Deutsche ERP-Anwender hinken bei Mobile hinterher
Zwar nutzen viele deutsche Unternehmen recht frische ERP-Installationen doch im internationalen Vergleich können deutsche nur selten auch mobil auf die Lösungen zugreifen. Auch der Betrieb in der Cloud ist nach wie vor eher die Ausnahme. Vorreiter in beiden Fällen ist erstaunlicherweise China.
Epicor gibt die Ergenisse einer ERP-Anwenderbefragung bekannt. Die weltweite Studie mit dem Branchenschwerpunkt Fertigung und Handel zeigt, dass die Mehrheit der Unternehmen die ERP-Systeme auf aktuellem Stand hat. So ist kaum ein ERP-System älter als fünf Jahre.
Deutsche Unternehmen nutzen zu 63 Prozent eine Lösung, die jünger als zwei Jahre ist, damit liegen deutsche Unternehmen vor Großbritannien und USA mit 55 beziehungsweise 56 Prozent. Das rasante Wirtschaftswachstum in China sorgt offenbar auch für aktuelle IT. Hier haben rund 90 Prozent der Unternehmen in den vergangenen 24 Monaten in neue ERP-Systeme investiert.
Zwar glauben rund 80 Prozent der Befragten, dass ERP für ihr Unternehmen von kritischer Bedeutung ist, geben die meisten Anwender an, damit lediglich Basis-Leistungen abdecken zu können. Die Zufriedenheit lässt also zu wünschen übrig, so die Epicor-Befragung.
Das deckt sich teilweise mit den Ergebnissen der ERP-Zufriedenheitsstudie von Trovarit. Diese zeigt, dass vor allem kleinere Anwender mit starken Branchenfokus zufriedene Anwender haben. Je ‘größer’ und standardisierter und komplexer eine Anwendung ist, desto eher hadern Anwender mit einer ERP-Lösung. Wirklich unzufriedene Anwender aber scheint es laut beiden Studien nicht zu geben.
Nachdem China vor allem in den vergangenen zwei Jahren in ERP investiert hat, zeigt sich hier auch der mobile Zugriff auf ERP-Lösungen auf dem Vormarsch. In Deutschland können nur 45 Prozent mobil auf ihr ERP-System zugreifen. Zum Vergleich: in Großbritannien sind das 70 Prozent, USA 66 Prozent und in China sogar 80 Prozent. Wenig überraschend ist daher auch, dass der Zugang zum ERP-System über das Internet via Tablets mit 13 Prozent bei deutschen Anwendern gering ausfällt. Doch auch die Werte aus USA sind mit 22 Prozent erstaunlich niedrig. UK zeigt sich mit 32 Prozent deutlich mobiler, China ist hier wieder führend mit 37 Prozent.
Wenn unterwegs die mobile Nutzung von ERP mit Laptops, Tablets oder Smartphones möglich wäre, sehen 51 Prozent der deutschen Anwender darin vor allem Vorteile für die Kommunikation mit Key-Kunden sowie in der Fähigkeit, auf Kundenanfragen generell schneller zu antworten (49 Prozent).
Auch ERP in der Cloud ist in Deutschland mit 37 Prozent noch wenig populär. Silicon.de-Blogger Godelef Kühl, Vorstandsvorsitender der godesys AG, weiß auch warum das so ist: Zum einen fordern deutsche Anwender, dass ihre Lösung in Deutschland gehostet wird. Und der vielleicht noch wichtigere Grund: “Die wichtigsten Charaktereigenschaften des deutschen Mittelstands sind Flexibilität und Wendigkeit. Entsprechend flexibel und wendig muss auch die im Einsatz befindliche ERP-Lösung gestaltet sein. Deutschland hat meiner Meinung nach den höchsten Reife- und Abdeckungsgrad bei Geschäftsprozessen mit ERP weltweit. Stand heute sind ERP as a Service-Systeme nicht in der Lage, prozessorientiert zu arbeiten. Doch genau diese Werkezeuge brauchen Unternehmen zur Bewältigung aktueller Herausforderungen: prozessorientierte Softwarelösungen, die sich ohne großen Aufwand an die individuellen Bedürfnisse anpassen lassen.”
Daher sieht Kühl auch den Cloud-ERP-Markt in den nächsten Jahren eher schwach. Die Epicor-Studie zeigt jedoch, dass das nicht überall der Fall sein muss. Die Unternehmenskultur in China ist eine andere als in Deutschland und damit sehen auch die Nutzungsmuster deutlich anders aus: So betreiben in China 81 Prozent aller Unternehmen ihre ERP-Lösung in der Cloud. Die USA und Großbritannien folgen mit 63 und 58 Prozent.
Dennoch hätten viele Anwender etwa 30 Prozent in Deutschland und rund ein Viertel aller Unternehmen in Großbritannien gerne die Wahl zwischen On-Premises, Cloud oder Hosting. Eine Kombination davon in Abhängigkeit von der Anwendung bevorzugen in Deutschland 21 Prozent und in UK 19 Prozent.
In China setzen mit 33 Prozent die meisten auf eine Cloud-Lösung. “Auch bei der Frage zu flexiblen Betriebsmodellen zeigt sich der Vorteil moderner Software-Architekturen bei ERP-Systemen”, ergänzt Hermann Stehlik, Vice President Zentraleuropa bei Epicor. “Haben Anwender die Wahl, können sie flexibel die für sie perfekte Umgebung für ihre Geschäftsabläufe gestalten, unabhängig von einer Installation im eigenen Rechenzentrum, als Hosted-Lösung oder als SaaS-Modell.”
Auf die Frage, worin der wichtigste Vorteil von Social-Media-Technologien liegt, nennen deutsche Anwender die Kundenkommunikation an vorderster Stelle, ebenso in UK, USA und China. Auch für die Zukunft wird Social Collaboration eine bedeutende Rolle beigemessen. Als ziemlich oder sehr wichtig gilt sie in Deutschland bei 57 Prozent der Befragten, in UK bei 52 Prozent, in den USA bei 56 Prozent und in China bei 80 Prozent.
“Der Wandel von ERP als zentrales Werkzeug der Zusammenarbeit ist erst am Anfang, wird sich aber rasch entwickeln”, sagt Hermann Stehlik, Vice President Zentraleuropa bei Epicor. “Es ist absehbar, dass Anwender nicht mehr lange auf Drittsysteme für die soziale Vernetzung im professionellen Umfeld ausweichen wollen mit allen damit verbundenen Nachteilen. Noch dynamischer erwarten wir die Entwicklung für mobiles ERP. Zumal es mit modernen Software-Architekturen lösbar ist, ERP auch komplett über Tablets bereitzustellen und anwendungsspezifische ERP-Apps für Smartphones zu entwickeln.”
Bei der Implementierung einer ERP-Lösung zählen Schnelligkeit und Skalierbarkeit des Systems bei deutschen Anwendern zu den wichtigsten Aspekten. An zweiter Stelle nennen deutsche Unternehmen die einfache Bereitstellung mit dem Ziel, Wachstum und Dynamik in den Geschäftsprozessen zu fördern.
An der Epicor-Studie haben weltweit rund 1500 ERP-Anwenderunternehmen teilgenommen, darunter 200 Unternehmen aus Deutschland. Die Unternehmen beschäftigen zwischen 100 bis über 1.000 Mitarbeiter und stammen mehrheitlich aus der Fertigungsindustrie, etwa ein Drittel aus den Bereichen Distribution und Logistik, weniger als ein Drittel aus dem Dienstleistungssektor.
Die gesamte globale ERP-Studie von Epicor ist unter: www.epicor.com/whatsnext verfügbar.
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