Finale Version von Red Hat Enterprise Linux 7 freigegeben
Die aktuelle Version ist für Bare-Metal-Systeme, Virtuelle Maschinen sowie Private- und Public-Cloud-Umgebungen geeignet. Sie soll bis zu 25 Prozent schneller arbeiten als die Vorgängerversion 6. Relevante Neuerungen sind die Unterstützung für Docker-Container, erweiterte Windows-Interoperabilität sowie ein vereinfachtes Management.
Nach halbjähriger Betaphase hat Red Hat nun die finale Version von Red Hat Enterprise Linux 7 (RHEL 7) veröffentlicht. Das “Enterprise Operating System” kann dabei auf vier Plattformen zum Einsatz kommen: Bare-Metal-Servern, Virtuellen Maschinen (VM), OpenStack-basierter Infrastructure-as-a-Service (IaaS) sowie Platform-as-a-Service (PaaS). Insgesamt lässt sich so eine leistungsfähige Datacenter- und Cloud-Umgebung für Unternehmen kreieren. Red Hat zufolge arbeitet RHEL 7 Workload-abhängig 11 bis 25 Prozent schneller als die Vorgängervariante RHEL 6.
“Wo die Welten der physischen, virtuellen und Cloud-Systeme zusammenwachsen, bietet Red Hat eine leistungsfähige Open-Hybrid-Plattform, mit der ISVs und Applikationen eine konsistente Runtime-Umgebung für Bare-Metal-Systeme, virtuelle Maschinen, Public und Private Clouds erhalten”, kommentiert Paul Cormier, President Products and Technologies bei Red Hat. “Dies ist essenziell, wenn Applikationen von On-Premise-Umgebungen in die Cloud migriert werden.”
Einige Beobachter hatten bereits zum diesjährigen Red Hat Summit im April mit der Veröffentlichung der Final gerechnet. Doch bereits bei der Vorstellung der Beta im Dezember hatte Red Hat die neue RHEL-Version als das bisher ambitionierteste Release bezeichnet. Es soll unter anderem die Installation und Bereitstellung von Software optimieren und automatisieren, die Verwaltung vereinfachen und zugleich die Zuverlässigkeit erhöhen.
Als Schlüsselfunktionen nennt Red Hat eine erweiterte Windows-Interoperabilität, wozu auch die Integration von Active Directory Domains zählt. Weitere wichtige Neuerungen sind Verbesserungen am Dateisystem (standardmäßig XFS), optimiertes Subsystem-Management mittels OpenLMI, Migration Virtueller Maschinen (VM) von RHEL-6-Hosts auf RHEL-7-Hosts in Echtzeit ohne Downtime oder VM-Modifikationen und Linux-Container-Support (einschließlich Docker).
Wie bereits vor einem Jahr angekündigt, ersetzt MariaDB das mittlerweile zu Oracle gehörende Datenbankmanagementsystem MySQL. Damit folgt RHEL den Community-Distributionen OpenSUSE und Fedora, die den Wechsel schon früher vollzogen haben. MariaDB und MySQL sind hochgradig kompatibel und unterstützen etwa sowohl Binärdateien für Bibliotheken als auch nutzbare Befehle sowie Programmierschnittstellen (APIs).
Wie zuvor schon RHEL 6.5 bietet auch RHEL 7 Unterstützung für Container-Lösungen wie Docker, wodurch der Betrieb von Applikationen vereinfacht werden soll. Systemressourcen lassen sich unter den jeweiligen Containern aufteilen, sodass jede Anwendung nur die benötigten Ressourcen erhält und dabei von anderen Applikationen isoliert ist, was wiederum die Sicherheit erhöht. Somit handelt es sich also um eine leichtgewichtige Alternative zu konventionellen Virtualisierungslösungen wie Linux’ eigene Kernel-basierte Virtuelle Maschine (KVM). Mit Docker 1.0 lassen sich Anwendungen überdies unabhängig voneinander sowie vom zugrunde liegenden Betriebssystem betreiben. Dies bedeutet, dass Anwender die Docker-Apps von einem Container auf einem Bare-Metal-System je nach Bedarf in eine Virtuelle Maschine oder in die Cloud migrieren können.
Darüber hinaus wurden die Dateisysteme Ext4 und Btrfs erweitert. Neu ist der Support für XFS als Standarddateisystem, das eine Skalierung bis auf 500 TByte ermöglicht. Ext4 ist jetzt kompatibel zu eigenständigen Dateisystemgrößen von 16 bis 50 TByte sowie Blockgrößen von 1 MByte, was unter anderem die Fragmentierung verringert. Btrfs liegt als Technology Preview vor und beinhaltet integriertes Basic Volume Management, Snapshot-Support sowie Unterstützung für Prüfsummen, damit die Integrität von Daten und Metadaten sichergestellt werden kann.
Netzwerkintensive Applikationen profitieren vom Support für 40-Gigabit-Ethernet. RHEL 7 unterstützt zudem sehr große Storage-Konfigurationen, einschließlich Enterprise-Storage-Arrays sowie Red Hats hauseigenen Storage Server. Die Verwaltung heterogener Storage-Umgebungen wurde überdies vereinfacht.
Samba 4.1 ermöglicht Systemadministratoren beim parallelen Betrieb von RHEL 7 und Microsoft Windows Server, Anwender und Ressourcen mit Windows Active Directory Domains zu integrieren. Alternativ lässt sich auch RHEL Identity Management parallel zu Active Directory nutzen.
Homogene Management-Tools für Netzwerk, Storage, Dateisystem, Performance, Identitäten und Sicherheit sollen außerdem die Konfiguration und Verwaltung vereinfachen. Zu diesem Zweck setzt RHEL 7 auf die relativ aktuelle Systemverwaltungslösung OpenLMI, mit der sich das Management mehrerer Systeme mithilfe von Scripting und Programmierschnittstellen (API) automatisieren lässt. Im Gegensatz zu DevOps-Programmen wie Chef und Puppet, welche auf Cloud Deployment abzielen, dient OpenLMI der Einrichtung und Verwaltung von Subsystemen oder Bare-Metal- sowie Virtual-Production-Server. Außerdem nutzt RedHat wie andere Linux-Distributionen (SuSE, Debian und Ubuntu) seit Kurzem systemd als Init-System zum Management von Prozessen, Services, Sicherheitskonfigurationen und anderen Ressourcen. Performance Co-Pilot, eine Sammlung von Frameworks und Services, erlaubt das Aufzeichnen und Überwachen der Systemleistung durch Administratoren oder Subsysteme wie systemd in Echtzeit.
Einen Überblick über alle relevanten Neuerungen bieten die Release Notes. Detaillierte Informationen über die Änderungen zwischen Red Hat Enterprise Linux 6 und 7 finden sich im Handbuch zur Migrationsplanung. Bekannte Probleme sind in den Technischen Hinweisen aufgeführt. Viele neue Funktionen stellt Red Hat auch in kurzen Videos in seinem Youtube-Kanal vor.
[mit Material von Björn Greif, ZDNet.de]
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