IBM will angeblich auch Netzwerk-Sparte verkaufen

Rückzug von Software Defined Networking? Nicht nur die Standard-Server-Sparte von IBM steht offenbar zum Verkauf. Dell, HP, Fujitsu aber auch Cisco oder Juniper habe IBM bereits angegangen. Ausgerechnet der Wachstumsbereich Software Defined Network for Virtual Environments soll IBM los werden wollen.

Die Künstliche Intelligenz Watson steht jetzt als Entwicklungsplattform aus der Cloud zur Verfügung. (Bild: IBM)
Watson als Entwicklungsplattform aus der Cloud zur Verfügung. IBM sucht derzeit nach Business-Anwendungen für das KI-Produkt und wird sie finden. (Bild: IBM)

IBM soll über den Verkauf der Netzwerksparte Software Defined Networking for Virtual Environments (SDNVE) nachdenken. Das berichtet die Wall-Street-Journal-Abspaltung Re/Code unter Berufung auf eine Quellen, die mit den strategischen Überlegungen IBMs vertraut sein sollen. Rund eine Milliarde Dollar soll der Verkauf in die Kassen von Big Blue spülen. IBM habe deshalb bereits informelle Gespräche mit Fujitsu, HP, Cisco, Dell und Juniper aufgenommen.

Unklar ist bislang jedoch, wie weit diese Gespräche bereits fortgeschritten sind. IBM kommentiere solche Gerüchte und Spekualtionen nicht und auch von den genannten Herstellern liegt bislang kein Kommentar vor.

IBM hat mit dem Verkauf der x86-Server an Lenovo vergangene Woche 2,3 Milliarden Dollar eingenommen. Teil dieses Verkaufs waren auch einige Netzwerk-Produkte wie zum Beispiel Switches und andere Technolgoien für die Verbindungen von Servern untereinander. Der Bereich Software Defined Networking (SDN) hingegen war nicht Teil des Verkaufs an Lenovo.

SDN ist ein noch verhältnismäßig junges Konzept. Die Idee dahinter ist, dass Netzwerke über Software und Protokolle eingerichtet werden. Es ist mit der Virtualisierung von Servern vergleichbar. Der Vorteil für Anwender ist, mehr Unabhängigkeit von der Hardware und mehr Flexibilität im Betrieb. Für traditionelle Netzwerkausrüster wie Cisco hält die neue Technologie jedoch nicht nur Chancen, sondern auch Risiken bereit.

SDNVE_IBM

Noch sind die SDN-Standards und Technologien noch sehr uneinheitlich. Allerdings verfolgen derzeit viele Hersteller die Technologie und versuchen ihre eigenen Technologien zu etablieren. Auch IBM wirkt an der bislang mäßig erfolgreichen Initiative Open Daylight mit. IBM hat für das Projekt die Technologie “Distributed Overlay Virtual Ethernet” (DOVE) geöffnet. Auf dieser Technologie basiere laut IBM auch SDNVE. Auch Cisco und HP gehören dem Konsortium an.

VMware hat das SDN-Startup Nicira für etwa 1 Milliarde Dollar übernommen. Zum gleichen Preis will IBM jetzt den eigenen SDN-Bereich abstoßen.

Re/Code zitiert einen weitere Quelle. IBM habe in den zurückliegenden Monaten Milliarden in Cloud-Unternehmen wie Softlayer und in das Watson-Projekt für künstliche Intelligenz investiert. Daher stünden jetzt Netzwerk-Technologien nicht im Zentrum der strategischen Überlegungen IBMs.

Es gibt durchaus Überlegungen, die auch diesen Verkauf für IBM sinnvoll erscheinen lassen. IBM hat angekündigt, Milliarden in den Ausbau der weltweiten Rechenzentrumsinfrastruktur stecken zu wollen. Und IBM zeigt mit dem Verkauf der PC-Sparte und jetzt mit dem Verkauf der x86-Server, dass es an Commodity-Technologien kein Interesse hat, weil es als große und damit auch etwas schwerfällige Organisation hier auch nicht mit anderen, kleineren Hersteller über den Preis nicht konkurrieren kann.

Der Fokus auf Technologien und Bereiche, die größere Margen versprechen aber vor allem auf Bereiche, wo sich IBM klar vom Wettbewerb differenzieren kann, scheint für IBM daher folgerichtig zu sein und möglicherweise wird IBM in den nächsten Monaten noch mehr alte Zöpfe abschneiden.