Für Angreifer ergeben sich durch den Einsatz von KI neue Möglichkeiten, da sie DDoS-Attacken dynamisch anpassen können, sobald diese auf Sicherheitsmaßnahmen stoßen. Das erschwert es den Abwehrsystemen erheblich, den Angriff rechtzeitig zu identifizieren. KI-gestützte Angriffsalgorithmen sind in der Lage, das Verhalten des Netzwerks zu analysieren und sich an dessen Reaktionen anzupassen. Dadurch ändern sich die Angriffsmuster kontinuierlich, was es für herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen fast unmöglich macht, den Angriff zu blockieren.

Angriffsmuster identifizieren

Auf der anderen Seite kann KI aber eben auch dazu verwendet werden, diese Anpassungsfähigkeit zu bekämpfen. Durch den Einsatz von Machine Learning können Abwehrsysteme so trainiert werden, dass sie die subtilen Veränderungen im Netzwerk erkennen und somit Angriffe auch dann identifizieren, wenn sich deren Muster ändern.

Der Einsatz von KI in der Cybersicherheit wird allerdings bislang häufig noch übersehen, wie eine Studie von Gcore ergab: Den größten Einfluss von KI sehen Unternehmen im Bereich Cloud Computing und Virtualisierung, gefolgt von IT-Operations und Automatisierung. Cybersecurity und Threat Intelligence stehen erst an fünfter Stelle.

Abwehr in Echtzeit

Dabei ist KI-basierte Anomalieerkennung eine der leistungsfähigsten Techniken zur DDoS-Abwehr. Indem KI-Modelle auf normalen Netzwerkverkehr trainiert werden, sind sie in der Lage, Abweichungen und Unregelmäßigkeiten im Datenverkehr zu identifizieren, die auf einen DDoS-Angriff hindeuten könnten. Diese Modelle können große Mengen an Daten analysieren, um zwischen normalem und verdächtigem Datenverkehr zu unterscheiden, und so Angriffe schneller und präziser erkennen.

Ein großer Vorteil der KI-basierten Abwehrmechanismen ist die Fähigkeit, in Echtzeit zu agieren. Sobald eine Anomalie im Netzwerkverkehr entdeckt wird, kann das System sofort adaptive Filter anwenden, um die schädlichen Datenströme zu blockieren, während legitimer Verkehr weiterhin ungehindert fließen kann. Durch diese präzise Filterung lassen sich die Auswirkungen des Angriffs minimieren, ohne die Benutzerfreundlichkeit oder die Verfügbarkeit der Dienste zu beeinträchtigen.

Prognose von Angriffen und Schwachstellenanalyse

KI kann nicht nur aktuelle Bedrohungen erkennen, sondern auch historische Daten nutzen, um zukünftige Angriffsvektoren vorherzusagen. Durch die Analyse vergangener DDoS-Attacken kann die KI Muster erkennen, die auf zukünftige Angriffsmethoden hindeuten. Außerdem können KI-Systeme Schwachstellen im Netzwerk identifizieren, die von Angreifern ausgenutzt werden könnten. KI-basierte Scans des Netzwerks ermöglichen es, potenzielle Sicherheitslücken zu entdecken und entsprechende Maßnahmen zur Absicherung einzuleiten. Diese Vorhersagefähigkeiten ermöglichen es Unternehmen, ihre Netzwerke abzusichern, bevor ein Angriff überhaupt stattfindet.

Edge-Netzwerken und KI kombinieren

Um die Entscheidungsfindung bei der DDoS-Abwehr in Echtzeit zu optimieren, ist der Einsatz von Edge-Netzwerken in Kombination mit KI eine vielversprechende Lösung. KI-Algorithmen benötigen Echtzeitdaten, um effektive Abwehrmaßnahmen zu ergreifen. Durch die Verarbeitung der Daten am Rand des Netzwerks, also näher an der Quelle des Angriffs, können KI-Systeme Bedrohungen schneller erkennen und entschärfen.

Edge-Netzwerke ermöglichen eine verteilte Entscheidungsfindung. Dies bedeutet, dass KI-basierte Abwehrmaßnahmen nicht ausschließlich in zentralen Rechenzentren erfolgen, sondern direkt am Rand des Netzwerks ausgeführt werden können. Dadurch wird die Belastung der zentralen Systeme verringert und die Reaktionsgeschwindigkeit verbessert. Diese dezentrale Abwehrstrategie ist besonders effektiv, wenn es darum geht, groß angelegte DDoS-Angriffe zu bewältigen, bei denen eine schnelle Reaktionszeit entscheidend ist.

Leistungsstarke Verteidigungslinie

DDoS-Angriffe werden immer komplexer und dynamischer. Herkömmliche Sicherheitsmaßnahmen können vor allem bei KI-gestützten DDoS-Angriffe kaum noch greifen. Künstliche Intelligenz ist zu einem wichtigen Instrument in der Abwehr von Cyberbedrohungen geworden – von der Erkennung und Anpassung an sich ändernde Angriffsmuster über die frühzeitige Identifizierung von Anomalien im Netzwerkverkehr bis hin zur Vorhersage zukünftiger Angriffe.

Deutsche Unternehmen sehen eindeutig Handlungsbedarf. So ordnen 76 Prozent der Befragten die KI-Implementierung in der IT und IT-Sicherheit als zukünftig relevant ein, wie die Studie von Gcore zeigt. Die Kombination aus maschinellem Lernen, Echtzeitanalyse und verteilten Netzwerken bietet eine leistungsstarke Verteidigungslinie gegen eine der gefährlichsten Cyberattacken unserer Zeit.

Elena Simon

ist General Manager DACH bei Gcore.

Roger Homrich

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