Anpfiff für WM-Sicherheitszentrum
Im Nationalen Informations- und Kooperationszentrum sollen Experten während der Fußball-Weltmeisterschaft regelmäßig ein ‘Nationales Lagebild WM 2006’ erstellen.
Auf 1350 Quadratmetern im Innenministerium sammeln und visualisieren 120 Mitarbeiter in vier Dienstgruppen die Informationen, die aus Behörden und Organisationen, darunter der Bundesnachrichtendienst, die Bundeswehr sowie Interpol dort zentral einlaufen. Zweimal täglich, um sechs und um 16 Uhr erhalten alle Beteiligten sowie die Bundesregierung den Statusbericht über die aktuelle Sicherheitslage.
“Damit leisten wir einen Beitrag zur Umsetzung der Sicherheitsgarantien gegenüber dem Fußball-Weltverband Fifa”, sagte Bundesinnenminister Wolfgang Schäuble bei der Vorstellung des NICC. Eine operative Rolle hat das NICC nicht. Entscheidungen auf Grundlage der in Berlin aufbereiteten Informationen müssen von den zuständigen Stellen vor Ort getroffen werden.
“Zentrale Aufgabenfelder sind Terrorismus und Extremismus sowie fußballtypische Gefahren wie Hooligans”, sagte der Leiter des NICC, Reiner Piper, dem Tagesspiegel. Vor allem das Thema ‘Fußball-Rowdies’ dürfte des öfteren zu diskutieren sein, war es doch zuletzt am vergangenen Wochenende unter anderem in der Schweiz und auch in Deutschland zu Ausschreitungen gekommen.
Das Sicherheitszentrum war beim Confederations Cup 2005 in Deutschland bereits getestet worden. Für die WM, die ab dem 9. Juni ebenfalls in der Bundesrepublik stattfindet, werden noch mehr Ministerien einbezogen, darunter das Gesundheits- und das Verbraucherschutzministerium. “Damit haben wir auch Experten vor Ort, falls wieder die Vogelgrippe ausbricht”, sagte Piper der Zeitung.
Dass durchaus ein erhöhtes Gefährdungspotenzial besteht, das zeigt ein Bericht des Magazins Stern. Danach sieht das Bundeskriminalamt für mindestens 21 Spiele eine erhöhte Anschlagsgefahr. Bedroht seien wegen ihres hohen Symbolwertes vor allem das Eröffnungsspiel und das Finale. Auch die Partien der USA und anderer Teilnehmer wie England, Spanien, Polen und Australien gälten wegen dem Mitwirken ihrer Regierungen am Irak-Krieg als besonders gefährdet.
Unterdessen droht auch Gefahr ‘von innen’ und ganz ohne terroristischen Hintergrund. Die Dienstleistungsgewerkschaft verdi hat Streiks bei der Deutschen Telekom während der WM angekündigt, sollte man im Tarifstreit nicht weiterkommen. Denkbar seien ‘technische Probleme’ bei der Netzinfrastruktur und dort insbesondere im VDSL-Netz. Laut verdi sei der Konzern “mehr als gut beraten, die Fußballfans nicht zu enttäuschen”, heißt es.