HP-Chairman Ray Lane stolpert über Autonomy-Übernahme

Ray Lane tritt von seinem Amt als Chairman von HP zurück. Er zieht damit die Konsequenz aus dem Wahldebakel auf der letzten Aktionärsversammlung, wo er nur von 59 Prozent der Anleger gewählt wurde. Ganz aus der Verantwortung wolle er sich jedoch nicht ziehen.

Die Schatten der Autonomy-Übernahme lasten auf dem ehemaligen HP-Chairman Ray Lane. Quelle: HP
Die Schatten der Autonomy-Übernahme lasten auf dem ehemaligen HP-Chairman Ray Lane. Quelle: HP

Ray Lane kam in die Kritik, als die Anleger ihm eine Mitverantwortung für die verlustreiche Übernahme von Autonomy vorwarfen. “Nachdem ich über die Aktionärsabstimmung im letzten Monat nachgedacht habe, entschied ich mich für den Rücktritt als Executive Chairman, um weitere Ablenkungen von HPs laufendem Turnaround zu vermeiden”, heißt es in einer Erklärung Lanes. Er sei “stolz auf den Aufsichtsrat, den wir geschaffen haben, und die erreichten Fortschritte in der Erneuerung des Unternehmens”. Er wolle weiterhin im Aufsichtsrat mitwirken und dabei helfen, “den Job zu Ende zu bringen”.

Gleichzeitig verlassen John Hammergren und G. Kennedy Thompson den Aufsichtsrat, dem sie sieben beziehungsweise acht Jahre angehörten. Während ein neuer Chairman gesucht wird, übernimmt vorübergehend Aktionsärsaktivist Ralph Whitworth diese Position. Whitworth trat bereits mehrfach in Aufsichtsräte von Unternehmen ein und war in dieser Position häuft für einen grundlegenden Kurswechsel verantwortlich.

Anhaltende Konflikte begleiten seit rund einem Jahrzehnt die Arbeit des HP-Aufsichtsrats. Ein Bespitzelungsskandal führte 2006 zum Rücktritt der Vorsitzenden Patricia Dunn.

2010 brachte die Kündigung von CEO Mark Hurd das HP-Management aus dem Tritt. An die Stelle Hurds trat schließlich der frühere SAP-Vorstandssprecher Léo Apotheker.

Der hat versucht, HP zu einem Software-Unternehmen umzustricken, kündigte den Verkauf des wichtigen Umsatzbringers der PC-Sparte an und gab dann auch 2011 11 Milliarden Dollar für das britische Softwarehaus Autonomy aus. Nicht nur, dass schon damals der Preis als zu hoch galt. Offenbar aufgrund falscher Buchhaltung musste HP später 8,8 Milliarden Dollar auf die Übernahme abschreiben. Zwar wirft HP dem Autonomy-Management betrügerische Buchhaltung vor, dennoch muss sich das Unternehmen auch den Vorwurf gefallen lassen, die Buchhaltung des Unternehmen nur unzureichend geprüft zu haben.

Die Autonomy-Übernahme fiel auch in die Zeit von Chairman Ray Lane, der gleichzeitig mit Apotheker zu HP gekommen war. Es gelang ihm zwar, sich von Apotheker und seiner Strategie zu distanzieren, aber er musste jetzt doch auf die um sich greifende Unzufriedenheit der Aktionäre reagieren.

[mit Material von Bernd Kling, ZDNet.com]