Jobmotor Cloud
Die technologische Revolution der Cloud könnte mehr Stellen schaffen, als das Internet in seinen Anfangstagen. Allerdings begegnet man auch hier altbekannten Problemen.
Die Cloud hat im Jahr 2010 in den USA für 80.000 neue Jobs gesorgt und das lediglich bei 11 Cloud-Anbietern. Damit sind diese speziellen Cloud-Anbieter knapp fünfmal schneller gewachsen als die gesamte IT-Branche.
Und diese Technologie könnte noch deutlich mehr Stellen schaffen und zu einem kleinen Wirtschaftswunder führen, so die Sand Hill Group, die im Auftrag von SAP America die Studie “Job Growth in the Forecast: How Cloud Computing is Generating New Business Opportunities and Fueling Job Growth in the United States” durchgeführt hat.
Mehrere Hundertausend Jobs könnten alleine in den USA durch neue Geschäftsmöglichkeiten in der Cloud entstehen. In den nächsten fünf Jahren, könnten auf diese Weise 472.000 in USA und Übersee geschaffen werden. Die Cloud-Branche könnte ihre Umsätze im gleichen Zeitraum jährlich um 20 Milliarden Dollar steigern. Zudem könnten Venture Capitalists in den nächsten fünf Jahren rund 30 Milliarden Dollar in Cloud-Technologien investieren und damit zusätzlich 213.000 Jobs schaffen.
“Diese Studie bestätigt, dass Cloud Computing einen signifikanten Einfluss auf jede Phase des Business-Livecycles hat – diese reichen von der Gründung eines Start-ups, über die Expansion bis hin zur Verwaltung eines multinationalen Unternehmens”, so Jacqueline Vanacek, Cloud-Computing-Evangelist bei SAP. Unternehmenswachstum sorgt für neue Jobs und das Cloud Computing wird dieses Wachstum in einigen Branchen fördern.
In Europa, aber auch international, könne die Cloud dafür eingesetzt werden, vor allem um mittelständische und kleine Projekte auf den Weg zu bringen. Auch im Bereich Smart Grid könne die Cloud eine wichtige Rolle spielen, so die Autoren der Sand-Hill-Studie.
In dem Papier machen die Autoren der Sand Hill Group auch klar, dass die Cloud nicht nur Jobs schafft, sondern auch Stellen überflüssig machen wird. Diese sind vor allem Stellen, die mit einer niedrigeren Qualifizierung zusammenhängen. Auch die höhere Automation und die verbesserte Effizienz des Cloud Computing werde Stellen kosten.
Das hatte der Investor Marc Andreessen bereits vor einigen Monaten in seinem Essay “Software frisst die Welt auf” vorhergesagt: “Meine Theorie ist die, dass wir derzeit inmitten einer breiten technologischen und wirtschaftlichen Umwälzung sind, in der die Software-Unternehmen in der Lage sind, die größten Teile der Wirtschaft zu übernehmen.” Mit fünf Milliarden Mobilfunkteilnehmern, die auch noch auf das Internet zugreifen können und zusammen mit der Cloud stehe die globale Wirtschaft zum ersten Mal kurz davor “vollständig digital verkabelt zu sein”. Gesamtwirtschaftlich betrachtet, wird es auch hier Gewinner und Verlierer geben. Und wie eben bereits erwähnt, werden die meisten Jobs da wegfallen, wo eine niedrige Qualifizierung nötig ist.
Aber Qualifizierung könnte auch für die oben bereits angesprochene rasante Entwicklung im Cloud Computing gefährlich werden. Denn auch große Unternehmen wie Amazon, Microsoft oder VMware könnten in den nächsten Monaten und Jahren vor dem Problem stehen, Personal mit ausreichender Qualifizierung für Cloud-Technologien zu bekommen. Wie eine Studie von Wanted Analytics belegt, scheint sich auch hier schon so etwas wie ein Fachkräftemangel abzuzeichnen. So registrierte das Marktforschungsunternehmen im Februar 2012 rund 5000 Online-Stellenausschreibungen. Das seien 92 Prozent mehr als im Februar 2011 und etwa 400 Prozent mehr als im gleichen Monat 2010. Diese galoppierende Entwicklung mache es für Unternehmen immer schwieriger ihren Bedarf zu decken.
VMware führte die Liste mit 360 Stellen an. Microsoft lag mit 230 Stellen auf Rang zwei. Amazon URS und Google belegten die Ränge drei bis fünf. Rund ein Viertel aller Stellen mit dediziertem Cloud-Bezug sind technischer Natur. Software- und System-Ingenieure sowie Netzwerkadministratoren waren hier besonders gefragt.
Allerdings waren Unternehmen nicht nur nach Technikern auf der Suche: Auch Marketing-Manger, Finanzanalysten oder Statistiker mit starkem Cloud-Bezug waren unter den ausgeschriebenen Stellen. In der Region San Francisco, haben die Unternehmen im Schnitt acht Wochen gebraucht, um eine Stelle zu besetzen.
Dessen ungeachtet, glaubt die Sand Hill Group, an signifikante Einsparungen durch Cloud Computing für die Wirtschaft. Für die USA beziffern die Analysten die mögliche Einsparung mit 625 Milliarden Dollar. Diese Summe könnte dann von den Anwender-Unternehmen wieder reinvestiert werden. Auf diese Weise könnten ebenfalls neue Geschäftszweige und damit auch neue Jobs entstehen. Aber wie Andreessen eben beschreibt, vor allem Jobs mit einer hohen Qualifikation.
Dabei spielen neben dem Cloud Computing drei weitere große Megatreds eine Rolle: Mobile, Social Media und das Wachstum bei Big Data. “All diese Dinge haben eines gemeinsam: die Cloud. Und alleine schon deshalb kann das Stellenwachstum in diesem Bereich nicht ignoriert werden”, erklärt M.R. Rangaswami, Autor und Mitgründer der Sand Hill Group.