Gartner über die IT-Welt von morgen
Jedes Unternehmen wird ein IT-Unternehmen, 3D-Print wird die Industrie verändern und schlaue Maschinen werden die Menschen ablösen. Ganz nebenbei prognostiziert das Marktforschungsunternehmen Gartner auch noch einen Anstieg von 3,6 Prozent bei den IT-Budges für das Jahr 2014. Wann die Zeit von Arzt-Robotern gekommen sein wird, weiß aber auch Gartner nicht.
Für die Erkenntnis, dass sich die IT-Landschaft vor einem tief greifenden Wandel befindet, braucht man eigentlich keine Marktforscher. Auf dem Gartner Symposium ITxpo allerdings geht Peter Sondergaard, Gartner Senior Research Director mit seinen Prognosen deutlich weiter.
Sondergaard warnt Unternehmen vor einer Daten-Explosion, die viele Unternehmen vermutlich unvorbereitet treffen wird. Dafür werden vor allem zahllose Sensoren verantwortlich sein. Rechner werden zu einer Grundlage des alltäglichen Lebens und möglicherweise werden auch IT-Größen wie Microsoft oder Cisco in dieser nächsten Stufe der industriellen Entwicklung an Bedeutung einbüßen. Auch CIOs müssen sich auf diese Entwicklung einstellen, um auch künftig eine wichtige Rolle spielen zu können.
2014 werden aufgrund neuer Technologien Unternehmen daher 3,8 Milliarden Dollar, etwa 3,6 Prozent mehr für IT ausgeben als noch in diesem Jahr. Doch davon Profitieren nicht zwangsläufig die Platzhirsche: Sondergaard zitiert aus einer Studie, dass bis 2017 rund zwei Drittel der Befragten ihre wichtigsten Lieferanten austauschen werden. Gartner hat auch bereits einen Namen für diese Entwicklung: “Digital Industrial Economy”.
“Die Digital Industrial Economy wird auf dem Nexus of Forces aufsetzen (damit ist das Ineinandergreifen und Integrieren von Technologien wie Cloud, Collaboration, Mobile und Information) und das Internet of Everything wird die physische Welt mit der virtuellen verbinden”, so Sondergaard.
“Wir wissen auch, dass die meisten Lieferanten es nicht schaffen, die Dominanz von einer Generation zur nächsten beizubehalten”, erklärt Sondergaard. Daher werden Anbieter wie Microsoft, Oracle oder Cisco möglicherweise keine führenden Unternehmen in der neuen digitalen Industrie-Wirtschaft sein.
Gartner stellt fest, dass im Jahr 2009 2,5 Milliarden Geräte mit dem Internet verbunden waren, die meisten davon waren Geräte wie Smartphones oder Rechner. Im Jahr 2020 werden es laut Gartner 30 Milliarden Geräte sein, die sich über eine eigene IP-Adresse mit dem Internet verbinden. Die meisten dieser Geräte jedoch werden künftig Produkte sein. Und Produkte sind kleine Sensoren aber auch Geräte wie Kühlschränke.
Das Internet der Dinge wird einen Markt befeuern, der im Jahr 2020 ein Volumen von 1,9 Billionen Dollar (sic!) haben wird. Branchen wie Gesundheitssektor, Einzelhandel und Transport werden davon besonders profitieren können, prognostiziert Gartner.
“Rechenleistung wird billig und unsichtbar sein. Wir werden nicht wissen, dass sie da ist. Sie wird in unserem Schmuck und in unserer Kleidung sein. Wir werden künftig in einer Woche mehr Rechner in die Waschmaschine stecken als wir in unserem bisherigen Leben genutzt haben.”
Schon in etwa vier Jahren werden 80 Prozent aller Budgets für Geräte für ultramobile PCs, Smartphones und Tablets ausgegeben werden. Daher sollte das Mobil-Thema für alle Applikationen die Hauptrichtung vorgeben.
Parallel dazu wird es immer mehr günstige Sensoren und Robotik-Technologien geben. So könnten künftig Ärzte durch humanoide Roboter ersetzt werden. In der Landwirtschaft werden Sensoren die Ernten optimieren und es wird immer mehr fahrerlose Fahrzeuge geben, die Lastwagen in Minen oder Busse in Innenstädten lenken. Dadurch werden die Lohnkosten künftig nicht mehr als größter Kostenpunkt auftreten. So schweben Gartner Fahrzeuge vor, die sich selbst ihre Parklücke suche und wenn ein Teil defekt ist, schickt ein Sensor eine Nachricht und ein 3D-Drucker baut darauf hin das entsprechende Teil nach.
Damit wird es auch eine neue Job-Rolle geben: der Chief Digital Officer soll laut Gartner dafür sorgen, die Digitalisierung eines Unternehmens in allen Bereichen voranzutreiben. Gartner spricht wie gewöhnlich auch Warnungen an die Unternehmen aus, die sich diesen Trend entziehen wollen: Unternehmen ohne Digitalisierungsstrategie werden sich bald in der Gesellschaft von Kodak und BlackBerry befinden. Einstigen Branchengrößen, die heute vor großen Problemen stehen.
Wenn Garnter mit den Prognosen zu den Umsätzen recht präzise ist, so hält sich Sondergaard dennoch nobel und mit gutem Grund mit Vorhersagen bezüglich eines Zeitfensters für all diese neuen Technologien zurück.