Nach Fukushima: Herausforderung Energiewende
Am 11. März 2011 wurde Japan von einem Erdbeben und einem Tsunami getroffen, in Fukushima kam es zur Nuklearkatastrophe. Diese hat Deutschland verändert: AKWs sind abgeschaltet, Siemens stieg aus dem Atomgeschäft aus und die “Energiewende” wurde eingeleitet.
Als Folge von Fukushima gab es im März 2011 ein Atom-Moratorium der Bundesregierung: Acht Kernkraftwerke mit 8,5 Gigawatt (GW) wurden stillgelegt. Bis zum Jahr 2022 soll die gestaffelte Abschaltung der restlichen neun deutschen Kernkraftwerke mit insgesamt rund 12 GW Leistung folgen. Die Bundesregierung hat zudem beschlossen, bis zum Jahr 2050 die Emission von Treibhausgasen um 80 Prozent zu reduzieren (im Vergleich zu 1990) sowie den Anteil der erneuerbaren Energien an der Stromerzeugung auf 80 Prozent zu erhöhen (auch im Vergleich zu 1990).
Hierzu muss die komplette deutsche Energieversorgung umgebaut werden. Schon binnen zehn Jahren müssen 20 Gigawatt (GW) Leistung aus den heutigen Kernkraftwerken ersetzt werden. Das zu erwartende Investitionsvolumen liegt in einer Größenordnung von rund 20 Milliarden Euro jährlich. Dabei muss in die Erneuerung der Kraftwerke, in neue Stromnetze und den Ausbau der erneuerbaren Energien investiert werden.
Bereits heute hat die Energiewende nach Angaben des Bundesverbandes für Energie und Wasserwirtschaft (BDEW) die Realitäten stark verändert. So ist der Anteil der Kernenergie an der Stromerzeugung mit der Abschaltung der acht Kernkraftwerke von 22 Prozent auf 18 Prozent gesunken. Der Anteil der erneuerbaren Energien ist von 16 Prozent im Jahr 2010 auf rund 20 Prozent im Jahr 2011 gestiegen. Vor allem Photovoltaik-Kapazitäten wurden im Jahr 2011 zugebaut. Diese trugen im vergangenen Jahr mit 3 Prozent einen Prozentpunkt mehr zur Stromerzeugung bei als im Jahr 2010. Zudem haben die Braunkohle-Kraftwerke mehr Strom erzeugt und einen Anteil von 25 Prozent erreicht (2010: 23 Prozent). Die Steinkohle (19 Prozent) und Erdgas (14 Prozent) sind mit ihren Anteilen am Energiemix stabil geblieben.
Ein Jahr nach Fukushima ist die Energiewende auf dem Weg – die Herausforderungen jedoch noch ungelöst. “Die Energiewende ist das Jahrhundertprojekt der Deutschen. Sie ist richtig und machbar”, sagt Michael Süß, CEO des Siemens Sektor Energy. “Bei der Umsetzung liegt das meiste aber noch vor uns. Der straffe Zeitplan und der notwendige Netzausbau sind die größten Herausforderungen. Wie Deutschland das angeht, wird vom Ausland genau beobachtet.”
Siemens zählt in einem Papier Hindernisse und Risiken für die Energiewende auf. Demnach gibt es mehrere Wege für den Umbau des Energiesystems. Der Fokus könne auf Gaskraftwerken liegen oder auf erneuerbaren Energien. Je nachdem, welcher Weg gegangen werde, würde sich der Strompreis schätzungsweise zwischen 1 und 4 Cent je Kilowattstunde verteuern. Der Mittelweg wäre ein Szenario, bei dem die erneuerbaren Energien und die Netze massiv ausgebaut werden und darüber hinaus die Schwankungen bei der Erzeugung der erneuerbaren Energien durch zusätzliche Gaskraftwerke und Speicher ausgeglichen werden.
Die Ziele der Energiewende müssen zu volkswirtschaftlich vertretbaren Kosten erreicht werden, hieß es von Siemens. Energieintensive Grundstoffindustrien wie Metallherstellung, Chemie- oder Baustoffindustrie dürften nicht auf Grund zu hoher Energiekosten aus Deutschland verdrängt werden. Derzeit fehle ein “proaktives Monitoring”, das die Umsetzung der Energiewende aktiv begleite – stattdessen werde ein “retrospektives Monitoring” betrieben. Der Konzern benennt Aufgaben, die in den kommenden Jahren bewältigt werden müssen:
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Erneuerbare Energien müssen auch ohne Subventionen wettbewerbsfähig gemacht werden.
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Leistungsengpässe im Stromnetz müssen verhindert werden.
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Tausende Kilometer Stromautobahnen müssen verlegt werden.
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Die Stromnetze müssen intelligenter werden.
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Nicht nur Netze müssen ausgebaut werden, auch die Speicherkapazitäten, um der Fluktuation erneuerbarer Energien entgegenzutreten.
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Potenziale für die Energieeinsparung müssen konsequent genutzt werden.
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Die Energiewende muss auch in den Köpfen der Menschen stattfinden. Verbissene Kämpfe gegen jeden neuen Strommast darf es nicht geben.
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Die Maßnahmen müssen enger als bisher mit den Nachbarländern abgestimmt werden.