Office als Online-Version? Warum nicht, sagt Gates!
Online-Dienste von Google und Co bringen Microsofts Chefstrategen bereits seit einiger Zeit ins Schwitzen. Chairman Bill Gates zieht inzwischen offenbar auch eine Web-Version von Office in Erwägung. CEO Steve Ballmer konzentriert sich auf VoIP.
Gegenüber der Financial Times Deutschland deutete Gates an, dass auch Microsoft ähnliche Dienste wie die Konkurrenz anbieten werde. Auf die Frage, ob Microsoft vorhabe, Online-Versionen von Büroprogrammen herauszubringen, die Office-Anwendungen ähneln, sagte Gates: “Wir werden 100 Prozent der Produktivitäts-Anforderungen abdecken – unsere Erfolgsgeschichte ist die ständige Innovation.”
Nicht nur Google sondern auch andere Internetfirmen haben in der jüngsten Vergangenheit Online-Dienste zur Textverarbeitung, Tabellenkalkulation und Kalenderverwaltung eingeführt. Seit vergangenem Monat bietet Google einige dieser Anwendungen außerdem in einem integrierten Paket. Zur Erinnerung: Nicht zuletzt eine solche Bündelung hat Microsoft dazu verholfen, Office zur dominierenden Büro-Software zu machen.
Dennoch zeigt Gates bei diesem Thema demonstrative Gelassenheit. Er gehe davon aus, dass solche Dienste auf Dauer nur einen kleinen Teil des Marktes ausmachen. Die aktuelle Generation der Online-Angebote decke eher Grundfunktionen ab, die in weiten Teilen mit Microsofts Works vergleichbar seien. “Die webbasierten Dinge stellen im Vergleich zu dem, was Works seit sehr, sehr langer Zeit bietet, keine Steigerung dar”, sagte Gates. “Wir glauben nicht, dass sich der Markt zum Works-Niveau hin verschieben wird.”
CEO Steve Ballmer will den Anwendern derweil Desktop-Applikationen sowie Server-Software und das neue Betriebssystem Vista mit VoIP-Funktionalitäten (Voice over IP) schmackhafter machen. “Wir werden Anfang kommenden Jahres in den VoIP-Markt eintreten”, so Ballmer während einer Microsoft-Konferenz in Tokio. Zwar hat der Konzern bereits Software mit VoIP-Funktionen veröffentlicht, beispielsweise den Windows Live Messenger – nun soll die Technologie aber enger mit Microsofts Kernprodukten verzahnt werden.
Nach Ballmers Worten ist geplant, Internettelefonie mit E-Mail, Video und Instant Messaging zu verbinden. Detaillierte Informationen darüber, wie genau die Technologie in Vista integriert werden soll, sind derzeit allerdings nicht zu haben. US-Medien spekulieren jedoch, dass die fusionierte Kommunikationstechnologie Teil des
neuen Outlook sein wird, das wiederum mit Office 2007 auf den Markt kommen wird.
Allem Anschein nach handelt es sich aber um eine Last-Minute-Aktion von Microsoft, mit der der Konzern auf den wachsenden VoIP-Trend reagiert. Bei einer Vista-Präsentation für Partner im August war von VoIP noch nichts zu hören.
Immerhin: Zu weiteren Verzögerungen werden solche Nachbesserungen nicht führen. Denn nach langer Entwicklungszeit und immer neuen Verschiebungen hat der XP-Nachfolger Vista jetzt endlich den Status ‘Release to Manufacturing’ (RTM) erreicht. Soll heißen, die Arbeiten am Code sind abgeschlossen und das Betriebssystem geht nun in die Produktion. PC-Hersteller und andere Industriepartner bekommen das neue Betriebssystem “noch vor Ende November”, hieß es. Offizieller Verkaufsstart ist dann am 30. Januar.
Microsofts Co-Präsident der Windows Divison, Jim Allchin, zeigte sich angesichts dieser Ankündigung sichtlich erleichtert: “Das ist ein guter Tag. Vor einer Stunde haben wir den RTM-Aufbau endgültig abgesegnet. Wir sind bereit für die Auslieferung.” Steve Ballmer ist erwartungsgemäß bereits jetzt nicht mehr zu halten – seinen Auftritt in Tokio beendete er mit den Worten: “Thank you, thank you, thank you! Vista, Vista, Vista!”