Google im Fernseher
Die Software ‘Google TV’ steht kurz vor der Markteinführung in den USA und soll 2011 weltweit auf den Markt kommen. Google will damit seine dominierende Stellung im Web auf den Fernseher übertragen. Dafür braucht das Unternehmen Verlage als Content-Lieferanten – die Medienriesen ABC, CBS und NBC stellen sich jedoch quer. Und auch Apple schläft nicht.
Google TV basiert auf Android und verfügt über eine eigene Websuche – die ‘Quick Search Box’. Als Browser kommt Chrome mit Flash-10.1- und HTML5-Unterstützung zum Einsatz. Das Browser-Fenster lässt sich halbtransparent anzeigen oder neben dem Fernsehbild darstellen. Google-Dienste wie Maps, Picasa und YouTube sind ebenso integriert wie Twitter.
Google TV unterstützt auch Streaming-Angebote wie Amazon VOD, Netflix, Pandora und Napster. Google hat bereits Partnerschaften mit den US-Fernsehsendern TBS, TNT, CNN und HBO angekündigt, die an die Plattform angepasste Websites bereitstellen. Im Lauf des kommenden Jahres soll auch der Zugriff auf den Android Market möglich sein, so dass sich Anwendungen auf dem Fernseher nutzen lassen. Dabei werden die Handy-Apps automatisch für den größeren TV-Bildschirm hochskaliert. Google erwartet aber, dass Entwickler bald spezielle Applikationen für die Google-TV-Plattform programmieren werden.
Dagegen haben ABC, CBS und NBC den Zugriff auf ihre im Internet abrufbaren Sendungen via Google TV gesperrt. Gegenüber dem Wall Street Journal bestätigten Vertreter der drei Medienkonzerne die Blockade. Unter Embargo fielen beispielsweise Folgen der Serien ‘CSI: Crime Scene Investigation’ und ‘The Office’, berichtete die Zeitung. Allerdings könnten Google-TV-Nutzer die Programme weiterhin über die normalen TV-Kanäle empfangen.
Auch die Videosite Hulu sperrt sich gegen den Zugriff per Google TV. Zunächst konnte man die Blockade mit einem einfachen Trick umgehen, doch nach Tests der silicon.de-Schwesterpublikation CNET mit der Google-TV-Box Logitech Revue funktioniert auch das seit Anfang der Woche nicht mehr.
Google gab dazu eine Stellungnahme ab: “Wir sind in einer frühen Phase von Google TV und haben unter anderem Partnerschaften mit Best Buy, Logitech und Sony. Wir freuen uns über die Geschäftsmöglichkeiten, die diese Plattform für Medienunternehmen wie Turner und HBO sowie für zigtausende große und kleine Inhalte-Anbieter schafft.” Und: “Natürlich haben die Rechteinhaber das letzte Wort, wenn es darum geht, den Zugriff über die Google-TV-Plattform zu beschränken.”
Nach dem Bericht des Wall Street Journal gibt es für die Skepsis der Sender verschiedene Gründe. ABC habe sich beispielsweise darüber besorgt gezeigt, dass Google keine Suchresultate blockiert, die auf Sites mit illegal kopierten Inhalten verweisen. Schon im August hatten die TV-Anstalten bezweifelt, dass Google ihnen einen Ausgleich für Verluste verschaffen könne, die ihnen durch den Zugriff auf kostenlose Web-Angebote entstünden.
“Google TV hat noch keine Unterstützung seitens der großen US-TV-Networks”, sagte dazu Adrian Drozd, Principal Analyst bei Frost & Sullivan. “Das Unternehmen wird sich in den nächsten Wochen und Monaten darauf konzentrieren müssen, diesbezüglich Fortschritte zu machen, um den Nutzern attraktivere Angebote machen zu können.” Für das Jahr 2011 sei die weltweite Markteinführung vorgesehen. Google werde dafür seine Content-Beziehungen außerhalb der USA erweitern müssen, um Nutzern in anderen Märkten lokale und relevante Dienstleistungen anbieten zu können.