Angebliche Einigung zwischen SAP und Oracle
Wenige Tage nachdem der Industriespionage-Prozess zwischen Oracle und SAP begonnen hat, scheinen die beiden Erzrivalen aufeinander zuzugehen. Die Nachrichtenagenturen Reuters und dpa berichten übereinstimmend, dass sich die beiden Softwarekonzerne offenbar teilweise geeinigt haben.
SAP habe zugestimmt, für Anwalts- und Prozesskosten 120 Millionen Dollar an Oracle zu zahlen, meldet Reuters und beruft sich auf mit der Sache vertraute Kreise. Im Gegenzug solle sich Oracle bei seiner Klage auf den Bereich Urheberrechtsverletzung beschränken und die Ansprüche auf eine Konventionalstrafe zurücknehmen.
Die Nachrichtenagentur dpa zitiert einen SAP-Sprecher: “Es gibt eine Vereinbarung.” Über den Inhalt sei jedoch Stillschweigen vereinbart worden. Weiter wollte sich der Sprecher deshalb nicht äußern. Einer Einigung müsse zudem noch die zuständige Richterin zustimmen, schreibt Reuters.
Das Thema Strafzahlung ist allerdings nur ein Teil des Prozesses. Daneben geht es auch um Kompensationszahlungen, also den Ersatz für einen tatsächlich aufgetretenen Schaden. Insofern bedeutet die mögliche Annäherung noch keine endgültige Einigung.
Der Prozess hatte am Montag in den USA begonnen. Dabei geht es neben Industriespionage auch um Schadenersatz für Diebstahl von geistigem Eigentum. Oracle hatte die Vorwürfe erstmals vor dreieinhalb Jahren öffentlich erhoben. SAP hat die Verfehlungen inzwischen grundsätzlich eingeräumt, eine von Oracle geforderte Milliardensumme aber als völlig überhöht bezeichnet. Es gehe eher um einen zweistelligen Millionenbetrag, hatte SAP erklärt. Oracle hat in dem Streit auch den neuen Chef von Hewlett-Packard, Leo Apotheker, geladen. Apotheker war bis Anfang 2010 SAP-Vorstandssprecher.
Auslöser für Oracle-Klage war die Softwarefirma TomorrowNow, ein kleines Unternehmen aus Texas: Mitarbeiter der SAP-Tochter hatten mehrfach unrechtmäßig Daten von der Website des Rivalen heruntergeladen, um Oracle-Software im Auftrag von Firmenkunden zu warten. SAP wollte über den Umweg einer günstigen Wartung dem Rivalen die Kunden abspenstig machen und letztlich für die eigenen Programme gewinnen. Das Unterfangen scheiterte aber, SAP machte TomorrowNow letztlich dicht.