Klima-Killer Cloud?
Eine gehostete Anwendung lässt sich in der Cloud deutlich energieeffizienter betreiben als On Premise. Vor allem für kleinere Unternehmen trifft das zu. Doch das ist nur die halbe Wahrheit.
Mit einer von Microsoft bei Accenture und WSP Environment & Energy beauftragten Studie, will der Anbieter einen Schlussstrich unter die Frage ziehen, ob eine Cloud-Infrastruktur, sei sie private oder public, Energie spart und sich damit nicht nur für den Anwender mit niedrigeren Kosten, sondern auch für die Umwelt auszahlt.
In der Microsoft-Studie lässt Accenture kaum einen Zweifel aufkommen: Je kleiner das Unternehmen, desto größer ist das Einsparungspotential durch den Umzug in die Cloud. Bis zu 90 Prozent des mit dem Stromverbrauch zusammenhängenden Kohlendioxidausstoßes können Unternehmen mit bis zu 100 Mitarbeitern einsparen. Große Unternehmen mit mehr als 10.000 Mitarbeitern können möglicherweise Stromkosten und CO2-Emmissionen noch um bis zu 30 Prozent senken (PDF).
Wenn Microsoft Exchange in der Cloud anbietet, dann ergeben sich dadurch natürlich mehrere Vorteile. Ein großes Datenzentrum lässt sich besser und effizienter kühlen. Auch die Infrastruktur ist optimiert, was ebenfalls zu Einsparungen führt. Außerdem lässt sich über Dynamic Provisioning ein großes Datenzentrum an den Bedarf anpassen, wodurch die Auslastung deutlich höher liegt. Dank Mulit Tenancy werden die Lastspitzen verteilt.
Gerade in kleinen Unternehmen lassen sich durch Cloud-Initiativen große Energieeinsparungen erreichen, stellt Microsoft in einer Studie fest. Die Grafiken zeigen die Potentiale von Exchange, SharePoint und Dynamics. Quelle: Microsoft
Greenpeace wird in diesen Punkten nicht widersprechen, doch in einer Studie http://www.greenpeace.org/usa/en/media-center/reports/make-it-green-cloud-computing/des Umweltschutzverbandes, warnt die Organisation vor steigenden CO2 Ausstoß durch Cloud-Dienste. Bis 2020 könnte sich der CO2-Ausstoß der durch ITK verursacht wird verdreifachen. Als warnendes Beispiel führt Greenpeace Facebooks Pläne an, ein Rechenzentrum in Oregon zu errichten, das hauptsächlich aus einem Kohlekraftwerk versorgt wird. Damit hätte Facebook nicht nur die Chance vertan, sich als Förderer grüner Energien zu positionieren, sondern mache auch das Problem deutlich, dass durch die Cloud mehr Strom gebraucht wird als ursprünglich angenommen.
Microsofts Beobachtungen, nämlich dass sich durch die Cloud gehörig Energie einsparen lässt, ist deswegen nicht falsch. Jedoch tauchen in der Studie einige Werte und Parameter nicht auf. Eine noch nicht veröffentlichte Studie von Rod Tucker, Forscher an der australischen Universität Melbourne zeigt auf, dass der Datentransport vom Nutzer bis zum Hoster und wieder zurück, teilweise über große Distanzen erfolgt und dass dabei ebenfalls große Mengen Energie verbraucht werden, weil daran zahlreiche Router beteiligt sind.
Bei geringer Auslastung falle der Stromverbrauch weniger stark ins Gewicht. Wird aber häufiger zugegriffen, oder werden große Datenmengen transportiert, kann der Stromverbrauch massiv ansteigen und somit die Effizienz mindern. Eine Aussage, ob Cloud für die Umwelt günstig ist oder nicht, müsse auch den Energieverbrauch der Übermittlung der Daten über das Internet berücksichtigen. Es zeige sich aber, dass der Stromverbrauch, sowohl bei der Private- wie auch bei der Public Cloud, unter dem von älteren PCs liegt. Allerdings sei eine pauschale Antwort, ob sich mit Cloud Energie einsparen lasse oder nicht, kaum möglich.