Afrikanische Sprachen erobern Wikipedia
Dass es das Weblexikon auf Deutsch, Englisch oder Französisch gibt, ist für internetgeprägte Teile der Welt selbstverständlich. Aber was ist mit Suaheli?
Im August ging der eintausendste Artikel in der Sprache, die unter anderem in Tansania gesprochen wird, online – ein Erfolg und die Aufforderung für viele andere, mitzumachen.
In der New York Times kommt ein Suaheli-Vielschreiber zu Wort. Der Jurist Ndesanjo Macha bringt die meisten Artikel auf die Seite. Und während große Wikipedias (auf Deutsch sind bisher laut Wikipedia 456.327 Artikel erschienen) mit Vandalismus zu kämpfen haben und die Richtigkeit neuer Einträge derzeit immer wieder angezweifelt werden muss, schlagen sich die Afrikaner mit ganz anderen Problemen herum: Wie soll zum Beispiel ein Lexikon entstehen, wenn nur wenige Menschen dieser Sprache überhaupt Zugang zum Internet haben? Wer verifiziert die Inhalte?
Trotz so grundsätzlicher Probleme machen afrikanische Anwender genau das, was Wikipediagründer Jimmy Wale immer wollte, nämlich eine Enzyklopädie für jeden Menschen auf der Welt in seiner Sprache zu schaffen. Tatsächlich exisitert Wikipedia derzeit für insgesamt 38 afrikanische Sprachen. Meistens allerdings steht nur die Plattform bereit, Artikel fehlen noch, so die US-Zeitung.
Auch in Bambara, das hauptsächlich in Mali und Burkina Faso gesprochen wird, existiert ein Online-Lexikon. Das füttert regelmäßig ein Niederländer, der die Einwohner auffordert, ihr Wissen einfach in Microsoft Word zu schreiben, soweit vorhanden. Die Publikation übernimmt er, auch wenn er nicht jedes Wort versteht, heißt es. Für jeden Artikel zahlt Kasper Souren dem Autor einen Dollar.
Der Tansanier Macha findet diese Praktik allerdings nicht gut. Zum einen sei die Bambara-Seite letztlich nicht mehr als ein Blog von Souren und Wikipedia funktioniere nur, wenn auch eine freiwillige Community dahinter stehe. Durch die Bezahlung seien diese Voraussetzungen nicht mehr gegeben.
Wikipedia-Gründer Wales hält dennoch daran fest, dass Artikel in afrikanischen Sprachen durchaus gefördert werden müssten und verweist auf Versionen, die in europäischen ‘Sprachen’ verfasst seien, darunter Luxemburgisch, das über 10.000 Artikel aktuell vorhält oder Cornish, das im britischen Cornwall von nur rund 3500 Menschen geprochen wird. Wenn die Luxemburg-Webseite seine Nutzer auf der Homepage begrüßt, dann klingt das so: D’Wikipedia ass e Projet vun enger fräier Enzyklopedie, gratis a méisproocheg, wou jiddferee matschaffe kann.