Die bevorstehende Präsidentschaft von Donald Trump in den USA beunruhigt die deutsche Wirtschaft und könnte zur Herausforderung für die Digitalisierung werden: 81 Prozent der Unternehmen sehen sich abhängig vom Import digitaler Technologien und Leistungen aus den USA, 40 Prozent „eher abhängig“ und 41 Prozent „stark abhängig“.
87 Prozent der Betriebe importieren digitale Geräte und Services aus den Vereinigten Staaten, 60 Prozent exportieren digitale Güter und Dienstleistungen dorthin. Jeweils die Hälfte der Unternehmen sieht sich gezwungen, durch den Wahlsieg Donald Trumps ihre Geschäftsstrategie anzupassen (56 Prozent) bzw. voraussichtlich ihre Lieferketten zu ändern (50 Prozent).
95 Prozent und damit praktisch alle Unternehmen fordern, Deutschland müsse sich unabhängiger von den USA machen. Das sind die Ergebnisse einer Befragung unter mehr als 600 Unternehmen aller Branchen in Deutschland ab 20 Mitarbeitenden, die im Auftrag des Digitalverbands Bitkom durchgeführt wurde.
Vor der Amtsübernahme der Regierung Trump in Washington blicke die deutsche Wirtschaft damit ähnlich kritisch in die USA wie nach China, so der Verband weiter. 79 Prozent der Befragten sehen sich abhängig vom Import digitaler Technologien und Leistungen aus dem Reich der Mitte, 35 Prozent „eher abhängig“ und 44 Prozent „stark abhängig“. Zwei Drittel (68 Prozent) zeigen sich über die politische Dominanz Chinas besorgt.
Bitkom-Präsident Ralf Wintergerst: „Zwar werden die USA einer unserer wichtigsten Partner bleiben, dennoch müssen wir uns ab sofort stärker, resilienter und chancenorientierter aufstellen und technologisch wie wirtschaftlich unabhängiger werden. Die neue Bundesregierung muss die Wirtschaft wieder in den Mittelpunkt der Politik stellen und digitale Souveränität zum Top-Thema machen.“
Insgesamt komme kaum ein Unternehmen (96 Prozent) in Deutschland ohne den Import digitaler Technologien und Leistungen aus, so die Studie weiter. Ganz oben auf der Einkaufsliste stehen Endgeräte wie Smartphones oder Laptops, die 90 Prozent der Unternehmen importieren. Drei Viertel der Befragten beziehen Software-Anwendungen und 72 Prozent Cybersicherheits-Anwendungen wie beispielsweise Firewalls aus dem Ausland. Digitale Bauteile bzw. Hardware-Komponenten wie z.B. Chips, Halbleiter oder Sensoren importieren 69 Prozent, bei digitalen Geräten und Maschinen etwa für die Produktion sind es 66 Prozent.
Die Hälfte der deutschen Unternehmen (50 Prozent) kauft digitale Dienstleistungen wie etwa die Programmierung von Apps oder die IT-Beratung von außerhalb Deutschlands. In rund jedem zehnten Unternehmen (9 Prozent) wissen die Verantwortlichen teilweise jedoch nicht, ob und welche Technologien ihr Unternehmen aus dem Ausland bezieht. Insgesamt sehen sich 90 Prozent der befragten Unternehmen, die digitale Technologien oder Leistungen aus dem Ausland beziehen, hiervon abhängig.
Unter den Unternehmen, die digitale Technologien oder Leistungen aus dem Ausland importieren, ist die große Mehrheit nur kurzzeitig überlebensfähig, sollten die Importe gestoppt werden. 17 Prozent wären nur bis zu sechs Monate überlebensfähig, 36 Prozent für sieben bis zwölf Monate. Etwas mehr als ein Drittel (39 Prozent) könnte 13 bis 24 Monate überleben. Länger als zwei Jahre könnten nur 3 Prozent der Unternehmen ohne Digitalimporte durchhalten.
„Digital souverän ist ein Land, das eigene substanzielle Fähigkeiten in digitalen Schlüsseltechnologien besitzt und selbstbestimmt darüber entscheiden kann, aus welchen Ländern es digitale Technologien bezieht. Die deutsche Wirtschaft braucht starke, vertrauenswürdige Partner für die digitale Transformation. Gleichzeitig müssen wir digital unabhängiger werden, um nicht erpressbar zu sein“, betont Ralf Wintergerst. Bei Schlüsseltechnologien ist die Abhängig derzeit besonders groß. So sehen 83 Prozent Deutschland stark bzw. eher abhängig von Halbleiter-Importen, 69 Prozent bei Komponenten für das Internet of Things sowie 67 Prozent bei Künstlicher Intelligenz.
Die wichtigsten Herkunftsländer und -regionen für Digitalimporte sind die EU, die Vereinigten Staaten und China. Aus der EU und den USA beziehen jeweils 87 Prozent der befragten Unternehmen digitale Technologien oder Services. Jeweils 59 Prozent importieren von dort sogar häufig digitale Technologien oder Services, jeweils 28 Prozent in Einzelfällen.
