Sun würzt Supercomputing nach
Akademische Wurzeln freigelegt
Der Netzwerkkonzern Sun hat seine Wurzeln wiederentdeckt: Mit Blickrichtung auf IBM und SGI will das Unternehmen wieder den Supercomputing-Bereich stärker attackieren und High-Performance-Lösungen austüfteln. Dafür soll der neu benannte Chef der “High Performance Technical Computing Geroup”, Shahin Khan, sorgen, der direkt an Executive Vice President Clark Masters berichten wird. Er steht künftig der Abteilung vor, in der alle dafür tauglichen Produkte zusammengefasst sein sollen.
Die im US-Headquarter begonnene Umstellung sieht vor, die Hardware, Software und die reinen Netzwerkprodukte der oberen Klassen nicht wie bisher in ihren Produktfamilien oder Kategorien wie “Server” unterzubringen und auch zu vermarkten. Vielmehr soll, wie Reuters meldet, von der Forschung über die Produktion bis hin zu Einbau und Pflege beim Kunden alles Betreffende letztlich Khan überantwortet sein.
Dazu gehören demnach Sun-Produkte wie größere Workstations, prozessorintensive Server wie der Sun Fire 15K, Grid-Software und die Verbindungstechnik Sun Fire Link für besonders kurze Wege im System.
Für Jonathan Eunice, Analyst bei dem US-Marktforschungsunternehmen Illuminata, ist der Fall klar. “Sun verwendet viel zu viel Zeit darauf, immer wieder zu beteuern, wie tief der Supercomputing-Bereich in ihrer DNA verwurzelt ist, als dass dies jedermann noch geläufig sein könnte.” Für ihn begann mit dem Vertrieb des von Cray konstruierten Servers E 10 000 Mitte der Neunziger der Niedergang von Sun als Super-Computing-Firma.
Allerdings sei der aktuelle Schritt folgerichtig, da sich in diesem Bereich immer mehr Großanbieter und weniger kleine “Boutiquen” tummelten. Ein Stück von diesem Kuchen zu wollen scheint also natürlich.
Eunice sieht einhergehend damit aber auch eine immer größer werdende Konformität der Produkte und Lösungen. Er sagt: “Ein Grund dafür ist, dass Standardprodukte so gut geworden sind, dass sie auch solche Aufgaben stemmen können. Außerdem sind verteilte Systeme wie Cluster oder Grids ebenfalls ausreichend hochwertig geworden.”
Ob es Sun allerdings gelingen wird, wie geplant SGI Kunden abzuluchsen, bleibt zu beweisen. Der im Februar vorgestellte Server V880Z adressiert allerdings schon gezielt SGI-Kunden. Sun richtete sich nicht an den von NEC besetzten Markt, will die Nachrichtenagentur wissen.
Eher sei der Konzern von McNealy an den SGI-Kunden in ganz normalen Unternehmen interessiert. Diese führten schließlich immer häufiger in ihren Umgebungen die Rechenoperationen durch, die bislang Mathematikern vorbehalten schienen.
Mit dieser SGI-Konkurrenz hat Shahin Khan allerdings auch seine Geschichte: Er bringt für die neue Aufgabe in diesem Bereich ebenso viel Erfahrung mit wie Sun. Nur dass die Erfahrungswerte bei ihm weniger weit zurückliegen als bei Sun die Supercomputing-Anfänge in Uni-Netzen auf dem Stanford-Campus. Khan war vorher Manager bei dem unabhängig von Benchmarks als König der Branche geltenden Schwergewichte-Hersteller Cray. McNealy genügt das als Qualifikation.