Datenschutz bei Online-Diensten für Deutsche wichtiger als Komfort
Über 70 Prozent der Bundesbürger sind nicht bereit, zugunsten von mehr Komfort auf Datenschutz und Privatsphäre im Internet zu verzichten. Das zeigt der aktuelle EMC-Datenschutzindex. Dennoch unternimmt ein Großteil nichts, um sich besser zu schützen.
Wie der aktuelle Datenschutz-Index von EMC zeigt, ist das Datenschutzbewusstsein in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern am höchsten. Demnach sind 71 Prozent der Bundesbürger nicht bereit, Abstriche beim Datenschutz für mehr Komfort bei Online-Diensten zu machen. Der Durchschnittswert in der Studie liegt bei nur 51 Prozent.
Der Index untersuchte die Einstellungen und Meinungen von Verbrauchern zum Thema Datenschutz und Privatsphäre im Internet. Weltweit unterschieden sich die Standpunkte deutlich. Die Studie teilt die Ergebnisse in sechs Gruppen auf.
Das “Soziale-Ich” umfasst die Interaktion mit Social-Media-Seiten, E-Mail-Programmen sowie Chat-, SMS- und anderen Kommunikationsdiensten. Der Umgang mit Banken und anderen Finanzdienstleistern ist im “Finanz-Ich” erfasst. Das Verhältnis zwischen Nutzer und Behörden sowie Regierungsstellen legt das “Bürger-Ich” dar. Zudem gibt es das “Gesundheits-Ich” (Ärzte, medizinische Einrichtungen und Krankenversicherungen), das “Arbeits-Ich”, beinhaltet die Interaktion mit Systemen und Websites aus dem Arbeitsumfeld und das “Verbraucher-Ich” für den Umgang mit Online-Shops.
Dem Datenschutzindex zufolge sind die Befragten im Bereich “Bürger-Ich” weltweit (50 Prozent) sowie auch in Deutschland (36 Prozent) am ehesten bereit, Einschränkungen beim Datenschutz zu akzeptieren.
Die wenigsten Kompromisse gehen die Deutschen in der Rolle des “Sozialen-Ichs” ein. 71 Prozent lehnen eine Beschneidung des Datenschutzes zugunsten von mehr Komfort bei Online-Diensten ab. 15 Prozent stimmen für mehr Bequemlichkeit. Weltweit sind es sogar 27 Prozent.
Der EMC-Datenschutzindex kommt zu dem Schluss, dass Menschen Internettechnologien nutzen möchten, ohne Abstriche beim Datenschutz machen zu müssen. Die Studie zeigt aber auch Widersprüche.
Über die Hälfte der Befragten wurden der Studie zufolge bereits einmal zu Opfern von gehackten E-Mail- oder Social-Media-Konten. Dennoch unternimmt ein Großteil nichts, um sich künftig besser zu schützen. 63 Prozent der Befragten gaben an, ihre Passwörter nicht regelmäßig zu wechseln. Vier von zehn Befragten passen die Datenschutzoptionen in sozialen Netzen nicht an. In Deutschland sind es 27 Prozent der Befragten. Ihr Mobilgerät schützen 59 Prozent mit einem Passwort. Weltweit gaben 61 Prozent an, ihr Mobilgerät zu schützen.
Obwohl immer mehr Nutzer in sozialen Netzwerken aktiv sind, stehen sie diesen kritisch gegenüber. Die Befragten erwarten, dass es in den nächsten fünf Jahren schwerer wird die eigenen Daten zu schützen. 59 Prozent der Bundesbürger gaben an, dass sie Vertrauen in die Fähigkeiten der Anbieter haben, persönliche Daten zu schützen. Bei nur 46 Prozent liegt das Vertrauen in der Datenschutzethik der sozialen Netzwerke.
Für die Zukunft des Datenschutzes sehen die Befragten schwarz. Die Hälfte der Deutschen hat das Gefühl, dass der Datenschutz im Vergleich zum Vorjahr schlechter wurde. In Deutschland erwarten 88 Prozent einen weiteren Rückgang in den nächsten fünf Jahren.
“Auch wenn Deutschland als ‚Datenschutzweltmeister‘ im EMC-Datenschutzindex gut abschneidet – die Studie zeigt, dass hierzulande Nachholbedarf besteht: Fast drei Viertel der Verbraucher ändern nicht regelmäßig ihre Passwörter, ein Drittel passt die Datenschutzoptionen in den sozialen Netzwerken nicht an und gibt so unnötige Daten preis”, erklärt Sabine Bendiek, Geschäftsführerin EMC Deutschland. “Zu denken gibt mir auch die pessimistische Einschätzung der überwiegenden Mehrheit der Deutschen, dass der Datenschutz weiter abnehmen wird. Hier sind Gesellschaft und Wirtschaft gefragt, Verbraucher besser aufzuklären und Lösungen aufzuzeigen. Sonst wird das Vertrauen in die digitale Wirtschaft langfristig erodieren.”
An der Umfrage zum EMC-Datenschutzindex haben 15.000 Verbraucher aus 15 Ländern vom 1. bis 19. August 2013 teilgenommen. Sie beantworteten Fragen zum Thema Datenschutz und Privatsphäre im Internet.
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