SIS-CEO: “Lektionen gelernt”
Christian Oecking, Vorsitzender der Geschäftsführung der Siemens IT Solutions and Services GmbH, spricht im Interview mit silicon.de über Strategie, Organisation und Positionierung des Unternehmens. Oecking: “Sicher ist die Ausgangslage, mit der wir in die Selbständigkeit starten, nicht perfekt, aber wir haben unsere Lektionen gelernt.”
silicon.de: Seit dem 1. Oktober ist Siemens IT Solutions and Services ein eigenständiges Unternehmen. Auf ihrer Hausveranstaltung Ascent 2010 haben Sie Kunden und Analysten erstmals die Strategie, Organisation und Positionierung der neuen SIS vorgestellt. Was waren die wichtigsten Kernaussagen?
Christian Oecking: Es war mir persönlich wichtig, unmittelbar zum Start der neuen Gesellschaft mit Ascent Kontinuität zu demonstrieren und klarzustellen, dass die SIS auch weiter langfristig ein verlässlicher Partner ist. Für die Kunden am wichtigsten war sicher, dass wir zu unserem Versprechen stehen, ein Premium-Anbieter von IT-Lösungen und -Outsourcing mit europäischen Wurzeln und globaler Reichweite zu sein. Hier haben wir viel positives Feedback bekommen. In den Gesprächen mit den Analysten kam meiner Einschätzung nach besonders gut die strategische Fokussierung auf die Stärkung unseres Partnerumfeldes und die Vereinfachung unseres Portfolios gut an.
silicon.de: Sie haben die Restrukturierung nach eigenen Angaben erfolgreich abgeschlossen – was erwarten Sie sich von der neuen Organisationsstruktur?
Christian Oecking: Wir konnten erstens unsere Personalstruktur stärker auf die vom Markt nachgefragten Fähigkeiten ausrichten. Zwar mussten wir Personal abbauen, doch wir stellen in einzelnen Bereichen auch wieder ein, zum Beispiel Vertriebsmitarbeiter, Technical-Solutions-Designer oder auch Spezialisten für die Schnittstellen zu den Fokusbranchen IT-Industrie, IT-Gesundheit und IT-Energie. Das werden die Kunden honorieren. Und wir haben zweitens kurze Entscheidungswege bei klaren Verantwortlichkeiten, was für unsere Kunden schnellere und flexiblere Lösungen bedeutet. Kurz: Unser Unternehmen ist heute wieder stabil aufgestellt. Nun gilt es das Wachstumspotenzial zu nutzen.
silicon.de: Im Ende September abgelaufenen Geschäftsjahr hat SIS tiefrote Zahlen geschrieben – wann sehen Sie SIS wieder im schwarzen Bereich?
Christian Oecking: Wir konzentrieren uns jetzt zunächst einmal darauf, unsere bestehenden Kunden weiter optimal zu bedienen und mit klarem Fokus auf unsere Stärken in unseren Kernbranchen neue Großaufträge zu gewinnen. 2012 wollen wir wieder in den Wachstumsmodus kommen sowie darauf aufbauend eine branchenübliche Rendite erzielen. Unsere Ausgangsposition dafür ist schließlich auch sehr gut: In Deutschland sind wir unter den IT-Dienstleistern die Nummer eins im Public Sector sowie jeweils Nummer zwei bei Energy.
silicon.de: Vor kurzem haben Sie einen Großauftrag von HDI-Gerling bekommen – Analysten sagen, das war angesichts der schwächelnden Geschäfte bitter nötig. War es Rettung in letzter Minute?
Christian Oecking: Viele Kollegen hier bei der SIS haben lange und hart gekämpft und schließlich bewiesen, dass wir nach wie vor mit dem besten Angebot auf dem Markt überzeugen können – und der Vertrag mit HDI-Gerling war nur einer der Erfolge in 2010. Sicher ist die Ausgangslage, mit der wir in die Selbständigkeit starten, nicht perfekt, aber wir haben unsere Lektionen gelernt, die Hausaufgaben gemacht und konnten – wie Sie zu Recht erwähnen – schon wieder erste langfristige Verträge abschließen, bei denen es um dreistellige Millionensummen geht. Die zwei wichtigsten Signale für uns sind, dass wir bei unseren Kunden keine Zurückhaltung gegenüber der neuen SIS spüren und dass das Geschäft wieder anzieht.