Google startet Frontalangriff auf Skype
Googles E-Mail-Dienst Gmail verfügt jetzt über einen Voice- und Videochat. Damit macht der Suchmaschinenbetreiber dem Internettelefonie-Service Skype ernsthafte Konkurrenz.
Die Gmail-Videoanrufe stehen den Nutzern auf der ganzen Welt kostenlos zur Verfügung. Der Anwender benötigt dafür eine Webcam und ein Plug-in für den Browser. Die Gespräche können geführt werden, ohne dass in eine andere Anwendung gewechselt werden muss.
“Interessant daran ist, dass es nun auch im Konsumentenumfeld zur Integration verschiedener Kommunikationsdienste kommt. Die einzelnen Services sind nicht mehr voneinander getrennt, sondern in einen einzigen Kanal integriert”, sagte dazu Philipp Bohn, Analyst bei Berlecon Research.
Im Gegensatz zu Skype ermöglicht ‘Gmail Video and Voice’ keine Anrufe ins Festnetz. Dennoch dürften die Zukunftsaussichten für den Gmail-Videochat rosiger aussehen als jene des etablierten Konkurrenten. “Skype hat das Problem, ein Stand-alone-Produkt zu sein. Das Unternehmen bietet bisher nur Echtzeitkommunikation über Internettelefonie, Videokonferenzen und Instant Messaging an, aber keine Dienste wie E-Mail”, so Bohn.
Zwar habe auch Skype bereits versucht, sich in andere Kommunikationskanäle zu integrieren, etwa bei Ebay. Doch die Bemühungen seien bis dato wenig erfolgreich. “Langfristig muss Skype sich damit beschäftigen, wie dieses Problem zu lösen ist. Sonst wird es seine Vormachtstellung am Markt abgeben müssen.”
Anders als bei Skype muss bei Gmail – abgesehen vom Plug-in – keine weitere Software heruntergeladen werden. Gmail ist zudem der erste Webmail-Dienst, der auch eine Videochat-Funktion anbietet. Das neue Feature läuft sowohl auf PCs als auch auf Macs, einzige Voraussetzung ist ein Google Mail-Account. Die Freischaltung erfolgt einfach über den Button ‘Optionen’ am Ende des Gmail-Chatfensters. Unternehmenskunden von Google Apps wird der Service ebenfalls gratis zur Verfügung gestellt.
“Google setzt auf offene Standards und ermöglicht externe Anwendungen. Das ist sicherlich ein Wettbewerbsvorteil. Skype hingegen verschanzt sich bisher hinter proprietären Technologien und gewährt keinerlei Einblick”, sagte Bohn. Damit positioniere sich Skype ganz klar gegen den Markttrend. Googles Internettelefonie-Angebot fehlten zwar Funktionen, die Skype bietet. Es sei aber wahrscheinlich, dass der Gmail-Service Erweiterungen erfährt. Derzeit fehlt noch die Möglichkeit von Konferenzschaltungen, der Gmail-Dienst ist auf Zweiergespräche beschränkt.