Windows 8 kommt – bestimmt!

standardisierte und professionalisierte Services; Kundenbindung.

Windows XP feierte in diesen Tagen sein 10-jähriges Jubiläum im Business-Einsatz und “erfreut” sich noch immer hoher Beliebtheit – oder besser gesagt: Noch immer ist Windows XP mit Einsatzgraden um die 50 Prozent in Unternehmen ein verbreitetes Client-Betriebssystem. Mit der Beliebtheit ist es so eine Sache. Die Beliebtheit und Zufriedenheit sinkt permanent; werden doch sowohl die Anforderungen der IT-Abteilungen als auch der Anwender hinsichtlich Management und Funktionalitäten nicht mehr umfassend erfüllt.

Auch aus diesem Grund beschäftigen sich viele IT-Entscheider mit Alternativen zu diesem Oldtimer. Prädestiniert als Nachfolger ist Windows 7. Microsoft konnte dank – oder besser wegen – des Vista-Intermezzos nach eigenen Angaben bereits über 450 Millionen Lizenzen von der aktuellen Client-OS-Generation verkaufen. Und Microsoft hat hier noch Großes vor: So ist geplant, weitere 100 Millionen Lizenzen dieser Produktgeneration an den Mann zu bringen.

Allerdings drückt Microsoft in einem anderen Bereich kräftig der Schuh: Tablets – wie das iPad oder Samsungs Galaxy Pad – sind en vogue. Und gerade für diese Formfaktoren ist Windows 7 nicht zwingend geeignet. Bedienkonzept und Ressourcenhunger passen einfach nicht mit dem Gerätetyp zusammen. Und so haben trotz zunehmender Angebote Windows-7-Tablets nur mäßigen Erfolg. In der Folge weichen interessierte Anwender und IT-Verantwortliche verstärkt auf andere Lösungen aus. Diese Tendenz ist nicht nur Microsoft ein Dorn im Auge, sondern nagt auch an den OEM-Partnern von Microsoft. So belastet exemplarisch der Erfolg des iPads Hardwareanbieter wie Dell stärker als Microsoft selbst, welches noch kein adäquates Betriebssystem bereitstellen kann. Diese OEMs verlieren gegenüber Samsung und Apple an Marktvolumen und verfallen in eine passive Rolle.

Aus diesem Grund ist es wichtig, dass Microsoft seinen Partnern im Besonderen und den Anwendern im Allgemeinen eine probate Alternative bereitstellt. Dies soll Windows 8 sein. Microsoft hat im September auf einer Konferenz erstmals einer breiten Öffentlichkeit – und hier die insbesondere den für den Erfolg so wichtigen Entwicklern – einen Einblick auf die neue Produktgeneration gewährt. Allerdings blieben hierbei noch einige Fragen unbeantwortet. Insbesondere eine konkrete Roadmap wird hier vermisst. Die operativen und strategischen Ziele dieser Zurückhaltung sind klar: Zu viele Informationen über Windows 8 würden Abverkauf und das Rolllout von Windows 7 belasten. Es ist jedoch zu erwarten, dass es sich (wie immer) um “das beste Windows aller Zeiten” handeln wird.

Windows 8 – wesentliche Punkte

Windows 8 soll auf einer Vielzahl von unterschiedlichen Device-Konfigurationen lauffähig sein, unter anderem Desktops, Notebooks, Tablets und eventuell sogar auf Smartphones. Somit wird es sich aus Sicht der Experton Group um eine “Brückenversion” handeln, die über identische (und nicht ähnliche) Funktionen sowie ein einheitliches User Interface verfügt. Hierdurch werden sowohl dem Anwender (verbesserte Nutzererfahrung über die Geräte hinweg) als auch der IT-Abteilung (optimiertes Management und optimierte Bereitstellungsoptionen) enorme Vorteile geboten. Um diesen Anforderungen gerecht zu werden, ist eine Menge an Transformationen unabdingbar. Windows 8 soll sowohl auf den “klassischen” x86-Prozessoren von AMD sowie Intel – also diejenigen Prozessoren, die heutzutage überwiegend in PCs verbaut werden – als auch auf Lösungen basierend auf der ARM-Architektur und System-on-a-Chip-Systemen (SoC) laufen. Hierbei werden die Funktionen eines Systems auf einem integrierten Schaltkreis – also auf einem Chip – monolithisch integriert. Dies spart Platz und führt zu einer hohen Energieeffizienz. Insbesondere die Bereitstellung auf diesen Systemen ermöglicht Entwicklern und Anwendern neue Entfaltungsmöglichkeiten.

