Bringt Stackit SAP-Anwendern die erhoffte Datensouveränität?

Schwarz Digits, die IT-Sparte der Schwarz-Gruppe, will ERP-Nutzern den Gang in die Cloud erleichtern. Die DSAG nimmt dazu Stellung.

Dreh- und Angelpunkt der Partnerschaft mit den Walldorfern ist die Cloud-Lösung Stackit, die der IT-Dienstleister in Deutschland und Österreich hostet und die ihren Nutzern Datensouveränität bieten soll. Das gemeinsame Angebot soll es Unternehmen möglich machen, ihre ERP-Landschaft über RISE with SAP komplett in die Cloud zu verlagern. Für die Deutschsprachige SAP-Anwendergruppe (DSAG) kommentiert deren Fachvorstand Hermann-Josef Haag (Bild) die Entwicklungen in einem Interview:

Was beinhaltet die Ankündigung?

Haag: Stackit zielt auf den öffentlichen Sektor und Unternehmen, die einen höheren Wert auf Datenschutz nach europäischen Standards legen. Stackit soll eine der Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) konforme Umgebung, hohe Sicherheitsstandards und durch mehrere Rechenzentren eine hohe Verfügbarkeit unabhängig der internationalen Großkonzerne gewährleisten.

Stackit zielt darauf ab, eine europäische Alternative zu großen Anbietern wie Amazon Webservices, Google oder Microsoft Azure zu bieten. Die Lösung bietet Unternehmen Cloud-Dienste an, einschließlich Infrastruktur-as-a-Service und Plattform-as-a-Service und in Zukunft auch durch die Kooperation mit SAP RISE with SAP.

Welche Vorteile ergeben sich daraus?

Haag: Schlagworte sind hier Datensouveränität, eine Vermeidung von Vendor-Lock-in, Sicherheit und langfristige Stabilität. Die Daten sollen ausschließlich in der Europäischen Union verarbeitet werden und vor Zugriffen aus Drittländern geschützt sein.

Konkret heißt das: Stackit fördert die Verwendung von Open-Source-Technologien, wodurch Unternehmen flexibler bleiben und nicht in eine enge Bindung an proprietäre Systeme oder Dienstleistungen geraten. Dadurch sollen sie ihre Daten und Anwendungen relativ einfach auf andere Plattformen migrieren können, falls dies erforderlich ist. Dies unterscheidet Stackit von vielen globalen Cloud-Anbietern. Zusätzlich verspricht die Lösung, dass Kunden mehr Kontrolle über ihre Daten behalten, was besonders für Unternehmen wichtig ist, die ihre Datenhoheit bewahren und sich nicht auf nicht-europäische Anbieter verlassen möchten. Dementsprechend sichert Stackit zu, dass strengste europäische Sicherheitsanforderungen erfüllt würden, was besonders relevant für sensible Daten ist, die vorwiegend in den ERP-Systemen der Unternehmen und Organisationen verarbeitet werden. Da Stackit ein Teil der wirtschaftlich stabilen Schwarz Gruppe ist, geht die DSAG davon aus, dass der Service auch in Krisenzeiten gesichert ist.

Wer kann besonders profitieren?

Haag: Öffentliche Institutionen und Unternehmen, die datensensible Anwendungen betreiben und auf europäische Datenschutzstandards angewiesen sind, können besonders profitieren. Die Cloud kann z. B. für Anwendungen im öffentlichen Sektor genutzt werden, wie sichere Kommunikation und Verwaltungslösungen mit Künstlicher Intelligenz. Das Angebot erweitert die Möglichkeit rechtskonform die SAP-ERP-Cloud-Lösungen zu nutzen. Auch Unternehmen, die sich von US- oder asiatischen Anbietern abgrenzen wollen, könnten Vorteile sehen.

Welche offenen Fragen gilt es noch zu klären?

Haag: Es ist unklar, wann das Angebot für RISE with SAP auf den Markt kommt und eine Integration zu weiteren SAP-Cloud-Lösungen umgesetzt wird. Auch interessant ist eine genauere Betrachtung der Datensouveränität und deren Umsetzung vor dem Hintergrund der Vorgaben des BSI.

Wie grenzen sich Stackit und Delos Cloud voneinander ab?

Haag: Die Abgrenzung liegt vor allem in ihrem Fokus und ihrer Zielgruppe. Der Hauptunterschied liegt darin, dass Delos auf Microsoft Azure basiert und somit auch die Microsoft-Angebote enthält und mit Delos nur die unmittelbare deutsche Verwaltung das Angebot wahrnehmen kann.

Lesen Sie auch : Angriffsziel ERP