Red Hat will mit JBoss schneller wachsen
“Ich glaube fest an Fokussierung, Fokussierung und Fokussierung”, erklärte Jim Whitehurst nach 30 Tagen als Red-Hat-CEO. Und neben Betriebssystemen ist der zweite Fokus von Red Hat die Middleware, sprich JBoss.
Der dritte Fokus ist für Whitehurst das Wachstum. In den nächsten drei Jahren soll der Umsatz des Open-Source-Unternehmens die Marke von 1 Milliarde Dollar überschreiten. 400 Millionen waren es 2007, die Red Hat umsetzen konnte. 2006 waren es noch 278 Millionen. Keine schlechte Steigerung für ein Unternehmen, dem auf der einen Seite vom Datenbank-Partner Oracle mit der Initiative ‘Unbreakable Linux’ ein Einbruch im Kerngeschäft droht und das auf der anderen Seite gegen ein übermächtiges Microsoft mit dem Windows Server 2008 konkurriert.
Daher hat Whitehurst allen Grund trotz der vielfältigen Herausforderungen auf einen erfüllten ersten Monat als Nachfolger von Matthew Szulik zurückzublicken. Will er den Drei-Jahres-Plan von 1 Milliarde Umsatz aber tatsächlich einhalten, so wird Red Hat nicht umhin können, auch die Umsätze des Middleware-Spezialisten JBoss kräftig nach oben zu schrauben. 2006 lagen die Ziele noch bei etwa 60 Millionen Dollar Umsatz im Jahr.
Doch Whitehurst ist sich sicher, dass beide Unternehmensteile noch jede Menge Raum für Wachstum vor sich haben. Bis das Thema Betriebssysteme und Middleware jedoch erschöpfend behandelt ist, wolle sich Red Hat auf eben diese beiden Bereiche konzentrieren. Dann könne man auch im Software-Stack die Leiter weiter hinaufklettern und sich gegebenenfalls Datenbanken oder anderen Projekten widmen.
Den Spaltungsversuch von Oracle sieht Whitehurst dabei aber nicht als großes Hindernis seiner Wachstumsstrategie. “Wir konnten im vergangenen Jahr 99 unserer wichtigsten 100 Anwender halten”, erklärte der CEO. Dabei sei das einzige Unternehmen, das auf das Support-Angebot von Oracle gewechselt sei, der Datenbankhersteller selbst gewesen. Dennoch glaube er, dass dieses Angebot nicht im besten Sinne für die gemeinsame Anwenderschaft sei. Daher wolle er versuchen, Oracles Konkurrenzprodukt zu verstehen um möglicherweise gemeinsam mit dem Hersteller Probleme angehen zu können.
Auch der bevorstehende Release des Windows Server 2008 mache Whitehurst keine Angst. Bei jeder neuen Version würden Anwender ihre Installationen prüfen. Und dabei sehe er für Red Hat – dank eines ausgereiften Produktes und guter Service-Leistungen – gute Chancen ins Geschäft zu kommen und neue Anwender zu gewinnen.
Von einem Abkommen nach dem Vorbild Novell/Microsoft wollte Whitehurts Vorgänger Szulik partout nichts wissen. Dennoch wird auch der neue CEO nicht ganz um Microsoft herumkommen. An der grundsätzlichen Haltung von Red Hat scheint Whitehurst jedoch nichts ändern zu wollen.
“Wenn unsere Anwender Interoperabilität wollen, werden wir alles tun, was wir können, um diese Interoperabilität voranzutreiben”, erklärte Whitehurst. Dennoch gelte es langfristig die Entwicklung im Blick zu haben. “Interoperabilität muss sich um offene Standards und offene Formate herum abspielen”, daher wolle Red Hat auch weiterhin mit Microsoft oder anderen Herstellern in Sachen offene Standards zusammenarbeiten.
Einem Patentabkommen wie dem zwischen Novell und Microsoft erteilt Whitehurst dann jedoch eine Absage: “Interoperabilität, die auf den ersten Blick vielleicht gut aussieht, die aber dann über eine gewisse Zeit hinweg Möglichkeiten einschränkt und zu geschlossenen Standards führt, ist für unsere Anwender schlecht.” Schließlich sei auch für Red Hat derzeit noch nicht wirklich klar, was genau der Gegenstand des Abkommens zwischen Novell und Microsoft ist. “Wir haben gefragt, gefragt und gefragt, und noch immer ist uns Microsoft eine Antwort schuldig.”