Wird Siemens zur Holding?
Der Münchner Traditionskonzern Siemens soll in eine Art Holding umgebaut werden. Außerdem soll der Vertrieb des Unternehmens wieder unter den drei neuen Unternehmensbereichen aufgeteilt werden, den Klaus Kleinfeld einst unter ‘Simens One’ vereinheitlichte.
Laut Berichten plane Peter Löscher die Gründung der Bereiche Gesundheit, Energie und Industrie. Mit diesem Splitting würde Löscher auch das Konzept des bereichsübergreifenden Vertriebs, das Klaus Kleinfeld mit dem Programm ‘Siemens One’ entwickelte, wieder aufheben. Denn in den Landesgesellschaften sollen die einzelnen Abteilungen und Unternehmensgruppen wieder ihren eigenen Vertrieb übernehmen.
“Letzten Endes läuft alles darauf hinaus, dass Löscher eine Art Holding baut, unter der die drei Sektoren als weitgehend eigenständige Unternehmen fungieren”, zitiert die Wirtschaftswoche aus Aufsichtsratskreisen des Unternehmens. Offiziell spricht die Führungsebene jedoch noch nicht von einer Holding.
Diese Aussagen werden durch die Tatsache gestützt, dass die Landesgesellschaft Deutschland die Einführung einer Software, mit der die Vertriebsabläufe vereinheitlicht werden sollen, inzwischen gestoppt hat und die einzelnen Gruppen wieder mit ihren alten Lösungen arbeiten. Nach wie vor bestehe die Organisationsstruktur ‘One’, heißt es aus München.
Löscher treibt also den Umbau des Konzerns weiter voran. Erst Anfang des Jahres hatte er den Vorstand zu großen Teilen neu besetzt, um das Unternehmen vom Ruch der Korruption reinzuwaschen, und im Zuge des neuen Sparkurses die bislang zehn Bereiche in die drei Siemens-Gruppen Industrie, Energie und Gesundheit zusammengelegt. Künftig soll es nur noch 20 regionale Zentren geben. Bis 2010 sollen so in der Verwaltung und im Vertrieb 1,2 Milliarden Euro eingespart werden.
500 Millionen Euro sollen pro Jahr alleine in Deutschland aus dem Vertrieb und 700 Millionen Euro in der Verwaltung eingespart werden. Nun geht hierzulande die Angst vor Entlassungen im großen Stil um. Alleine im Hauptsitz in der Münchner Innenstadt sollen 20 Prozent der Kosten eingespart werden.
Verständlich, dass sich da Widerstand bei den entmachteten Chefs der Landesgesellschaften aber auch bei den möglicherweise betroffenen Angestellten regt.