China folgt als Bezugsland auf Rang drei, 78 Prozent der Unternehmen importieren von dort digitale Technologien oder Services (häufig: 58 Prozent, in Einzelfällen: 20 Prozent). Mit weitem Abstand folgen Taiwan und Japan mit 41 bzw. 36 Prozent (Taiwan 17 Prozent häufig, 24 Prozent in Einzelfällen; Japan 7 Prozent häufig, 29 Prozent in Einzelfällen). Das Vereinigte Königreich (UK) liegt mit 34 Prozent knapp dahinter (häufig: 7 Prozent, in Einzelfällen: 27 Prozent).
An Bedeutung gewinnt Indien, von wo 20 Prozent der befragten Unternehmen digitale Technologien oder Services beziehen (häufig: 5 Prozent, in Einzelfällen: 15 Prozent). Südkorea (häufig: 3 Prozent, in Einzelfällen: 9 Prozent) sowie die Region Lateinamerika (häufig: 3 Prozent, in Einzelfällen: 11 Prozent) spielen als Herkunftsregionen für deutsche Unternehmen eine Rolle.
Importe digitaler Güter und Dienstleistungen gibt es auch aus Krisen- und Kriegsregionen: Mehr als jedes zehnte Unternehmen (häufig: 1 Prozent, in Einzelfällen: 12 Prozent) importiert aus der Ukraine, fast ebenso viele (häufig: 2 Prozent, in Einzelfällen: 9 Prozent) bezieht digitale Technologien und Services aus Israel. Kein einziges der befragten Unternehmen gibt hingegen Russland als Handelspartner an. „In der digitalen Wirtschaft spielt Russland keine Rolle mehr, das Vertrauen in Russland ist nachhaltig zerstört“, so Bitkom-Präsident Wintergerst.
Ein Viertel der befragten Unternehmen (25 Prozent) exportiert digitale Technologien bzw. Leistungen ins Ausland – zum überwiegenden Teil in die EU-Länder (92 Prozent), aber auch in die USA (60 Prozent), nach Japan (55 Prozent), Indien (48 Prozent), das Vereinigte Königreich (48 Prozent) sowie Taiwan (42 Prozent) und China (41 Prozent). Fast 4 von 10 Unternehmen (38 Prozent) exportieren digitale Güter und Services nach Israel und 9 Prozent in die Ukraine. Exporte nach Russland gibt es faktisch nicht.
Welche Anwendungen stehen auf der Exportliste ganz oben? 19 Prozent der Befragten verkaufen Software, fast ebenso viele (16 Prozent) digitale Dienstleistungen wie die Programmierung von Apps oder IT-Beratung. Etwas weniger sind es bei digitalen Geräten und Maschinen (12 Prozent), digitalen Bauteilen bzw. Hardware-Komponenten (11 Prozent), sowie Cybersicherheits-Anwendungen (8 Prozent) und Endgeräten (6 Prozent). 71 Prozent der deutschen Unternehmen verkaufen keinerlei digitale Technologien oder Services ins Ausland.
Die hohe Abhängigkeit bei Digitalimporten hat ein Großteil der befragten Unternehmen bereits zu Gegenmaßnahmen veranlasst. 59 Prozent haben aus diesem Grund ihre Lieferanten diversifiziert. Ebenfalls 59 Prozent haben aufgrund politischer Entwicklungen Geschäftsbeziehungen in bestimmte Länder stark reduziert. 42 Prozent haben ihre Lagerbestände vergrößert. Fast jedes dritte Unternehmen (27 Prozent) hat ein spezielles Risiko-Management implementiert. Lediglich 13 Prozent geben an, keinerlei Maßnahmen getroffen zu haben.
„Es ist ein ermutigendes Signal, dass die deutsche Wirtschaft sensibel und mit konkreten Maßnahmen auf die Abhängigkeiten bei Digital-Importen reagiert“, betont Bitkom-Präsident Wintergerst. „Die meisten Unternehmen haben die Zeichen der Zeit erkannt. Wichtig ist, dass die Politik diese Bemühungen wirksam flankiert, insbesondere durch innovations- und investitionsfördernde Rahmenbedingungen.“
Internationale Partnerschaften sind für die meisten Unternehmen mit beträchtlichen Risiken verbunden. Die Hälfte (50 Prozent) der Befragten gibt an, faktisch keine Abwehrmöglichkeit zu haben, wenn sie von ausländischen Partnern oder Regierungen unter Druck gesetzt würden. 62 Prozent gehen hinsichtlich der Verlässlichkeit der Politik am Sitz ihrer Partner gezwungenermaßen Risiken ein. Für 59 Prozent gibt es zu bestehenden Abhängigkeiten von Geschäftspartnern im Ausland schlichtweg keine Alternative. Nahezu alle (94 Prozent) geben gleichzeitig an, dass Vertrauen in die Politik des Partnerlandes eine wichtige Rolle bei der Auswahl globaler Geschäftspartner spielt.
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