Outsourcing – Jobkiller oder nicht?
Hiesige IT-Fachkräfte fürchten – nicht zu unrecht – billige Konkurrenz aus Niedriglohnländern. Andererseits müssen Unternehmen auf niedrige Kosten achten, um im internationalen Wettbewerb bestehen zu können. So schafft Outsourcing neue Arbeitsplätze und bietet neue Chancen. Aber wo liegt denn nun die Wahrheit?
“Eine Wahrheit, die wir sehen, ist, dass Firmen ihr Wachstum nicht mehr realisieren können, weil sie nicht mehr genügend Fachkräfte bekommen können”, erklärt Frank Ridder, Analyst bei Gartner. Dann bleibt oft nur noch der Weg über einen externen Dienstleister. Der kann in Heidelberg um die Ecke oder im Block II der ‘Cyber Pearl’ in Hyderabad sitzen. Auf diese Weise stellt ein Outsourcing-Vertrag ein wirtschaftliches Wachstum und somit natürlich auch Jobs sicher.
Der Mangel an Ingenieuren nimmt immer dramatischere Ausmaße an. Laut dem Ingenieursverband VDI fehlen der heimischen Industrie derzeit rund 95.000 Ingenieure. Die jährlichen Kosten für die deutsche Volkswirtschaft durch diese Ausfälle schätzt der Verband auf über 7 Milliarden Euro ein.
Das Beratungshaus Assure Consulting fügt an, dass nicht nur durch die Auslagerung von Prozessen, sondern auch durch externe Dienstleister, die das Projektmanagement übernehmen, die Effektivität der Fachkräfte gesteigert werden könne.
Längerfristig muss die Industrie aber natürlich auch das Bildungswesen das Problem – zum Beispiel durch verbesserte Ausbildungsmöglichkeiten – in den Griff bekommen. “Doch kurzfristig gibt es neben dem Zurückgreifen auf ausländische Spezialisten nur die Alternative des externen Dienstleisters”, erklärt der Assure-Geschäftsführer Tim Schmidt.
Entscheidet sich jedoch ein Unternehmen aus Kosten- oder anderen Gründen dafür, ein Projekt ins Ausland zu verlagern, bleibt das natürlich nicht ohne Folgen für den heimischen Arbeitsmarkt. “Auf der Ebene der operationalen IT werden die Stellen in jedem Fall weniger”, bestätigt der Gartner-Analyst Ridder. So sind oft Individuen Opfer und Leidtragende einer globalen Entwicklung.
Im Zuge solcher Schritte finde eine Art Verschiebung statt. “Die Mitarbeiter, die übrig bleiben, müssen höherwertige Aufgaben erledigen.” Denn schließlich müssen die ausgelagerten Prozesse ja auch verwaltet werden. “Das Job-Profil ändert sich”, erklärt Ridder.