Aber Microsoft baut nicht nur die Verfügbarkeit aus, sondern legt auch großen Wert auf die Interaktion mit den Anwendern. Windows 8 wird neben dem herkömmlichen Desktop User Interface eine weitere Anwenderschnittstelle aufweisen können. Das bereits im Windows Phone erfolgreich eingeführte User-Interface-Konzept mit dem Namen “Metro” kommt hier zum Einsatz. Damit will – und wird – Microsoft Kapital aus seinem starken Ökosystem schlagen: Die angebotene Plattform kann auf jedem gewünschten Formfaktor zum Einsatz kommen. Applikationen können über die Geräte hinweg bereitgestellt und integriert genutzt werden.

Metro ist eine touch-fähige Oberfläche, die sehr stark personalisiert werden kann und mit den sogenannten “Live Tiles” (Kacheln) und großen Grafiken daherkommt. Die Nutzer können zwischen dieser und der konventionellen Desktop-Oberfläche hin- und herspringen; letztere soll voll rückwärtskompatibel mit den Anwendungen für Windows 7 sein.

Microsoft setzt mit seiner Windows 8 Metro-Oberfläche neue Maßstäbe und lässt Plattformen wie das iOS von Apple eher alt aussehen. Ähnlich wie bei iOS soll die Windows 8 Metro-Version des Internet Explorer 10 dann auch keinen Support für Adobe Systems‘ Flash-Anwendungen und andere Plug-ins bieten. Die integrierte und jederzeit umschaltbare Desktop-Version des Internet Explorer 10 unterstützt diese Plug-ins selbstverständlich auch weiterhin. Für diesen Ansatz gibt es angeblich eine ganze Reihe von Gründen. Unter anderem führt Microsoft an, dass dadurch die Tablet-Batterie länger hält sowie Datenschutz-, Sicherheits- und Zuverlässigkeitsaspekte dies erforderlich machen. HTML 5 hat sich als Web-Standard etabliert und wird dank Apples ähnlicher Haltung zu Flash-Applikationen inzwischen von immer mehr Internet-Sites unterstützt; damit wird Flash für Video-Anwendungen nicht mehr gebraucht.

Mit der Metro-Oberfläche auf einem Desktop oder Notebook zu arbeiten, sollte eigentlich eine angenehme Erfahrung sein – auch ohne Touch-Screen -, doch sie bietet nur eine eingeschränkte Funktionalität, und deshalb müssen die Nutzer wohl oder übel wieder auf den Desktop-Modus zurückgreifen, wenn sie mit den normalen Windows-Applikationen und einem umfänglich funktionsfähigen Web-Browser arbeiten wollen. Auch bei der Implementierung auf Tablet-PCs dürfte es eine verwirrende Bandbreite an Varianten geben. ARM-basierte Prozessoren ermöglichen kostengünstigere und schlankere, attraktivere Tablets, aber auf ihnen kann man keine Desktop-Applikationen laufen lassen. Wer als Anwender also eine breitere Desktop-Funktionalität benötigt, wird eher auf Tablets mit x86-Architekturen umsteigen, wie sie von AMD oder Intel angeboten werden. Dafür müssen sie dann aber wohl mehr Geld hinlegen und sich mit einem weniger schlanken Gerät zufriedengeben. IT-Verantwortliche sollten wohl eher ihre Windows 7-Migration weiter vorantreiben; Windows 8 auf dem Desktop wird in den meisten Fällen eher vermieden. Windows 8-Tablets erweisen sich vielleicht als sehr leistungsstark und warten mit überzeugenden Features auf.

