Google darf weiter in China suchen
Zwischen China und Google herrscht diplomatisches Tauwetter. Das chinesische Informationsministerium hat die Geschäftslizenz von Google für den Betrieb von Internetseiten erneuert. Zuvor hatten die Behörden den Konzern gut eine Woche zappeln lassen.
Nun hieß es in einem Dokument des chinesischen Informationsministeriums, die Lizenz sei verlängert worden, weil Google “Verbesserungen gemacht” habe. Weitere Details werden nicht genannt.
Google-Sprecherin Marsha Wang sagte, der Konzern sei sehr erfreut, seine Produkte und Dienste weiter in China anbieten zu dürfen. Keine Neuzulassung hätte für Google bedeutet, dass die Suchmaschine im weltweit größten Internet-Markt mit 384 Millionen Nutzern abgeschaltet wird.
Bereits Ende Juni war Google von seinem Konfrontationskurs in China abgewichen und hatte chinesische Nutzer nicht mehr wie in den drei Monaten zuvor auf die Hongkong-Seite umgeleitet. Die Chinesen müssen jetzt selbst auf einen Link zur Hongkong-Website klicken.
Analysten gehen davon aus, dass die Entscheidung des Konzerns, nicht mehr automatisch umzuleiten, zur Bereitschaft der Regierung beitrug, Google einen Fuß auf dem chinesischen Markt zu lassen. Die Amerikaner hätten dadurch gezeigt, dass sie zu Kompromissen bereit seien und Gesicht zeigen könnten, sagte Branchenkenner Edward Yu von Analysys International gegenüber der Nachrichtenagentur AFP.
Im Januar hatte Google mit der Ankündigung überrascht, Chinas staatlich vorgeschriebene Zensur der Suchergebnisse nicht länger hinnehmen zu wollen und sich notfalls aus dem Land zurückzuziehen. Zugleich beklagte Google Hacker-Angriffe aus China. Im März dann führte Google die Umleitung ein.
Beobachter gehen davon aus, dass Googles Kurs in China auch interne Strömungen im Management des Suchkonzerns widerspielgelt. Nach einem Bericht des Wall Street Journals ging der harte Kurs von Jahresanfang auf Mitbegründer Sergey Brin zurück. Die Zensurvorschriften hätten ihn an seine Kindheit in der damaligen Sowjetunion erinnert. Die nun gemäßigte Linie entspricht wohl eher der pragmatischen Handschrift von Firmen-CEO Eric Schmidt.