CIO 2013: Die Zukunft braucht keine ERP-Babysitter
Wieder einmal stehen CIOs vor völlig neuen Aufgaben. In der 10. Auflage der CIO-Empfehlungen rät das Marktforschungsunternehmen Gartner den CIOs für 2013, auch mal einen Blick zurück zu werfen, denn man werde als CIO nicht bis in alle Ewigkeit der Babysitter für ERP-Systeme bleiben.
“In diesem Jahr geht es vor allem um die Zeit”, so Garnter-Analyst Mark Raskino. Denn CIOs sollten sich auch der Historie ihrer Rolle bewusst werden. Und das empfiehlt der Marktforscher nicht ohne Grund. Denn Raskino sieht durchaus die Gefahr, dass sich CIOs selbst um ihren guten Ruf bringen.
“Viele Headhunter erzählen uns, dass für viele ihrer Kandidaten das letzte große Erfolgserlebnis darin lag, das Chaos, das ihr Vorgänger verursacht hat, wieder zu beseitigen.” Und hier läuten bei Raskino die Alarmglocken. Es gehe hier nicht einfach nur um persönliche Erfolge, sondern darum, dass sich CIOs gegenseitig anschwärzen. “Wie kann ein CEO einem CIO als Profi trauen, wenn diese CIOs gegenseitig ihre Errungenschaften schlecht machen?”
Und daher sollten CIOs auch gezielt zurückblicken, auf den Dezember 2011 und auf die Vorsätze, die sich die IT-Verantwortlichen damals gemacht haben. Die CIOs sollten dann auch prüfen, welche Ziele sie inzwischen erreicht haben.
Dabei sei komme es bei einem CIO auch stärker auf die einzelne Person an, denn nach wie vor ist das Berufsbild des CIOs weit weniger klar umrissen als etwa das eines Buchhalters oder Marketing-Spezialisten, Ärzten oder Architekten. Seit rund 40 Jahren gebe es diesen Beruf. Aber bislang fehle hier so etwas wie die Rückbesinnung auf Großtaten von Kollegen.
“Die Geschichte Ihrer IT-Abteilung reicht vermutlich mehr als 30 Jahre zurück. Aber wo ist diese Geschichte aufgeschrieben, erzählt oder wo wird sie gefeiert? Wo steht, wer die größten Führer waren, was waren die größten Errungenschaften? Wenn man auf die “Über uns”-Seite eines Unternehmens klickt, steht da vermutlich nichts über die Meilensteine und Fortschritte, die auf das Konto der IT gehen.”
Aber warum empfiehlt Raskino gerade jetzt diese Rückbesinnung? Vermutlich deshalb, weil der CIO umso mehr in technologischen Fragen nach vorne blicken muss. Denn die Aufgaben seien nicht statisch und die Rolle des CIOs ist viel mehr als, “bis in alle Ewigkeit der Babysitter eines ERP-Systems zu sein.”
Und so liege es tatsächlich in der Verantwortung eines CIOs, in die Zukunft zu blacken und sich Gedanken zu machen, wie man die IT eines Unternehmens künftig gestalten könne. “Ein IT-Department, das nur auf Weisung hin agiert, wird feststellen, dass solche Befehle nur unzureichend erläutert sind und vor allem meist sehr spät mitgeteilt werden.”
Aus seiner Erfahrung und nach zahlreichen Gesprächen mit CIOs und anderen Verantwortlichen in Unternehmen empfiehlt Raskino, dass CIOs am besten daran tun, sich das Thema anzueignen und schon im Vorfeld der IT die richtige Form zu geben. Die beste Art, die Zukunft richtig vorherzusagen sei, wie Alan Kay einst sagte, sie zu erfinden.
Und zu guter Letzt sollten CIOs, auch wenn sie im Alltag kein technisches Detailwissen brauchen, zumindest gegenüber ihren Kollegen vertreten, wie ihre Rolle von künftigen Entwicklungen beeinflusst wird.
Das sei um so wichtiger, weil es vermutlich mehr als je zuvor für CIOs wichtig wird, mit beschränkten Budgets möglichst viel Innovation umzusetzen. Die Kosten für ein System in seiner gesamten Lebensdauer, so vermuten die Marktforscher von Gartner, sind häufig um den Faktor 10 höher als die ursprünglichen Anschaffungs- oder Entwicklungskosten. Und so sei es heute mehr als je zuvor wichtig, sich über die Konsequenzen von Entscheidungen in der Zukunft im Klaren zu sein. Diese Gesamtkosten können natürlich auch geringer ausfallen, aber wenn es viele Legacy-Anwendungen im Unternehmen gibt, könnten diese auch deutlich höher liegen, vor allem dann, wenn Jahr für Jahr kleinere Anpassungen vorgenommen werden.