Student übersetzt Firefox 3 ins Deutsche
Während der Browser Firefox 3 noch einige Tage auf die offizielle Veröffentlichung warten muss, ist die deutsche Übersetzung bereits unter Dach und Fach.
Hauptverantwortlich für die deutsche Version zeichnet der Germanistikstudent Abdulkadir Topal, der den Mozilla-Browser seit seinen Anfangstagen dem deutschsprachigen Publikum zugänglich macht. “Begonnen hat alles im Jahr 2002, als ich auf der Suche nach einem schlanken und sicheren Browser war. Damals hieß Firefox noch Phoenix und hatte die Versionsnummer 0.3”, sagte Topal.
Da ihm die Zielsetzung des Projekts, das im Kern gerade einmal aus drei Entwicklern bestand, zusagte, blieb Topal dem Firefox-Vorläufer treu und bastelte für sich selbst eine rudimentär übersetzte deutsche Ausgabe. Da der Alternativ-Browser schnell an Popularität gewonnen habe, sei der Ruf nach einer offiziellen deutschen Version lauter geworden, erinnert sich Topal: “Bei Version 0.5 war es dann soweit. Ich habe mir das OK von den Entwicklern geholt und war ab diesem Zeitpunkt quasi ‘offiziell’ für die deutsche Version verantwortlich.”
Der Firefox-Boom von mittlerweile rund 500 Millionen Downloads hat auch Topal ins Staunen versetzt. “Im Prinzip hatte ich anfangs von Software-Übersetzung keine Ahnung. Mittlerweile läuft der ganze Prozess natürlich viel professioneller ab, zumal man sich bewusst ist, dass die gewählten Menü-Begriffe von Millionen Nutzern verwendet werden.”
Die Suche nach dem richtigen deutschen Begriff für die englischen Wörter sei oft problematisch. So bereitete gerade die Begriffsfindung für das von Mozilla populär gemachte Tabbed Browsing Probleme, also das Öffnen einzelner Unterseiten innerhalb des Browser-Fensters. “Die Übersetzung ‘Karteikartenhalter’ oder ‘Registerkartenhalter’ für das knappe englische Wort ‘Tab’ geht einfach nicht. Das passt in kein Menü und ist zu sperrig für den Sprachgebrauch. Nach langem Hin- und Her-Überlegen haben wir uns daher entschieden, das englische Wort zu belassen”, sagte Topal.
Microsoft schlug später übrigens einen eigenen Weg ein und führt die Funktion seither als ‘Registerkarte’, ein Begriff, der sich bislang im deutschen Sprachraum aber kaum durchsetzen konnte. In einem anderen Fall gab sich Topal mit dem in früheren Versionen übernommenen englischen Originalbegriff ‘History’ nicht zufrieden, aber auch nicht mit der Microsoft-Übersetzung ‘Verlauf’. “Ich denke, unter beiden Begriffen können sich die meisten Anwender nichts vorstellen. Bei Firefox verwenden wir daher die Bezeichnung ‘Chronik’, um die in der Vergangenheit besuchten Seiten zu dokumentieren.”
Um wechselwillige Nutzer nicht zu verunsichern, versuche man, Begriffe zu verwenden, die Anwender von anderen Browsern her kennen. Fachkundige Unterstützung erhält Topal dabei von den beiden Übersetzern der Mozilla-Projekte Thunderbird und Seamonkey sowie von den zahlreichen Betatestern der deutschen Mozilla-Community.
Topal stellt wie alle anderen Übersetzer und die Mehrheit der Entwickler seine Arbeit kostenlos zur Verfügung. Zudem hinaus fungiert er als Administrator in den deutschen Firefox-Support-Foren. “Andere sind bei der freiwilligen Feuerwehr, ich arbeite sozusagen gemeinnützig am Mozilla-Projekt mit.”