an Produktionsanlagen oder Transportbehältern lassen sich kritische Parameter wie Temperatur, Feuchtigkeit oder Erschütterungen in Echtzeit überwachen. Das hilft nicht nur bei der Qualitätssicherung, sondern kann auch Hinweise auf problematische Rahmenbedingungen liefern.
Die KI-gestützte Anomalieerkennung spielt dabei eine wichtige Rolle. Machine-Learning-Algorithmen analysieren kontinuierlich Datenströme aus verschiedenen Quellen und erkennen frühzeitig Abweichungen vom Normalzustand. So können beispielsweise plötzliche Produktivitätssteigerungen bei Zulieferern ein Indikator für Arbeitsrechtsverletzungen sein. Darüber hinaus ermöglicht Predictive Analytics auf Basis historischer Daten und externer Faktoren wie geopolitischen Entwicklungen oder Wettervorhersagen die Erstellung von Risikovorhersagen für einzelne Lieferanten oder ganze Regionen. SCM-Experten können somit präventiv alternative Sourcing-Strategien entwickeln.
Das LkSG fordert zudem eine sorgfältige Auswahl und kontinuierliche Bewertung von Lieferanten. Cloud-Lösungen bieten hier zentralisierte Supplier Relationship Management (SRM-)Plattformen, auf denen alle relevanten Informationen zu Lieferanten – von Zertifizierungen über Auditberichte bis hin zu Nachhaltigkeitskennzahlen – verwaltet und für alle berechtigten Stakeholder zugänglich gemacht werden. Automatisierte Due-Diligence-Prozesse ermöglichen es, standardisierte Fragebögen zur LkSG-Compliance über Cloud-Portale an Lieferanten zu versenden und die Antworten automatisch auszuwerten. KI-gestützte Textanalyse-Tools prüfen zudem eingereichte Dokumente auf Vollständigkeit und Plausibilität.
Die Integration von Blockchain-Technologie in Cloud-SCM-Systeme eröffnet neue Möglichkeiten für eine fälschungssichere und transparente Dokumentation von Lieferantenzertifizierungen und Auditergebnissen. Zudem erlauben Cloud-Plattformen ein kollaboratives Supplier-Onboarding, bei dem Lieferanten direkt in den Prozess eingebunden werden und selbstständig Daten aktualisieren sowie Dokumente hochladen können. Dies reduziert den administrativen Aufwand für beide Seiten erheblich.
Um die Einhaltung von Umwelt- und Sozialstandards entlang der gesamten Lieferkette nachweisen zu können, ist eine lückenlose Rückverfolgbarkeit essenziell. Cloud-SCM-Lösungen bieten hier die Möglichkeit, digitale Zwillinge für jedes physische Produkt zu erstellen, die sämtliche Informationen von der Rohstoffgewinnung bis zum Endkunden speichern. Die Verknüpfung von RFID-Tags oder NFC-Chips mit Cloud-Datenbanken ermöglicht zudem eine Echtzeitverfolgung von Materialflüssen. Ergänzend können KI-gestützte Bilderkennungssysteme Fotos oder Videos aus Produktionsstätten analysieren, um beispielsweise zu helfen, die Einhaltung von Arbeitsschutzmaßnahmen zu überprüfen.
Die modulare Architektur von Cloud-Lösungen bietet die nötige Flexibilität, um auf sich weiterentwickelnde Anforderungen des LkSG zu reagieren. Neue Funktionen oder Compliance-Module können schnell und ohne aufwendige IT-Projekte integriert werden. Zudem stellen automatische Updates sicher, dass die Systeme stets auf dem aktuellen Stand der gesetzlichen Anforderungen sind. Flexible Reporting-Tools ermöglichen es zudem, jederzeit die für das LkSG relevanten KPIs zu erfassen und zu visualisieren.
Cloud-SCM-Systeme unterstützen nicht nur bei der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben, sondern auch bei der aktiven Optimierung der Lieferkette unter Nachhaltigkeitsaspekten. KI-Algorithmen sind in der Lage, bei der Lieferantenauswahl oder Routenplanung neben Kosten und Lieferzeiten auch CO2-Emissionen, Wasserverbrauch oder soziale Faktoren zu berücksichtigen. Cloud-basierte digitale Zwillinge der gesamten Supply Chain ermöglichen die Simulation verschiedener Szenarien, um die Auswirkungen von Veränderungen auf Nachhaltigkeit und Compliance vorherzusagen. Spezielle Module unterstützen zudem die Planung und Umsetzung von Kreislaufwirtschaftskonzepten.
Trotz der vielfältigen Vorteile stehen Unternehmen bei der Implementierung cloudbasierter SCM-Lösungen vor einigen Herausforderungen. Die Speicherung sensibler Lieferkettendaten in der Cloud erfordert robuste Sicherheitskonzepte. Moderne Cloud-Anbieter setzen hier auf Multi-Faktor-Authentifizierung, Ende-zu-Ende-Verschlüsselung und granulare Zugriffsrechte. Die nahtlose Anbindung von ERP- oder Legacy-Systemen an Cloud-Lösungen kann komplex sein, wird aber durch API-Management-Plattformen und spezialisierte Middleware-Lösungen erleichtert. Oft bedeutet die Einführung cloudbasierter Prozesse tiefgreifende Veränderungen in Arbeitsabläufen, weshalb umfassende Schulungsprogramme und eine schrittweise Implementierung die Akzeptanz erhöhen. Die Balance zwischen Standardisierung und notwendiger Anpassung stellt eine weitere Herausforderung dar, der mit flexiblen Low-Code-Plattformen begegnet werden kann.
Die Integration von künstlicher Intelligenz in cloudbasierte SCM-Lösungen wird in den kommenden Jahren zum entscheidenden Wettbewerbsvorteil. Konkrete Anwendungsmöglichkeiten reichen von autonomen Verhandlungssystemen, die eigenständig Preisverhandlungen mit Lieferanten unter Berücksichtigung von Nachhaltigkeitsaspekten führen könnten, über Predictive Maintenance in der Logistik bis hin zu Prescriptive Analytics, die automatisch Handlungsempfehlungen bei Lieferkettenrisiken oder Compliance-Verstößen generieren und sogar autonome Entscheidungen treffen können.
Insgesamt bieten cloudbasierte SCM-Lösungen Unternehmen vielfältige Möglichkeiten, den Herausforderungen des Lieferkettengesetzes proaktiv zu begegnen. Die Kombination aus Echtzeitüberwachung, KI-gestützter Analyse und flexiblem Compliance-Management schafft die notwendige Transparenz und Agilität, um komplexe globale Lieferketten gesetzeskonform und nachhaltig zu gestalten. Unternehmen, die jetzt in moderne Cloud-Technologien investieren, schaffen nicht nur die Grundlage für die Erfüllung aktueller gesetzlicher Anforderungen, sondern positionieren sich auch vorausschauend für zukünftige Herausforderungen im globalen Handel. Für Einkaufs- und SCM-Verantwortliche bedeutet dies, dass sie die Einführung cloudbasierter Technologien strategisch priorisieren sollten, um vorbereitet zu sein auf die Anforderungen von morgen.
ist Senior Manager Sales Development & Strategy – Supply Chain Management – bei Oracle.
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