Die neue Software AG feilt an ihrem Profil

Anfang Januar ist es soweit. Auf der Hauptversammlung der IDS Scheer AG soll den Aktionären die Übernahme durch die Software AG schmackhaft gemacht werden. Dann entsteht Deutschland zweitgrößtes Softwarehaus. Analysten vermissen ein klares Profil der neuen Software AG, die Abgrenzung zu Mitbewerbern sowie die Ausformulierung der Kooperation mit SAP.

“Mit der Übernahme der IDS Scheer AG steht die Software AG (SAG) an der Schwelle, zum globalen Player im IT-Infrastruktur und Integrationsmarkt aufzusteigen”, erklärt Rüdiger Spies, Analyst und Independent Vice President Enterprise Applications bei IDC Central Europe GmbH. Es entstehe ein weltweit tätiger Anbieter von Infrastruktursoftware und Software zum Business Process Management (BPM). Über 6000 Mitarbeiter und ein Umsatz von über einer Milliarde Euro sind die Eckdaten.

Das fusionierte Unternehmen müsse allerdings dringend Profil zeigen und deutlich machen, dass der Zusammenschluss mehr sei, als die Summe der Einzelteile. “Das ist in der Vergangenheit bei Fusionen dieser Größenordnung nur selten gelungen”, führt Spies aus. Zudem scheint die Integration der beiden Firmen sowohl auf Seiten der Produkte als auch organisatorisch nicht reibungsfrei zu laufen. “Es treffen zwei sehr verschiedene Kulturen aufeinander: zum einen die universitätsnahe IDS Scheer zum anderen die sehr bodenständige SAG mit ihrer 40-jährigen Tradition.”

Für Helmuth Gümbel, Managing Director bei Strategy Partners, steht und fällt der Erfolg der Fusion mit einem klaren Profil, die trennscharfe Abgrenzung zu Mitbewerbern sowie die Ausgestaltung der Kooperation mit SAP. “Die neue Software AG kann Kunden eine breite Palette an Werkzeugen für die Anwendungsintegration und zum BPM bieten”, erklärt er. Hersteller wie IBM, Oracle, Tibco und Microsoft können das auch. “Warum sollen Kunden also Produkte der SAG kaufen, was macht das Unternehmen einzigartig?”, fragt Gümbel.

Die Zukunft des Unternehmens sieht der Analyst in der Rolle des unabhängigen Lieferanten von Integrations- und BPM-Lösungen. Die Voraussetzung dafür seinen gut: Beide Softwareschmieden beherrschten die gängigen, zur Integration wichtigen Standards wie WSDL, XML, BPEL und BPMN 2.0 wie kein anderer und hätten diese in ihren Produkten implementiert. Überdies verfügten IDS und SAG über langjährig gewachsene Partnerschaften etwa zu SAP, Oracle, Microsoft. “Diese Expertise sollte offensiv kommuniziert werden, denn man kann sich in der Situation nicht leisten, mit Kompetenz hinter dem Berg zu halten”, sagt Gümbel.

Gümbel
Helmuth Gümbel, Managing Director bei Strategy Partners
Foto: Strategy Partners

Neben der hohen Fachkompetenz habe die SAG für Kunden den Charme, nicht so marktdominant zu sein. Gümbel dazu: “Oracle bietet mit der Middleware “Fusion” beispielsweise ein ähnliches Angebot wie die Darmstädter, hat aber Hintergedanken, Kunden später eine Datenbank oder Anwendungen mit verkaufen zu wollen.” Kurz: Die neue SAG sei keiner von den Schwergewichten, unter denen man als Anwender später zu leiden habe. Der Dollpunkt ist für ihn daher, ob die neue SAG künftig einen Kuschelkurs mit SAP fährt oder den Weg des neutralen Dritten einschlägt.