Lohnt sich Abwarten?

Insbesondere durch Ankündigungen von Innovationen kommt es bei Einführungs- und Beschaffungsentscheidungen für Informationstechnologien immer wieder zu Kaufzurückhaltung bzw. zu einer Verschiebung von Migrationsprojekten. Insbesondere bei einer Entscheidung für oder gegen Windows 7 – respektive einer Windows 8-Entscheidung – kann eine solche Verschleppung organisatorische Nachteile bringen. So stellt sich für viele Unternehmen, die noch auf Windows XP verharren, die Frage, ob sie nicht direkt auf Windows 8 migrieren sollten. Aus Sicht der Experton Group kann diese Frage nicht pauschal beantwortet werden. Nicht nur bedingt durch die nicht umfassend bekannte Roadmap von Microsoft treten bei einer solchen Strategie erhebliche Hürden auf. Vielmehr hängt eine Pro- und Contra-Diskussion von der Client- und Produktivitätsstrategie des jeweiligen Unternehmens ab. Während es bei der Einführung von Windows 7 (von Windows XP kommend) eher um eine neue Technik-Generation geht, zielen die angekündigten und zu erwartenden Neuerungen bei Windows 8 eher auf eine veränderte Arbeitswelt bzw. Arbeitsprozesse ab. Somit müssten bei einem direkten Umstieg von XP auf 8 nicht nur die technischen Hürden bewältigt werden, sondern vielmehr auch die Arbeitsorganisation neu ausgerichtet werden. Hierdurch verlängern sich die Projektlaufzeiten, und die Komplexität steigt. Planung, Tests und die eigentliche Einführung selbst können bei einer Migration von XP auf 7 leicht 12 bis 18 Monate verschlingen. Bei einem Umstieg direkt auf “8” kann die Projektlaufzeit stark – also über 30 Prozent – zunehmen. Gilt es doch, die vorhandenen Anwendungen auch auf das neue User Interface und die Gerätekonzepte zu transformieren und die Anwender entsprechend zu konditionieren.

Windows 8 kann kostenlos als Entwicklerversion auf den Seiten von Microsoft heruntergeladen werden. Hierbei handelt es sich um ein Prebeta-Release, mit dem sich Entwickler und IT-Verantwortliche schon einmal an die neue Oberfläche und die Programmierungs-Methoden gewöhnen können. Nach Meinung der Experton Group kann die Vorschau auf Windows 8 Unternehmen tatsächlich eine Vorstellung davon geben, welche Betriebssystem-Strategie in Zukunft von Microsoft zu erwarten ist. Microsoft baut sein Windows-Ökosystem so aus, dass auf Basis einer einzigen, attraktiven Oberfläche, die sich durch hohe Nutzerfreundlichkeit und Kompatibilität mit den neuesten Web-Standards auszeichnet, sämtliche Bildschirm-Varianten abgedeckt werden.

Entscheider sollten auf Basis der im Unternehmen vorhandenen Ist-Situation unterschiedliche Szenarien erstellen. Hierzu sollten zwingend Themen wie Testing und Anpassung von Migrationen eingebunden werden. Ferner gilt es, diese Szenarien mit den Anforderungen der Anwender und der Client-Strategie (Frage: “Welche Formfaktoren sollen wie eingesetzt werden?”) zu spiegeln. In diesem Zusammenhang gilt zwingend, die vorhandenen Lizenzverträge hinsichtlich Leistungsrechten, Laufzeiten etc. einzubeziehen. Auf Basis dieser drei Elemente (“theoretische Migrations-Szenarien”, Client-Strategie inkl. Anwenderbedarfe und Lizenzsituation) gilt es, die Entscheidung zu treffen.