Salesforce: Social Revolution ist im Anmarsch

Die Salesforce-Anhänger trafen sich erneut zur Dreamforce in San Francisco – und sie überschwemmten die Stadt. Über 90.000 Teilnehmer sollen es gewesen sein, also rund das Doppelte vom letzten Jahr. Das Moscone Center und der angrenzende Yerba Buena Garten wirkten wie ein riesiges Heerlager.

 

Überall gab es Stühle und Monitore auf denen die Eröffnungskeynote der Dreamforce 2012 verfolgt werden konnte, denn der Veranstaltungssaal konnte nur die Hälfte der Teilnehmer aufnehmen.

Inhaltlich gab es viele Produktverbesserungen, aber keine durchschlagenden Neuerungen – auch wenn Salesforce-Chef Marc Benioff in bester Verkäufermanier immer gut für ein paar drastische Schlagworte ist.

Diesmal kündigte er die „Social Revolution“ an. Damit meinte er die zunehmende Bedeutung von Social Media in der Politik, in der Wirtschaft und im privaten Zusammenleben. Als Beispiele verwies er auf die Nutzung von Twitter bei Revolutionen, dem Einlenken von Firmen bei Logoänderungen oder Gebührenerhöhungen und der kometenhafte Erfolg von Facebook – übrigens ein Kunde und Partner von Salesforce.

„Ihre Kunden und Partner sind alle bereits vernetzt – ist es auch ihr Unternehmen?“, fragte er rhetorisch in die Menge hinein und forderte die Teilnehmer auf, eine derartige Social-Media-Vernetzung schnellsten herzustellen. Laut Salesforce gibt es bereits über 170.000 Chatter-Netze und 50 Prozent der Fortune-500-Unternehmen kommunizieren darüber mit ihren Kunden und Partnern.

Zu den vorgestellten Produkt-Erweiterungen gehörten unter anderen Salesforce Touch, mit der die CRM-Tools auf einem iPad genutzt werden können, Work.com, eine neue Software für die Personalabteilung sowie Chatterbox, eine Art Dropbox für die Businesswelt.

Schwerpunkt der diesjährigen Neuankündigungen war dagegen die bessere Unterstützung des Marketings – also eines Geschäftsbereich, der eng mit der Herkunft von Salesforce verbunden ist, nämlich dem CRM. Jetzt geht es aber eher um Cloudangebote zum Platzieren von Anzeigen auf Social Media Seiten, zur Reichweitenanalyse und zur Brand-Beobachtung.

Die zugehörige Software hatte Salesforce durch die Akquisitionen von Radian6 und Buddy Media erhalten. Daraus ist jetzt eine neue Salesforce-Plattform entstanden, die unter dem Begriff „Marketing Cloud“ angeboten wird. Benioff meint, dass das ein besonders attraktiver Markt ist. Hierzu beruft er sich auf die Analysten von Gartner, wonach bis zum Jahr 2017 der Chief Marketing Officer (CMO) mehr Geld für Technologie ausgeben wird als der CIO.

Salesforce ist auf die Erschließung neuer Märkte dringend angewiesen, ohne dabei viel Geld in neue Produkte investieren zu müssen. Zwar hat das Unternehmen ein beachtliches Wachstum hinter sich – für dieses Jahr rechnet das Unternehmen mit einem Umsatz von drei Milliarden Dollar – doch damit hat es auch den Neid der Konkurrenz geweckt. Der einstige Cloud-Verächter Oracle sowie der frühere Cloud-Versager SAP haben durch gezielte Akquisitionen aufgeholt. Damit bläst Benioff inzwischen ein ungewohnt scharfer Wind ins Gesicht. „Salesforce muss in neue Märkte einsteigen, anders können sie ihr Wachstum nicht in diesem Tempo halten“, sagt Pat Walravens, Analyst bei JMP Securities.

Wie die zukünftige Nutzung von vorhandenen Social-Media-Tools im Unternehmen konkret aussehen kann, zeigte Benioff am Beispiel von General Electric. So setzt GE die Salesforce-Plattform Chatter nicht nur für die Kommunikation der Mitarbeiter untereinander ein, sondern darüber hinaus können auch die GE-Triebwerke auf dieser Plattform Statusmeldungen und Hilferufe absetzen.

Rein äußerlich gab sich Marc Benioff erstmals nicht ganz so konservativ wie sonst. Zwar trug er zu seiner Keynote den üblichen blauen Nadelstreifen-Anzug, den er schon seit Jahren trägt. Diesmal aber hatte er statt der sonst üblichen schwarzen Lackschuhe extrem modische Turnschuhe an den Füßen, deren Muster eher an ein Motherboard als an eine Cloud erinnerten.

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